
Die Stillstandssekte im Land hadert nach wie vor damit, dass das Tempolimit auf Autobahnen nicht im Koalitionsvertrag Eingang gefunden hat – als Ergebnis des „Verhandlungserfolgs“, besser: gesichtswahrenden Feigenblatts von FDP-Chef und Porschefahrer Christian Lindner, der sich ansonsten von Rot-Grün famos über den Tisch ziehen ließ. Willkommener Stoff für Hyper-Heuchler wie Multimillionär Sebastian Vettel, der dieser Tage in seiner fernen Schweizer Villa darüber wütete, dass den Deutschen ihr immer kärglicheres Dasein nicht noch ein wenig schwerer gemacht wurde und dass Autofahrer nicht noch mehr gegängelt werden.
Doch das Tempolimit treibt nicht nur dekadente Berufsraser um, die anderen das Gaspedal auf der Autobahn verbieten wollen. Gerade wieder echauffieren sich die Spießbürgereliten der linken Volkserzieherpresse darüber, dass auch innerorts die Autos „häufig viel schneller fahren als erlaubt“. Der „Spiegel” beklagt pikiert, dass vor allem nachts, wenn die Straßen frei sind, „ordentlich Gas” gegeben werde, und zitiert entrüstet aus einer eigenen Datenanalyse, demzufolge etwa in Dresden, Halle (Saale) oder Kiel die Hälfte aller Autofahrer mit mindestens 40 Stundenkilometern durch Tempo-30-Zonen fahren würden. Nachts, auf menschenleeren Straßen, 10 Stundenkilometer zu schnell? Welch unhinnehmbares Skandalon!
Journalistische Recherche, solange sie neuen Verbotsrufen nützt
Journalisten, die ein Problem damit haben, dass auch noch nicht der letzte Lebensbereich und Alltagswinkel durchreguliert, gegängelt und dauerüberwacht wird, scheuen plötzlich keine Mühen, jenen Rechercheeifer zur Entfaltung zu bringen, den sie ansonsten sträflich vermissen lassen – etwa bei der angemessenen Würdigung der Corona-Politik und der ihr zugrundegelegten Phantasie- und Willkürdaten. Geht es nämlich darum, den Menschen die letzten „leichtfüßigen“ Freiheiten zu nehmen, dann sind die linksgrünen Klima-Calvinisten gerade beim „Spiegel“ ganz vorne mit dabei: Weder Kosten noch Mühe scheuten sie, um eine Analyse auf Grundlage von Daten des Navigationsanbieters „TomTom“ durchzuführen und hierzu die digital erfassten Verkehrsdaten für 40 deutsche Städte auszuwerten.
So fanden die knallhart-investigativen Rechercheure des früheren Nachrichtenmagazins (das diese Selbstbezeichnung heute sinnentstellend immer noch im Namen führt) Unerhörtes heraus, das nach promptem politischem Handlungsbedarf schreit: So werde nicht nur in 30er-Zonen, sondern auch auf Tempo-50-Abschnitten „vielerorts zu schnell gefahren”. In Kiel seien nachts 22 Prozent aller Autos mit mindestens 60 Sachen unterwegs, in Aachen, Bremen und Halle/Saale lägen die Anteile zwischen 18 und 19 Prozent. Überhaupt sähe man es in den Hamburger Mediensalons wohl lieber, wenn „Verkehrsberuhigung” (neudeutsch: „Entschleunigung“) gleich überall im Land flächendeckenden Einzug hielte. Die politischen Genossen sind jedenfalls bereits instruiert: Etliche Grüne sowie Fahrrad- und Fußgängerverbände, vermerkt der „Spiegel“ zu zufrieden, fordern bereits, in Ortschaften und Städten grundsätzlich Tempo 30 einzuführen. „Dafür spricht Einiges: Der Lärmpegel sinkt, Fußgänger und Radfahrer fühlen sich sicherer, die Lebensqualität der Anwohner steigt.”
Bestechende Logik
Sogar Verkehrspsychologen bemüht der „Spiegel“ – denen als Erklärung für das Ärgernis, warum zu viele der niedrigtourigen „Erste-Gang-“ bzw. „Zweite-Gang-Raser” in Deutschland die Straßen „unsicher“ machen, nichts besseres einfällt, als die in Deutschland angeblich noch immer „viel zu niedrigen Bußgelder” für Verkehrssünder zu bemühen. Die teils großen Unterschiede zwischen deutschen Städten und Kopenhagen, Zürich und Oslo beim Tempo innerorts ergäben sich aus den deutlich höheren Sanktionen im Ausland: Wer in der Schweiz mit 40 durch eine 30er-Zone fährt, zahlt 116 Euro. In Dänemark sind es sogar mehr als 470 Euro. In Deutschland hingegen kostet dieses Vergehen „nur” 30 Euro, und das „trotz gerade erst erhöhter Bußgelder” – schimpft der „Spiegel“.
Eine bestechende Logik: Warum nicht gleich ein Monatsgehalt Mindestbuße pro Verstoß? Oder noch besser wäre es, bei geringsten Geschwindigkeitsübertretungen die Autos gleich zu beschlagnahmen und direkt den Führerschein einzuziehen! Für den Anfang könnte es auch reichen, die Spritpreise einfach so weiter zu verteuern, dass sowieso nur noch Grüne in ihren Dienstwagen oder Schwerreiche in Luxuskarossen, nicht zu vergessen natürlich auch arabische Clanbrüder in ihren getunten Boliden, die Straßen für sich haben. Die einen jucken höhere Bußgelder sowieso nicht, weil sie nicht selbst am Steuer sitzen – und letztere ignorieren sie einfach. Der Rest der Meute kann zu Fuß gehen (Achtung: nicht jedoch Spazierengehen!). Garantiert ohne Tempolimit.