Ihr Video über Meinungsfreiheit triggerte linke Empörung: Joachim Steinhöfel und Wotan Wilke Möhring (Fotos:Imago)
Es war absehbar – und ist insofern wenig überraschend -, dass die ehrenwerte und in einer pluralen Gesellschaft an sich selbstverständliche Kampagne „#allesaufdentisch“ aktuell von Mainstreammedien, Faktencheckern und linken Corona-Puristen mit derselben Feindseligkeit angegriffen und diskreditiert wird, mit der auch schon Grundrechtsdemonstranten (nicht nur „Querdenker“), Lockdownkritiker und Impfzurückhaltende zu Brei gestampft und marginalisiert wurden. Es tobt ein Info- und Medienkrieg da draußen, und wie bei jeder hermetischen Weltanschauung, wie in jedem geschlossenen System versuchen Dogmatiker, geistigen Austausch zu verhindern, Debattenräume zu verengen und Andersdenkende zu entmenschlichen.
Jetzt geht es wieder gegen einen angefeindeten, ganz ähnlich lautenden Hashtag – und an vorderster Front laufen natürlich wieder die gegen „#allesaufdentisch“ Sturm – die ihrem manichäischen Schubladendenken gemäß – dahinter eine Kampagne der „neuen Rechten“ wittern. Begeistert stimmen all jene ins neueste vermeintliche Nazi- und Paranoiker-Bashing ein, die in bestimmten Peergroups Anschluss suchen; so etwa die „Welt„-Mode(l)kolumnistin und SPD-Quereinsteigerin Marie von den Benken, die sich auf Twitter im „fishing for links“ übte und um den Applaus der Selbstgerechten buhlte:
(Screenshot:Twitter)
Noch peinlicher gerierte sich Meteorologe, Moderator und Justizopfer Jörg Kachelmann. Dieser versucht sich spätestens seit seiner Reaktivierung bei „Riverboat“ bei den öffentlich-rechtlichen anzubiedern und hat größte Mühe, dabei nicht auf der eigenen Schleimspur auszurutschen. Ob klimawandelbedingte Dürre, Feinstaub oder Nazi-Notstand – Kachelmann sieht überall braun, und wenn er auf Twitter nicht gerade seiner Holzofenphobie freien Lauf lässt, geht es garantiert gegen „Rechtsextreme“ jeder Couleur. Auch „#allesaufdentisch“ nahm er sogleich zum Anlass, loszupöbeln:
(Screenshot:Twitter)
Bemerkenswert ist hierbei vor allem, dass sich „Kackelmann“ mit dieser Phrasensalve hervorragend selbst beschrieben hat; „saturierte Wohlstandverwahrlosung in den Kreisen der Primitivo-Boheme“ trifft auf ihn persönlich und das für Twitter inzwischen stilbildende Publikum nachgerade perfekt zu. Einer der Akteure von „#allesaufdentisch“ äußerte sich gegenüber Ansage wie folgt: „Herr Kachelmann ist ein guter Meteorologe, im Volksmund: Wetterfrosch. Seine besondere Sachkunde liegt im Bereich der Isobaren, ist zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten angesiedelt. Seine jüngsten Einlassungen sind – intellektuell – eher dem zuletzt genannten Bereich zuzuordnen.“
Woher kommt der Zorn der Haltungsrecken auf alle, die zum virtuellen und persönlichen Dialog aufrufen bei einem Thema, das die Gesellschaft stärker bewegt als irgendetwas sonst seit dem 2. Weltkrieg? Es ist wohl die Angst vor der narzisstischen Kränkung, der Gutmenschen- und Menschheitsretterkomplex der fürsorglichen Gesundheitsapostel könne durch eine Renormalisierung Lügen gestraft werden. Derselbe Affekt hatte im Frühjahr bereits den Hass des linken Juste Milieu und regierungsergebener Kulturschaffender gegen diejenigen unter ihren eigenen Kollegen befeuert, die sich damals an der sarkastischen Initiative „#allesdichtmachen“ beteiligt hatten, die einen (inzwischen als unsinnig, wirkungslos und damit rechtswidrig enttarnten) Dauer-Lockdown kritisch hinterfragen wollte.
Kachelmanns ÖRR-servile Beißreflexe
Jetzt kriegen dieselben Schaum vors Maul wegen „#allesaufdentisch“. Wegen einer Idee also, die im Prinzip für eine völlige Selbstverständlichkeit steht und jenen überfälligen Diskurs anregt, der ganz zu Beginn dieser Pandemie hätte dringend geführt und erhalten werden müssen, statt das Land in „fügsam“ und „verantwortungslos“ zu spalten und das Vexierspiel „Gute Virologen – schlechte Virologen“, „Coronazis gegen Covidioten“ und schließlich „Solidarische Geimpfte versus asoziale Ungeimpfte“ auf die Spitze zu treiben.
„#allesdichtmachen“ ist in Wahrheit nur der dringend nötige Versuch einer Redemokratisierung, einer Rückkehr der unvoreingenommenen Streit- und Diskussionskultur anstelle rechthaberischer autoritärer Arroganz; die Wiederentdeckung gegenseitigen Respekts an die Stelle anmaßenden Moralisierens. Die Kampagne will Menschen unterschiedlicher Lager miteinander reden lassen – ohne Framing, Mindset und „false Balance“, ohne den Meinungsfaschismus à la Böhmermann oder die Hybris falscher Propheten und mediengeiler „Experten“ von Lauterbach bis Drosten. Sie will Defizite der Meinungsfreiheit aufdecken und den Finger in offene Wunden legen.
Ehrenwerter Versuch der Diskurswiederbelebung
Mit dem Anspruch „Videos für alle Fakten“ ging die Kampagne an den Start: Schauspieler wie Volker Bruch, Wotan Wilke Möhring und Miriam Stein diskutierten mit Vertretern unterschiedlicher Disziplinen – die ALLE ihre Daseinsberechtigung haben und von der Politik nie nach einseitigen Gewichtungen hätten in ihrer Bedeutung stratifiziert oder vernachlässigt werden dürfen! – zu verschiedenen Corona-Themen; ausdrücklich auch solche, die in der öffentlichen Debatte bislang kein Gehör fanden.
Auch in linken Medien sorgt dieser rundum konstruktive Ansatz vor allem für Naserümpfen. Dass sich die Initianten der Kampagne „einen breitgefächerten, faktenbasierten, offenen und sachlichen Diskurs… und einen regelmäßig stattfindenden ‚Runden Tisch‘ für das Corona-Krisenmanagement“ wünschen, wird etwa vom SPD-nahen „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) kritisiert: Dies sei schon deshalb „problematisch„, weil viele der Interviewten „…verkürzte Ansichten statt wissenschaftlichen Konsens wiedergeben„. Da ist sie wieder, die Konsenskeule, mit der – tatsächliche oder nur angebliche – Mindermeinungen niedergemacht werden.

