Horst D. Deckert

Islamisierung in der Bundesliga? Schiri pfeift Ramadan-Spielunterbrechung

Nicht mehr nur durch Niederknien gegen Rassismus, Demonstrieren für den Weltfrieden und Armbinden für queere Buntheit wird der deutsche Fußball heute politisch so stark vereinnahmt wie seit 80 Jahren nicht mehr. Inzwischen kommt es auch hier zu anbiedernden Unterwerfungsgesten gegenüber der „Religion des Friedens“ mit dem ständigen Anspruch auf Sonderbehandlung und hypersensible Rücksichtnahme: Mitten im Fußball-Bundesligaspiel RB Leipzig gegen TSG Hoffenheim unterbrach der Schiedsrichter kurz vor Sonnenuntergang gegen 20 Uhr die Partie für eine rituelle Trinkpause des muslimischen Leipzig-Kickers Mohamed Simakan.

Von Daniel Matissek

Unterbrechung für „Ausgehungerten“

Weil dieser die religiösen Fastenvorschriften pedantisch befolgt, nahm er den ganzen helllichten Tag, also auch vor der Partie, weder Nahrung noch Flüssigkeit zu sich. Wie unter diesen Umständen überhaupt Leistungssport betrieben werden soll, ohne die Gefahr einer Schwächung und akuten Flüssigkeitsmangels, bleibt unklar. Statt Spieler, denen ihr Glaube so wichtig ist, für betreffende Begegnungen einfach nicht aufzustellen, wurde Simakan eine Extrawurst gebraten – und das ganze Spiel einfach für zwei Minuten unterbrochen, damit dieser im Einklang mit seinen religiösen Vorschriften etwas trinken durfte. Ob es sich bei der devoten Geste um eine kultursensible Aufmerksamkeit von Schiri Bernd Dankert, um eine neue Handlungsrichtlinie des Deutschen Fußball-Ligaverbands (DFL) oder um Befolgung einer Bitte Simakans handelt, ist unbekannt – ebenso, ob islamische Religionskunde neuerdings zur deutschen Schiedsrichterausbildung gehört.

Hier ein Video der Szenerie:

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Spiel-Unterbrechung kein Einzellfall

Jedenfalls handelte es sich nicht um den ersten Fall dieser Art: Schon einige Tage zuvor war Dankerts Schiedsrichterkollege Matthias Jöllenbeck im Nachholspiel zwischen dem FC Augsburg und dem 1. FSV Mainz 05 einer Bitte des Mainzer Kapitäns Moussa Niakhaté nachgekommen, nach Sonnenuntergang etwa trinken zu dürfen. Zwar habe er so etwas „auch noch nie erlebt“, erklärte Jöllenbeck, er habe dem aber selbstverständlich“ zugestimmt. In diesem Fall war die Spielunterbrechung allerdings nicht ganz so lang gewesen.

Es braucht wenig Phantasie, um sich vorzustellen, was den Unparteiischen geblüht hätte, wären sie den Bitten der muslimischen Kicker nicht nachgekommen: Vermutlich hätte man ihnen im Fall einer Dehydrierung Folter und religiöse Intoleranz vorgeworfen; das mediale Echo wäre verheerend, seine Schiedsrichterkarriere wohl beendet gewesen. Eventuell hätte es sogar „Hausbesuche“ von eifernden Anhängern der islamischen Community gegeben.

Und gänzlich undenkbar wäre auch, dass etwas Ähnliches je für einen christlichen Spieler veranstaltet worden wäre, der seinen Glauben ebenfalls so ernst nähme und die Fastenzeit ebenso konsequent befolgte. Dieser käme jedoch nie und nimmer auf die Idee, um eine solche Extrabehandlung zu ersuchen. Wie weit islamische Spieler zu gehen bereit sind, um ihre religiösen Vorschriften einzuhalten, demonstrierte bereits vor vier Jahren der tunesische Torhüter Mouez Hassen: Dieser täuschte in mehreren Länderspielen Verletzungen vor, um seinen Mannschaftskollegen nach Sonnenuntergang Zeit zur Nahrungsaufnahme zu ermöglichen.

DFB unterstützt Sonderbehandlung

Der DFB sah sich inzwischen zu einer Stellungnahme genötigt: Man unterstütze es „natürlich, wenn unsere Schiedsrichter auf Bitten der Spieler während des Ramadan solche Trinkpausen zulassen“, so Lutz Michael Fröhlich, Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH. „Das sollen sie gerne auch weiterhin so handhaben.”  Und Fußball-Regelexperte Alex Feuerherdt bagatellisiert die Sonderbehandlung gar durch den Vergleich mit einer Trinkpause bei großer Hitze. Dieser hinkt allerdings gewaltig: In beiden Spielen gab es keine große Hitze – und trinken mussten hier nur die Muslime, die sich zuvor seit über 14 Stunden in Karenz geübt hatten.

Sonderbehandlung muslimischer Spieler bald im Regelwerk?

Feuerherdt hält es sogar für möglich, dass „die sportliche Leitung der Schiedsrichter künftig im Sinne einer einheitlichen Handhabe eine entsprechende Anweisung erlässt.” An die Aufnahme einer derartigen Anweisung ins offizielle Regelwerk glaubt er nicht, „weil die Regelhüter viel Wert auf ihre Neutralität in politischen und religiösen Fragen legen.”  Dass diese Neutralität faktisch abgeschafft wird, wenn man sie durch die Hintertür aufweicht, scheint ihm nicht aufzufallen. Damit ist er allerdings nicht allein.

Gut möglich ist, dass dank dieser erneuten vorauseilenden Unterwürfigkeit der Offiziellen im deutschen Fußball immer mehr muslimische Spieler (deren Zahl in den Vereinen seit Jahren kontinuierlich zunimmt) eine solche Sonderbehandlung einfordern. Damit könnten am Ende Spiele während des Ramadans dann erst deutlich nach Sonnenuntergang beginnen – will man keine durstgeschwächten Spieler ins Rennen schicken oder ständige Spielunterbrechungen in Kauf nehmen.

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