Deutschland ächzt und stöhnt unter historischen Öl- und Spritpreisen. Die politische Créme hat alle Hände voll zu tun, Gift in die Ohren eines coronagefügig gemachten Volkes zu träufeln und das Narrativ (vulgo: Ammenmärchen) zu verbreiten, die Krise habe nichts mit einer verfehlten, seit vielen Jahren unverantwortlichen und selbstzerstörerischen Energiepolitik zu tun, sondern mit Putins Krieg; kein Wunder: Mit dem geistigen Shortcut von Kriegsbetroffenheit und Ukrainesolidarität zu noblem Verzicht und Opferbereitschaft hofft sie, die Mehrheit der Bürger von der schockierenden Erkenntnis fernzuhalten, dass sie jetzt die Quittung für ihre eigene Wahlentscheidung erhalten und jetzt genau die erwartbaren Früchte einer Politik eingefahren werden, die dabei herauskommt, wenn man eine Klimasekte ans Regierungsruder lässt. Die aktuellen Teuerungen treffen die ganze Welt; doch nur in Deutschland wirken sie sich derart verheerend aus – weil die Versorgungssicherheit so gut wie abgeräumt wurde und Energiekosten staatlich stärker belastet werden als irgendwo sonst.
Doch im Schatten der Verknappung und Preisexplosion fossiler Energieträger, die die Inflation in ungeahnte Höhen treibt und nach und nach zu Engpässen bei fast allen Waren und Dienstleistungen führt, da das gesamte Logistik- und Transportgewerbe notleidend wird, kommen noch ganz andere Probleme auf uns zu, die wir seit 1945 in Deutschland für alle Zeiten (so wie Krieg und Landesverteidigung) überwunden glaubten: Die Grundnahrungsmittelversorgung könnte zusammenbrechen, wenn die Getreideproduktion infolge der Sanktionen sowie unterbrochenen Liefer- und Handelswege ins Stocken geraten sollte. Russland und die Ukraine, beide kriegführende Staaten, sind die wichtigsten Getreideexporteure für Europas; schon sind die Kornreserven in Deutschland zu fast 80 Prozent aufgebraucht (Ansage berichtete).
Weizen wird zum Luxus
Und jetzt steigen auch noch die Weizenpreise in China geradezu explosionsartig an – zum einen aufgrund des Ukraine-Krieges, zum anderen auch wegen Entwicklungen des dortigen Binnenmarktes. Seit Beginn des Krieges, in gerade einmal 17 Tagen, erhöhter sich der Preis auf gestern 506 Euro pro Tonne. Zuvor hatte er bei 406 Euro gelegen, was bereits außerordentlich hoch war. Der vordergründige Hauptgrund dafür war zwar, dass die Weizenbestände chinesischer Getreidehändler und Landwirte 2021 massiv abgebaut wurden, nachdem die Maispreise wegen einer massiven Flutkatastrophe im Sommer letzten Jahres zweitweise erheblich über den Preisen für dadurch knapp gewordenes Weizen lagen (es wurde in den betroffenen Regionen fast die Jahresernte vernichtet!), und der chinesische Staat mit eigenen Reserven einspringen musste. Die Auswirkungen auf den Weltmarkt – und damit Europa – sind noch nicht abzusehen.
Für Ukraine-Krieg ist in jedem Fall ein für die Nahrungsversorgung der EU potentiell lebensgefährlicher Konflikt zwischen zwei großen Weizenexporteuren. Die Ukraine kann derzeit nicht mehr exportieren, und Russland ist es aufgrund der weltweiten Sanktionen zumindest nur unter größten Schwierigkeiten möglich. Allerdings hatten China und Russland bereits vor dem Krieg vereinbart, dass China Importe von Weizen und Gerste aus allen Regionen Russlands zulassen will. Hinzu kommt, dass der Zustand des chinesischen Winterweizens historisch schlecht ist. Dieser sei um über 20 Prozent gesunken, was zu großen Problemen bei der diesjährigen Getreideproduktion führen wird.
Angesichts dessen intensiviert China, dessen Ziel ohnehin die wenigstens annähernde Selbstversorgung ist, seine Politik des Hamsterns von Getreide, Mais und Sojabohnen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Importe von Weizen um 16 Prozent, die von Mais sogar um 152 Prozent. China sieht sich daher bereits des Vorwurfs aus den USA ausgesetzt, durch seine Massenhortungen mit-, wenn nicht sogar hauptverantwortlich für die steigenden Lebensmittelpreise zu sein. Nach Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums wird China im Sommer 2022 etwa 69 Prozent der Maisreserven, 60 Prozent der Reisreserven und 51 Prozent der Weizenreserven kontrollieren.
Sollte es ganz dicke kommen, können die Verzichtsethiker und Sonntagsprediger ja ihre Morali-Phraseologie um die Parole „Hungern für die Frieden“ erweitern – und statt Fahr- Fressverbote fordern, beziehungsweise statt Tempolimits dann eben Kalorienlimits…
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