Erst zweimal in der Geschichte der Bundesrepublik wurde das Großkreuz des Verdienstordens in besonderer Ausführung – mit Schulterblatt – verliehen: Und zwar an die Bundeskanzler Konrad Adenauer und Helmut Kohl, beide Male für epochale und außergewöhnliche historische Entscheidungen und Glanzleistungen. Dass nun Angela Merkel ebenfalls die Auszeichnung erhalten soll, ist ein Hohn – und entwertet den Verdienstorden für alle Zeiten.
Adenauer war der Gründungskanzler der Bundesrepublik, der Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Ansehen und Würde zurückgab, indem er es vom Paria der Staatengemeinschaft zu einem wieder respektierten Mitglied der Völkergemeinschaft machte. Mit geschickter Diplomatie holte er zehntausende deutsche Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft zurück und sorgte für eine politische Stabilität, in der das beispiellose Wirtschaftswunder gedeihen konnte.
Keine einzige Entscheidung von Größe
Kohl war nicht nur sprichwörtlich der Kanzler der Einheit, sondern dieses historische Bravourstück ging maßgeblich auf seine Unbeirrbarkeit vor allem in der Wendezeit zurück. Gegen entschiedenen Widerstand der Grünen und weiter Teile der SPD – also der Parteien, die Deutschland heute maßgeblich zugrunde richten – setzte er die Einheit mit geschickter bilateraler Diplomatie durch und nutzte 45 Jahre nach Kriegsende die Gunst der Stunde, die Zustimmung der einstigen Siegermächte einschließlich der Sowjetunion zur deutschen Wiedervereinigung einzuholen.
Es gibt in Angela Merkels 16-jähriger bleierner Amtszeit kein einziges Ereignis, keine Entscheidung und keine Leistung, die auch nur annähernd an die Größe dieser bedeutenden Kanzler heranreichte. Gelegenheiten machen große Politiker; ihr Verhalten in Krisen bestimmt darüber, wie die Nachwelt über sie urteilt.
Versagen bei Griechenland-Hilfen und Migration
In allen entscheidenden Krisen, denen sich Merkel stellen musste, hat sie zum maximalen Schaden Deutschlands entschieden: In der Frage der Griechenlandhilfen hat sie statt auf den überfälligen Rauswurf Griechenlands aus der Eurozone auf eine Kaskohaftung zulasten der deutschen Steuerzahler gesetzt. Das war zugleich die Geburtsstunde der AfD und damit der Turbo für die Erosion im bürgerlichen Lager zum Schaden der Union.
Mit ihrer Rolle rückwärts beim „Ausstieg aus dem Ausstieg” aus der Atomkraft, als sie 2011 nach Fukushima völlig irrational, unüberlegt und in klischeehafter weiblicher Emotionalität abermals die Abschaltung der deutschen AKWs beschloss, legte sie den Grundstein für die fatale energiepolitische Abhängigkeit vom Ausland, insbesondere von Russland; die Folgen badet Deutschland heute mehr denn je aus.
Verhängnisvoll falsches Agieren
Und dann war da natürlich die Wahnsinnsfehlentscheidung, für die nachfolgende Generationen von Deutschen – sofern es sie dann noch geben wird – diese Kanzlerin verfluchen werden: Die Grenzöffnung von 2015 und das totale Kontroll- und Staatsversagen in der Asyl- und Migrationspolitik, mit der Merkel Deutschland in die schlimmste ökonomische und gesellschaftliche Krise seiner Geschichte geführt hat; ein Kurs, den ihre Nachfolgeregierung dankbar weitergeht.
Merkels erratisches und aus heutiger Sicht verhängnisvoll falsches Agieren in ihren letzten zwei Amtsjahren, während der Corona-Krise, verblasst geradezu gegen die monströse Hypothek, die sie ihrem Land mit der fatalen Irrlehre des „Wir schaffen das” aufgebürdet hat.
Nicht tradierungswürdig
Nach alledem hätte Merkel nicht nur keinen Orden verdient, sondern eigentlich müsste ihre Kanzlerschaft umgekehrt nachträglich gerügt und für „nicht tradierungswürdig” erklärt werden – wenn sie sich schon nicht vor einem Tribunal für ihre rechtsfreie und verantwortungslose Zuwanderungspolitik rechtfertigen musste.
Dass ihr nun kommenden Montag ausgerechnet ihr ehemaliger Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Auszeichnung verleiht, ist so scham- wie würdelos. Ganz offenkundig revanchiert sich Steinmeier so für ihre Patronage, als sie ihn nach seinem Regierungsausscheiden ins höchste deutsche Staatsamt hievte. Es passt wie die Faust aufs Auge zu Merkel, dass sie selbst nicht die Selbstkritik und Selbstreflexion aufbringt, diese völlig deplatzierte Ehre auszuschlagen.
Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“
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