In dem nur mehr rund 700 Einwohner zählenden Dorf Linton-on-Ouse in North Yorkshire, England, will die britische Regierung insgesamt 1.500 Migranten unterbringen. Die Einwohner fürchten sich. Denn das Dorf hat den Asylbewerbern nichts zu bieten.
Auf einem stillgelegten Stützpunkt der britischen Luftwaffe (RAF) im beschaulichen Dorf Linton-on-Ouse will die britische Regierung nun eine große Anzahl an Migranten unterbringen. Die Dorfbewohner umfassen insgesamt wohl weniger als 1.200 Menschen, zumal dies Zahlen der Volkszählung 2011 sind und der Abwanderungdruck groß ist. Inzwischen sollen es gar nur mehr um die 700 sein. Diese sehen sich damit konfrontiert, dass die Zahl der Asylbewerber die Stammbevölkerung deutlich überwiegt und sagen, dass sie immer noch im Unklaren über die Pläne des Innenministeriums sind. Pläne, inmitten ihres ruhigen Dorfes in Yorkshire ein Migrantenlager/Asylzentrum für 1.500 Personen zu errichten. Die Menschen befürchten nun, dass dies ihre bestehende Gemeinschaft zerstören wird.
„Es hat keine Konsultation gegeben. Es kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel“, sagte eine Anwohnerin, die 68-jährige Linda Scarbro, in einem von MailOnline zitierten Kommentar. „Ihre Rasse oder Religion ist mir egal. Es ist die Tatsache, dass 1.500 junge Männer durch das Dorf streifen werden, und ich weiß nicht, was sie tun werden“, sagte sie. „Es steht ihnen frei, zu kommen und zu gehen. Das Innenministerium kann sie nicht festhalten, und der Flugplatz ist nicht sicher“, erklärte sie.
Ein anderer Einwohner von Linton-on-Ouse, der 59-jährige Neil Goodridge, erklärte gegenüber der britischen Zeitung, dass das „relativ liberale“ Großbritannien im Großen und Ganzen dafür sei, Asylbewerbern zu helfen, aber dass sein kleines Dorf „der falsche Ort“ sei. „Wir sind ein Dorf mit 700 Einwohnern und sie werfen 1.500 alleinstehende Männer hier ab. Das ist eine Invasion für uns. Unten in Westminster haben sie gedacht: ‚Wir haben eine Militärbasis, die von Zäunen umgeben ist‘. Aber das ist es nicht, es ist ein 760 Hektar großes offenes Gelände“, sagte er. Die 60-jährige Kathryn Dryden äußerte ähnliche Bedenken über die Größe des geplanten Migrantenlagers und befürchtete, dass „die Zahl von 1.500 nur ein Richtwert ist. Sie wird sich erhöhen.“ Sie beklagte sich: „Die Regierung setzt sie in einem kleinen ländlichen Dorf ab, wo sie uns zahlenmäßig zwei zu eins übertreffen werden, wenn nicht sogar mehr.“
Wenn man bedenkt, dass gerade die kleineren Dörfer im ländlichen Raum überaltern und kaum mehr jüngere Menschen dort leben, kann man sich vorstellen, welche Auswirkungen eine solche Maßnahme auf das Leben der Menschen dort und in der näheren Umgebung haben wird. Für die britische Regierung selbst ist dies nur ein Verwaltungsakt. Man hat freien Platz und will diesen nutzen. Die Menschen vor Ort spielen hierbei keine wirkliche Rolle. Im April 2022 kündigte die Regierung ihre Absicht an, das Lager in ein Aufnahme-, Unterbringungs- und Bearbeitungszentrum für Asylbewerber umzuwandeln, um die Kosten von 4,7 Millionen Pfund pro Tag für die Nutzung der Hotels zu decken.
Kevin Hollinrake, Abgeordneter für die Region, sagte laut der BBC: „Mir wurde versichert, dass die Frist für den Verbleib von Asylbewerbern in der Einrichtung 180 Tage betragen wird, und ich habe dem Minister versichert, dass diese Frist eingehalten werden muss, um sicherzustellen, dass diejenigen, die auf eine Entscheidung warten, nicht unnötig aufgehalten werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diejenigen, die sich in der Bearbeitung befinden, in einer geeigneten und angemessenen Umgebung untergebracht werden, mit Erholungs- und sozialen Einrichtungen, die es diesen Menschen ermöglichen, ein möglichst normales Leben zu führen.“ Er fügte hinzu, er habe mit anderen Abgeordneten gesprochen, die ähnliche Einrichtungen in ihren Wahlkreisen haben, und er sagte, die anfänglichen Bedenken über die Auswirkungen auf die Bewohner hätten sich „in der Praxis nicht bestätigt“.
Die Menschen in dem Dorf werden das wohl bald herausfinden. Insbesondere deshalb, weil es in der ganzen Gegend für die Migranten nichts zu tun gibt. Sie werden monatelang in der Einöde verbringen und nicht viele Möglichkeiten haben, etwas mit der vielen Freizeit anzufangen. Damit ist zu erwarten, dass auch die Kriminalität deutlich zunimmt.