Horst D. Deckert

Die wahren Leidtragenden des Klimawandels

Der Klimawandel beeinträchtigt alle Amerikaner, aber farbige Menschen und einkommensschwache Gemeinden sind am schlimmsten betroffen. Zu diesem Schluss kommt die unabhängige, gemeinnützige Umweltorganisation Environmental Health Sciences. Das Medienportal The Defender hat ihre Analyse in einem Artikel zusammengefasst

The Defender nennt das Beispiel von Emma Woods aus Springfield, Massachusetts. Ihre überwiegend afroamerikanischen und lateinamerikanische Nachbarn aus der Arbeiterklasse litten verstärkt unter Asthma, Herzkrankheiten und Diabetes, und zwar häufiger als Menschen in Gegenden, in denen wohlhabende Weisse leben. In den Jahren 2018 und 2019 war Springfield laut der Asthma Allergy Foundation of America die Asthma-Hauptstadt der USA und hat nun die zwölfthöchste Asthma-Rate im ganzen Land.

Laut The Defender kommt es durch die Erwärmung des Planeten in Stadtvierteln wie jenem, in dem Woods lebt, zu mehr Luftverschmutzung, tödlichen Hitzewellen und verheerenden Katastrophen. Hierdurch sei die Gesundheit der dort lebenden Menschen noch stärker gefährdet.

«Der Klimawandel kann die gesundheitlichen Auswirkungen von giftigen Luftschadstoffen bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Kindern, älteren Menschen und Menschen mit Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch verstärken. Doch die am stärksten von Umweltgefahren betroffenen Bevölkerungsgruppen sind nur selten an Entscheidungsprozessen beteiligt, wenn es um ihr Leben und ihre Gesundheit geht.»

Aus diesem Grund haben Woods und ihre Nachbarn einen Verein namens Live Well Springfield gegründet. Dieser setzt sich für den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer Gesundheitskultur in Zeiten des Klimawandels ein. Mit mehr als 30 Partnern geht es bei Live Well Springfield um Themen wie Gesundheit, Ernährung, aktives Leben, wirtschaftliche Möglichkeiten, Wohnen und Bildung. Die Mitglieder des Vereins sind der Meinung, dass diejenigen, die am stärksten von den Umweltproblem betroffen sind, auch am besten Lösungen entwickeln können.

Wie The Defender berichtet, beziehen sie deshalb Nachbarn durch Umfragen und Workshops ein, um Input und Feedback zu sammeln. Eine besonders innovative Strategie sei die Einstellung von Anwohnern, die gegen ein geringes Entgelt ihre Nachbarn aufklären. Woods, eine pensionierte Pädagogin, habe schon vor Jahrzehnten den Zusammenhang zwischen Umwelt und Gesundheit erkannt. «Als ich als kleines Kind in einer Sozialwohnung lebte, gab es dort Müllverbrennungsanlagen, und viele der Bewohner hatten Asthma», sagte sie.

Woods’ Ehemann lebte ebenfalls in einer Sozialwohnung. Er habe eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung erlitten, obwohl er nicht geraucht habe. Währen der Pandemie starb er an einer Covid-19-Pneumonie. Wie so viele andere war auch Woods’ Mann wahrscheinlich aufgrund seiner Exposition gegenüber Luftverschmutzung anfälliger für Covid-19, so The Defender.

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