Unter dem Motto „Alles auf den Tisch“ interviewen Künstler Wissenschaftler und andere Experten zur Coronakrise. Hier werden die Interviews in Viererpaketen vorgestellt. Zu jedem Interview gibt es das entsprechende Abstract unter dem Video dazu, falls vorhanden.
*Corona Zahlen #allesaufdentisch
Kathrin Schmidt ist Schriftstellerin
Marcel Barz ist Informatiker und Datenspezialist
Abstract Marcel Barz
Ich habe Fragen: Warum werden uns die Zahlen so präsentiert, wie sie uns präsentiert werden? Warum sehen die Dashboards so aus, wie sie aussehen? Warum werden die Zahlen so selten in Bezug zueinander gesetzt? Warum schaffen es „die anderen Stimmen“ nicht in der Öffentlichkeit?
Ich wünsche mir hierzu einen offenen Diskurs. Hier muss endlich alles auf den Tisch. Andernfalls verliere ich mein Restvertrauen in Autoritäten, in Behörden und in Medien.“
*Inzidenz #allesaufdentisch
Dieses Video ist nicht verfügbar.
Jakob Heymann ist Sänger und Liedermacher
Dr. Stephan Luckhaus arbeitet am Lehrstuhl für Mathematik, Universität Leipzig
Abstract Dr. Stephan Luckhaus
Zunächst geht es mir um die Dunkelziffer bei den 7-Tage Inzidenzen des RKI. Diese zeigen nur die Spitze des Eisbergs, 3% – 6% der tatsächlichen Neuinfektionen pro Woche. Tatsächlich hatten bis Mitte Februar weit mehr als die Hälfte der aktiven deutschen Bevölkerung die Infektion einmal durchlaufen und nicht 3%.
Der 2. Punkt: auf Covid trifft das Lehrbuchwissen über den Verlauf von Epidemien und die Evolution des Erregers genauso zu wie auf andere Infektionen. Individuen, die sich infizieren werden immun, diese Immunität hält für kurze Zeit (hier 6 – 8 Wochen) auch gegen andere Varianten des Erregers, langfristig nur gegen die Variante mit der man sich infiziert hat. Geimpft heisst immunisiert gegen den Wuhan Typ, und der ist Geschichte.
Der 3. Punkt: wir brauchen dringend nicht nur eine gesellschaftliche , auch ein wissenschaftliche Debatte, über die relative Gefährdung,die von Covid ausgeht, was man aus den Daten über Krankheit und Ansteckung lernen kann, ob es überhaupt sinnvoll ist, die Ansteckung in den Sommermonaten – ausserhalb von Altenheimen – einzudämmen, und welche technischen Möglichkeiten es gibt, starke Virusexposition – für alle Atemwegsinfektionen – zu vermeiden. Die Monopolisierung der Kommunikationskanäle durch eine gut vernetzte Gruppe muss endlich aufhören.
*Behandlung von Risikogruppen #allesaufdentisch
Alessandro Nania Pacino ist Schauspieler
Dr. Gunter Frank ist Arzt für Allgemeinmedizin, Leitlinienbeauftragter der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Buchautor
Abstract Dr. Gunter Frank
COVID-19 ist eine typische saisonale Atemwegsinfektion, die vor allem alte Menschen gefährdet, deren Immunabwehr am Ende ihres Lebens geschwächt ist. Da unsere Gesellschaft immer älter wird, sterben auch seit Jahren immer mehr alte Menschen, vor allem im Winter. Das ist eigentlich eine gute Nachricht, denn wir sterben immer häufiger, nicht mehr an Krebs oder Herzinfarkt, sondern am Ende eines langen Lebens an einem für Gesunde weitgehend harmlosen Infekt. Auch COVID-19 stellt für unter 70jährige mit einer Infektionssterblichkeit von unter 0,05% keine gesellschaftliche Bedrohung dar. Gerät jedoch ein Corona- oder Influenzavirus in ein Pflegeheim dann steigt diese Sterblichkeit auf bis zu 8%. Die schlechte Nachricht ist, unsere Gesellschaften ist darauf nicht vorbereitet.
Hauptproblem: Der massiven Pflegekraftmangel. Personell schlecht ausgestattete Pflegeheime überwiesen vorschnell, unter dem Eindruck der völlig überzogenen Corona Panik, alte Menschen schon bei Bagatellsymptomen in die Krankenhäuser. Das galt auch für die private Pflege. Ganz besonders in Bergamo oder New York waren Notaufnahmen deshalb massiv überfüllt. Dort steckten sich Patienten erst recht an und wurden dann sogar noch infektiös in die Pflegeheime zurückverlegt – ein Teufelskreislauf. Auch zu frühe, invasive Beatmung von COVID Kranken führte zu unnötigen hohen Todesraten auf den Intensivabteilungen.
Im Krankenhaus mussten viele alte COVID Patienten dann ihre letzten Tage isoliert, unter Vermummten und angeschlossen an Maschinen erleben. Die Angehörigen hatten keine Chance sich von ihren Liebsten zu verabschieden. Man kann dies nur inhuman nennen. Daraus ergibt sich eine klare Konsequenz: Eine Kraftanstrengung um genügend Pflegekräfte auszubilden und der Aufbau von Palliativabteilungen in den Pflegeheimen, damit alte, schwer vorerkrankte Menschen nicht mehr panikartig in Krankenhäuser eingewiesen werden, wo sie nur die Nachteile einer hochtechnisierten, auf Lebensrettung ausgerichteten Medizin erfahren müssen, die bei ihnen doch nur das Sterben unwürdig verlängert. Lockdowns helfen niemanden, aber darüber müssen wir dringend reden.
*ABSAGE Prof. Dr. Melanie Brinkmann