Durch anlasslose Massentests wird in Deutschland seit mehr als zwei Jahren ein Ausnahmezustand aufrechterhalten. Ärzteverbände fordern davon nun endlich eine Abkehr: Die Bürgertests sollen abgeschafft und medizinische Diagnosen wieder Sache der Ärzte werden.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Der Ärztliche Pandemierat empfahl jüngst gegenüber der Bundesärztekammer, dass die Testinfrastruktur professionalisiert und der Arztvorbehalt zur Feststellung übertragbarer Krankheiten wie Covid-19 wieder hergestellt werden sollen. Tests würden demnach nur noch von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden.
Der Vize-Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Stephan Hofmeister, kritisierte seinerseits das Festhalten am Motto „viel hilft viel“: „COVID-19 wird nicht verschwinden. Aber wir werden lernen, mit dem Virus zu leben – und zwar im rationalen Modus, nicht im dauerhaften Ausnahmezustand.“ Testressourcen sollten nur noch gezielt eingesetzt werden.
KBV-Chef Andreas Gassen stimmte ebenfalls zu, dass anlasslose Bürgertests gestoppt werden müssen. Das sehen auch Labor-Vertreter und die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst, Dr. Elke Bruns-Philipps, so. Letztere empfiehlt, dass das Testgeschehen sich nur mehr auf Beschäftigte im medizinischen Bereich sowie auf Menschen mit tatsächlichen Symptomen einer Covid-Erkrankung beschränken sollte.
Inzidenzen als Maßnahmenrechtfertigung
Ein Wegfall der massenhaften Bürgertests würde freilich bedeuten, dass die Bundesregierung auf ihre geliebten Inzidenzwerte als Rechtfertigung für grundrechtseinschränkende Maßnahmen verzichten müsste: Ärzte würden nämlich nur noch jene Menschen auf Covid testen, die wirklich erkrankt sein könnten. Die Folge: Die Inzidenzen würden (wie jüngst in Spanien) rapide sinken. Der allergrößte Teil der Testpositiven, die die Inzidenz ausmachen, hat wenig bis gar keine Krankheitsanzeichen; die Bundesregierung verbreitet mit den Zahlen aber bis heute eine Panik, als würde hinter jedem sogenannten „Covid-Fall“ ein schwerst erkrankter Mensch stehen, der mit dem Tode ringt. Andernfalls würde die Toleranz der Bevölkerung gegenüber dem schädlichen Impfzwang und den nutzlosen Maßnahmen auch gegen null tendieren. Die Inzidenz als Grundlage politischer Entscheidungen ist seit Jahr 1 der Pandemie konsequent kritisiert worden. Deutschlands politisch Verantwortliche müssen sich demnach wohl durchaus die Frage vieler Bürger gefallen lassen, ob so viel Dummheit und Dreistigkeit eigentlich wehtun.
In jedem Fall überrascht es wenig, dass man beim Bundesgesundheitsministerium nicht von den anlasslosen Testungen abrücken will. Erst im Juni wolle man erstmals überprüfen, ob die „kostenlosen Bürgertests“ ab Juli wegfallen könnten. Tatsächlich hatte man die Testungen schon einmal kostenpflichtig gemacht – durch den Testzwang in vielen Bereichen aber weiterhin für ausreichend „Fallzahlen“ gesorgt. Es geht hier nicht um die Abschaffung von kostenlosen Testungen, sondern darum, endlich aufzuhören, gesunde Menschen kranktesten zu wollen. Und das möchte Covid-Heulboje Lauterbach ganz sicher nicht.
Milliarden von Steuergeldern für Testbetrüger
Fakt ist nebenbei bemerkt auch, dass die angeblich „kostenlosen“ Bürgertests selbstverständlich keinesfalls kostenlos sind. Allein durch Testbetrüger hat Deutschland bereitwillig Milliarden von Steuergeldern verschwendet. Die Behörden ermitteln bundesweit in 650 Fällen wegen mutmaßlichen Abrechnungsbetrugs mit Corona-Tests. Der Leiter des Kommissariats für Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen beim Berliner LKA stellte gegenüber „Welt“ fest: „Es gab neben fehlenden Kontrollmöglichkeiten kaum Auflagen durch die Zulassungsbehörden bei der Eröffnung von Testzentren, die geeignet gewesen wären, Betrugsversuche zu vereiteln.“ Dabei sollte auch die Frage gestellt werden, ob nicht gerade auch testfanatische Politiker sich hier ein hübsches Zubrot gesichert haben. Denn: Es wäre ein Leichtes gewesen, derartigen Betrug zu unterbinden.