Horst D. Deckert

Ausbringen von Herbizid weiterhin erlaubt – trotz Warnung

«Denn sie wissen nicht, was sie spritzen», titelte der Beobachter am 4. Februar. Dabei geht es für einmal nicht um die Covid-Spritze, sondern das Ausbringen des Herbizids «Njett». Obwohl der Bund die Verbreitung von Pestiziden durch «Hobbygärtner» weitgehend verbieten will, hat das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) die Bewilligung für «Njett» kürzlich verlängert.

«Es widersprach damit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Dieses Amt hatte empfohlen, Njett für Hobbygärtnerinnen und -gärtner aus dem Verkehr zu ziehen», informiert der Beobachter. Das BLV könne schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit nicht ausschliessen. Weil aber seit Anfang des Jahres neuerdings das BLW für die Bewilligung von Pestiziden zuständig ist, hatte es auch in diesem Fall die Hoheit und übertrumpfte damit das BLW.

Das Herbizid «Njett» wird gegen Unkraut auf Rasenflächen eingesetzt. «Wer Njett auf seinen Rasen spritzt, muss Schutzkleidung tragen. Und darf die Fläche danach bis zum nächsten Schnitt nur mit langärmligem Pullover, langen Hosen und festen Schuhen betreten», schreibt der Beobachter. Dass sich Hobbygärtner an diese Vorschriften halten, sei laut BLV jedoch unwahrscheinlich.

Dies sieht auch die Umweltorganisation WWF so: «Wir verstehen nicht, weshalb ein Herbizid mit solchen Risiken für die Gesundheit und die Umwelt weiterhin für die Privatanwendung zugelassen wird», sagt die WWF-Landwirtschaftsexpertin Eva Wyss gegenüber dem Beobachter.

Auch Urs Streuli des Vereins Bioterra, gibt zu bedenken, dass die Sicherheitsvorschriften kaum eingehalten würden. «Viele Hobbygärtner informieren sich nicht richtig und wenden die Mittel völlig falsch an.» Es brauche deshalb strengere Vorschriften.

«Die Schweiz hinkt hinterher. In Österreich, Frankreich oder Baden-Württemberg ist der Pestizideinsatz für Private viel stärker eingeschränkt.»

Nun wolle der Bund doch handeln, schreibt der Beobachter. Konkret habe sich das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in die Debatte eingeschaltet. Auch das BAFU gehe nämlich davon aus, dass sich Hobbygärtner nicht an die Vorschriften halten, «womit sie der Umwelt und sich selbst unnötig schaden». Viele Private würden auf Wegen und Plätzen Herbizide einsetzen, «obwohl das seit langem verboten ist».

Das BAFU weist auf etliche Alternativen hin, denn «Unkraut könne auch durch Jäten entfernt werden». Das Bundesamt will sich für ein Verbot der Herbizide stark machen. Dieses befinde sich im Moment aber erst «im Entwurf einer Verordnungsrevision». Ob es umgesetzt werden könne, sei offen.

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