Horst D. Deckert

Im Hinterhof der CIA: Nicaragua erlaubt russische Truppen im Land

Russische Truppen, Kriegsschiffe und Kampfjets dĂŒrfen zu Trainingszwecken, zur Notfallhilfe und zum Gesetzesvollzug in Nicaragua stationiert werden. Dies hat die Regierung unter PrĂ€sident Daniel Ortega verkĂŒndet. Ist eine neue „Kuba-Krise“ im Anmarsch?

Lateinamerika gilt landlĂ€ufig als der „Hinterhof der CIA“ und obwohl die „Monroe Doktrin“ eigentlich nicht mehr offiziell gilt, versucht Washington den Einfluss auf dem restlichen amerikanischen Doppelkontinent dennoch weiterhin zu behalten. Immer wieder wurde versucht, Einfluss auf Wahlen in jenen LĂ€ndern auszuĂŒben, in denen linksgerichtete (als „anti-US-amerikanisch“ geltende) PrĂ€sidenten (wieder-)gewĂ€hlt werden wollten. Neben den weithin bekannten FĂ€llen Kuba und Venezuela (beide mit kommunistischen Regierungen) standen in den letzten Jahren unter anderem Bolivien, Ecuador und Argentinien mit verschiedenen Methoden der Einflussnahme im Fokus Washingtons, um möglichst politisch genehme Regierungen an die Macht zu bringen.

In a decree published this week, and confirmed by Russia, Nicaraguan President Daniel Ortega has authorized Russia to deploy troops, planes and ships to the Central American country for purposes of training, law enforcement or emergency response.https://t.co/7pJHZ7LtrH

— Stars and Stripes (@starsandstripes) June 11, 2022

Auch Nicaraguas PrĂ€sident Daniel Ortega steht im Fadenkreuz der US-amerikanischen Regime Change-BemĂŒhungen. Inzwischen wohl umso mehr, als er es russischen Truppen, Flugzeugen und Schiffen erlaubt, zu Ausbildungs-, Strafverfolgungs- und Notfallzwecken nach Nicaragua entsandt zu werden. In einem diese Woche veröffentlichten und von Russland am Donnerstag bestĂ€tigten Dekret erlaubt Ortega den russischen Truppen, Strafverfolgungsaufgaben, „humanitĂ€re Hilfe, Rettungs- und SucheinsĂ€tze in NotfĂ€llen oder bei Naturkatastrophen“ durchzufĂŒhren.

Das ist zwar noch keine direkte Erlaubnis einer dauerhaften russischen MilitĂ€rprĂ€senz (wie zum Beispiel in Syrien oder in Venezuela), doch theoretisch könnte Moskau dort (eben zu „Trainingszwecken“) mit den neuesten Hyperschallraketen ausgestattete Kriegsschiffe hinbeordern. Von der KaribikkĂŒste aus wĂ€re es etwa 3.000 Kilometer bis nach New York City und rund 3.500 Kilometer bis nach Los Angeles. Das reicht zwar nicht ganz aus, um eine „Kinschal“-Hyperschallrakete dorthin abzufeuern (diese hat eine Reichweite von rund 2.000 Kilometern), dennoch könnte Washington dies als direkte Bedrohung fĂŒr die nationale Sicherheit betrachten.

1000 miles to Houston from Nicaragua. Sides are being chosen. We are the fodder in between. This might have a little more gravity than the Cuban missile crisis. We’re already meddling in an active warzone involving Russiahttps://t.co/VWKobEGxqE

— East Texas Úlfhéðinn (@ETX_Ulfhedinn) June 11, 2022

„Es handelt sich um ein routinemĂ€ĂŸiges – zweimal im Jahr stattfindendes – Verfahren zur Verabschiedung eines nicaraguanischen Gesetzes ĂŒber die vorĂŒbergehende Zulassung auslĂ€ndischer MilitĂ€rangehöriger auf seinem Territorium, um die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen zu entwickeln, einschließlich humanitĂ€rer und Notfallmaßnahmen, der BekĂ€mpfung des organisierten Verbrechens und des Drogenhandels“, sagte Sacharowa gegenĂŒber dem von der EuropĂ€ischen Union sanktionierten russischen Nachrichtenportal Sputnik. Nicaragua wird außerdem die Anwesenheit von See- und LuftstreitkrĂ€ften“ aus Venezuela, Honduras, Guatemala, der Dominikanischen Republik, Kuba, Mexiko, El Salvador und den Vereinigten Staaten erlauben. Die Erlaubnis gilt laut einem Bericht der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass fĂŒr die zweite HĂ€lfte des Jahres 2022.

Russian state TV announces that the President of Nicaragua Daniel Ortega invited Russian Armed Forces to enter his country in the second half of 2022. State TV host Olga Skabeeva said: “It’s time for Russia to roll out something powerful closer to the American city upon a hill.” pic.twitter.com/Frmc5PHuWK

— Julia Davis (@JuliaDavisNews) June 9, 2022

Ortega ist seit seiner Zeit an der Spitze der Revolution von 1979, die den Diktator Anastasio Somoza stĂŒrzte, ein treuer VerbĂŒndeter Russlands. Ortega war von 1985 bis 1990 PrĂ€sident, bevor er 2007 erneut an die Macht gewĂ€hlt wurde. Washington pumpt ĂŒber CIA-Tarnorganisationen wie USAID seit Jahren Millionen von Dollar in das Land, um „zivilgesellschaftliche Organisationen“ zu unterstĂŒtzen. Das heißt vor allem pro-amerikanische Gruppierungen, die auch fĂŒr inszenierte Proteste gegen die Regierung (sogenannte „Farbrevolutionen“) genutzt werden können.

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