Kategorie: Nachrichten
Der Wirtschaftswunderbaum: Nachhilfeunterricht für Koboldannalena

Von WOLFGANG PRABEL | Die zukünftige Kanzlerin hat schon wieder mal keine Ahnung, wenn sie der SPD die Soziale Marktwirtschaft andichtet. Dabei hat sich die SPD mit diesem Konstrukt erst 1959 beim Parteitag in Godesberg arrangiert. Notgedrungen, weil das Modell gut lief. Hier ein zeitgenössisches Video zur Bundestagswahl 1957 mit Wirtschaftsminister Erhard (CDU), Finanzminister Schäffer […]
Überleben lernen am Beispiel von Erfahrungen aus dem Jugoslawienkrieg
Zwischen 1992 und 1995 herrschte in Jugoslawien ein Bürgerkrieg. Das Leben in dem damals relativ wohlhabenden Vielvölkerstaat glitt schnell in die Katastrophe ab. Vor allem im mittig gelegenen Bosnien-Herzegovina brach in kurzer Zeit alles zusammen. Die Menschen mussten selbst für ihr Überleben sorgen. Aus dem von den Betroffenen damals gewonnenen Erfahrungsschatz lässt sich lernen, um eine mögliche zukünftige Krise besser überleben zu können. Ein Bosnier schrieb seine Erlebnisse auf, nachdem er die Zeit des Krieges in einer Kleinstadt mit 6.000 Einwohnern verbringen musste und mit viel Glück überlebt hatte.
Plötzlich brach alles zusammen
Die feindliche Armee schnitt die Versorgung der Ortschaft ab. Für ein ganzes Jahr konnte niemand mehr raus oder rein. Somit war auch die Versorgung mit Waren wie etwa Benzin oder medizinischen Gütern unmöglich. Nachdem auch die Versorgung mit Wasser und Elektrizität unterbrochen war, wurden die Menschen urplötzlich um 100 Jahre zurückgeworfen.
Auch eine Polizei gab es keine mehr, während das eigene Militär aufgrund der feindlichen Belagerung nicht zu der Stadt durchdringen konnte. Es herrschte Anarchie, bei der die Familien völlig auf sich gestellt waren und die Nachbarschaften sich gegenseitig beschützen mussten.
Da in offiziellen Verlautbarungen stets beteuert wurde, dass alles unter Kontrolle sei, war kaum eine Familie vorbereitet auf das, was kommen sollte. Nur wenigen standen Lebensmittel für mehr als eine Woche zur Verfügung, kaum eine Familie verfügte über Schusswaffen, mit denen sie vom Hunger getriebene Einbrecher verjagen konnten.
Nach einigen Wochen wurde es schlimm
Den ersten Schock konnten die meisten zunächst abfedern. Die Menschen brauchten die Reserven auf und tauschten bei Bedarf das Tafelsilber für Nahrungsmittel und andere Mittel des täglichen Bedarfs. Die Menschen standen zu diesem Zeit noch immer unter dem Eindruck, dass sich die Situation schnell wieder bessern würde. Daher haben sie nicht langfristig gedacht, sondern waren darauf eingestellt, die kurze Durststrecke zu überwinden.
Nachdem es jedoch nicht besser wurde, mussten die ersten ihr Überleben mit Diebstahl und Raub sichern. Gleichzeitig verlor der Ort jegliche medizinische Versorgung, da die Reserven aufgebraucht waren und sich kaum noch Personal fand, das bereit war, sich um Kranke zu kümmern. Wer sich ernsthaft verletzte, der hatte kaum eine Chance auf ein Überleben, da selbst normale Behandlungen unerschwinglich wurden.
Wer einen Garten hatte, konnte sich daraus etwas ernähren und war nicht auf den Schwarzmarkt angewiesen. Tauben und Ratten standen auf dem Speiseplan, das verdreckte Wasser machte viele krank. Nach drei Monaten gingen in der Stadt erstmals Gerüchte von Hungertoten um. Der Winter verschlimmerte die Lage. Nachdem die Menschen den letzten Baum gefällt hatten, mussten sie ihre Möbel verheizen.
Tauschhandel und körperliche Stärke ersetzten das Geld
Gewöhnliches Geld wurde nutzlos, der Tauschhandel kam auf. Die Starken unter den Verzweifelten setzten sich mit Gewalt durch und holten sich ohne Rücksicht das, was sie brauchten. Viele Frauen gaben sich für eine Mahlzeit her. Vor allem Mütter sicherten auf diese Weise das Überleben ihrer Kinder.
Die Überlebenswahrscheinlichkeit war deutlich größer für Großfamilien. Alleinstehende hatten keine Chance. Wer nicht über ein enges Netzwerk verfügte, war schnell ausgespäht und schutzlos den Räubern ausgeliefert.
Wohlstand vor der Belagerung, ein großes Haus oder Bekanntheit war plötzlich nicht nur nutzlos, sondern schädlich. Für die Hungrigen handelte es sich dabei um Indikatoren, dass es dort etwas zu holen gibt. Das beste ist, wenn das eigene Haus unauffällig ist. Zur Straße hin sollte es möglichst so wirken, als gäbe es dort nichts zu holen.
Lehren aus dieser Zeit
1. Bewegen in der Stadt
Selbst Kleinstädte sind zu einem Gutteil anonym. Sobald sich die Krise manifestiert werden daher auch Straßen in der Stadt gefährlich, die man in der Vergangenheit oft frequentiert hat. Daher sollte möglichst alles, was man braucht im nahen Umfeld zu finden sein. Wichtig dafür sind vor allem Grünflächen, da sie sich als Garten eigenen. Weiträumig auseinander lebende Familien sollten sich rasch an einem Ort sammeln, denn nur in direkter Nähe kann das bestehende Vertrauensnetz ausgenutzt werden. Mit Nachbarn sollte man ein gutes Verhältnis pflegen.
Entsteht die Notwendigkeit, einen weiter entfernten Bereich zu erreichen, darf man niemals alleine, niemals unbewaffnet und immer nur Nachts gehen. Falls es zu größeren Zerstörungen kam, sollte man für solche Besorgungen auf das Auto verzichten, da Trümmer die Straße versperren könnten. Wenn, dann eignen sich Zweiräder, deren Verlust unterwegs allerdings einkalkuliert werden muss.
2. Brennstoffversorgung
Ohne die Versorgung mit Elektrizität und fossilen Brennstoffen bleibt nur noch Holz zum kochen, für Wärme und für Licht. Da dies für alle Einwohner gilt, werden Bäume schnell zur Mangelware, wenn keine ausgedehnten Wälder in direkter Nähe erreichbar sind. Neben Nahrung und Sicherheit gehört die Versorgung mit Energie zu den drängendsten Problemen. Dies ist vor allem im Winter der Fall. Wer sich vorbereiten kann, der sollte für die kalte Zeit einen Gasherd mit vollen Gasflaschen als Reserve halten.
3. Praktische Fähigkeiten und immer auf Nummer Sicher
Bei einem völligen Abbruch der Versorgung wird selbst den am besten vorbereiteten irgendwann die Mittel ausgehen. Seine Fähigkeiten dagegen verliert man nicht – oder nur dann, wenn die Fähigkeit beispielsweise eine funktionierende Hand voraussetzt und diese verletzt ist. Daher sollte man auf sich achten und stets den vorsichtigen Weg nehmen.
Wer Reparieren kann, handwerkliche Fähigkeiten hat, oder über medizinische oder chemische Kenntnisse verfügt, der wird diese gegen Waren tauschen können. Dabei gilt die Regel, dass je wertvoller jemand für die Gemeinschaft ist, desto sicherer ist derjenige auch.
Nicht nur umfassende Kenntnisse können das Überleben sichern. Auch Kleinigkeiten können es, etwa die Fähigkeit, Schlösser zu knacken. Ebenso können sich Kommunikationsdienste als sehr wertvoll erweisen, etwa wenn jemand stets eine Verbindung „nach draußen“ bereitstellen kann. Nicht zu unterschätzen ist die Möglichkeit einer Speicherung von potenziellem Wissen in Form von Büchern zu Hause im Regel, aus denen man bei einem Stromausfall zumindest tagsüber etwas nützliches lernen kann.
4. Vorbereitung
Hoch im Kurs stand während der Belagerung alles, was das Überleben sicherte. Als Faustregel lässt sich feststellen, dass etwas umso teurer ist, je seltener es benötigt wird, dafür bei Bedarf aber umso bedeutender ist. Bei Alltagswaren wiederum ist es genauso wichtig, den eigenen Bedarf decken zu können, wie auch Tauschwaren zur Verfügung zu haben. Hier sind einige Dinge, die sich während der Belagerungszeit als überaus wichtig und wertvoll erwiesen haben:
- Nahrungsmittel, die haltbar sind und kalt gegessen werden können
- Hygieneartikel, bei Kleinkindern Windeln
- Desinfektionsmittel, medizinische Handschuhe und Masken für medizinische Notfälle
- Antibiotika und Material für die Erste Hilfe
- Müllsäcke und Schaufeln, damit sich kein Müll ansammelt
- Waschmittel und Bleiche
- Kerzen und Batterien für Licht
- Alkohol, Feuerzeuge, Feuersteine und Seife auch für den Tauschhandel
- Einweggeschirr, falls kein sauberes Wasser vorhanden ist
- Benzin und sonstige Brennstoffe
- Waffen und Munition
Nicht in der Liste enthalten und dennoch mindestens genauso wichtig für das erfolgreiche Überleben einer tiefgreifenden Krisenzeit sind Mut, Hoffnung und Liebe. So lange diese nicht verloren sind, wird es auch wieder besser werden.
Quelle Titelbild
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Die Grundrechte-Apartheit soll kommen: Verschwindet, ihr Menschheitsverbrecher!

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Künftig mehr Schwarze und Frauen als Mörder? Tatort setzt Migrantenquote um

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Insiderin aus Gesundheitsamt packt aus

„Vor einigen Tagen hatte ich Kontakt zu den „Mutigmachern“ aufgenommen. Kurz danach hatten wir dann schon ein sehr nettes und für mich hilfreiches Gespräch über Zoom. Sie haben mich dazu ermutigt, meine Erfahrungen niederzuschreiben. Um meinen Arbeitsplatz nicht zu gefährden möchte ich anonym bleiben. Ich bin Dipl. Sozialpädagogin, verbeamtet und arbeite seit vielen Jahren an […]
Ausgangssperren „probates Mittel von Diktaturen“: Linke Enzyklopädie Wikipedia neuerdings auf Querdenker-Linie?

Die „freie“ Online-Enzyklopädie Wikipedia gehört zu den meistaufgerufenen Seiten im Netz, ist letzte Rettung ganzer Schülerheerscharen bei Hausarbeiten, Quell dubioser Schnellrecherchen im Netz – und Notnagel aller Halbgebildeten, die sich im Chat oder Zwiegespräch „instant knowledge“ erklicken, um so mit „Wissen“ zu glänzen. Die mangelnde Objektivität der Einträge wird dabei oftmals ausgeblendet. Gelegentlich jedoch ist […]
Vor 40 Jahren wurde Frederike von Möhlmann (†17) von Ismet H. bestialisch vergewaltigt und ermordet – Der Mord ist bis heute ungesühnt
Als ich vor vielen Jahren „Doppelmord“ sah, dachte ich: „Sowas gibt’s nur in Amerika! Wenn überhaupt.“ In dem Hollywoodfilm spielt Ashley Judd eine Frau, die zu Unrecht beschuldigt wird ihren Mann ermordet zu haben. Nachdem sie auf Bewährung freikommt erschießt sie ihren Mann – der seine Ermordung nur vorgetäuscht hatte – tatsächlich. Und da man in den USA nicht zweimal für die gleiche Tat verurteilt werden kann, gab’s ein glückliches Ende.
Nur ein Hollywoodmärchen? Weit gefehlt. „Ne bis in idem“ (nicht zweimal in derselben Sache) heißt dieser Rechtsgrundsatz, der angeblich auf den athenischen Redner Demosthenes (384 vor Christus bis 322 vor Christus) beruht. Er soll „Rechtssicherheit“ schaffen. Meint unter anderem: Ein Angeklagter muss nach einem Freispruch die Sicherheit haben, in Zukunft nicht mehr belangt zu werden.
Der Grundsatz gilt in den meisten Staaten dieser Welt bis heute. Einige haben ihn aufgeweicht, wenn der Täter gesteht zum Beispiel. Deutschland ist eines dieser Länder. Was aber, wenn im Nachinein zweifelsfrei bewiesen wird, dass ein Angeklagter den Mord begangen hat, für den er ein einst freigesprochen wurde, er seine Tat aber eben nicht gesteht?
Und damit sind wir beim Fall Frederike von Möhlmann.
Die Schnittverletzung von Ohrläppchen zu Ohrläppchen reicht bis zur Wirbelsäule
Frederike war damals 17 Jahre alt, ein verträumtes Mädchen mit aschblonden Haaren, das im Chor der Stadtkantorei von Celle sang. Nach der Probe, die gegen 19 Uhr 30 endete, wollte sie sich auf den Heimweg ins acht Kilometer entfernte Hambühren machen. Sie lieh sich 20 Pfennig zum Telefonieren, wollte vermutlich zu Hause anrufen, damit sie jemand abholt. Der Bus verkehrte zu dieser Uhrzeit nicht mehr. Vielleicht hatte sie niemanden erreicht, jedenfalls entschied Frederike sich offenbar, das kurze Stück per Anhalter zu fahren. Zwei Groschen fand die Polizei später in der Nähe ihrer Leiche.
Die Rechtsmediziner versuchten, ihre letzten Lebensminuten zu rekonstruieren: Demnach bog der Mörder mit ihr in einen Waldweg ab und vergewaltigte sie. Frederike muss gerade dabei gewesen sein, sich wieder anzuziehen, als der Mann ein Messer zog. Barfüßig versuchte sie ihn wegzustoßen und zu fliehen, darauf deuteten Stiche an ihrem linken Arm und Schmutz an ihren Sohlen hin. Anzeige
Doch sie unterlag im Kampf: Zwei Mal stach der Täter ihr das Messer durch die linke Brust bis ins Herz und in die Lunge, 15 und 17 Zentimeter tief. Sieben Mal traf er in die rechte Hüfte, durchstieß dabei Niere, Leber und die Bauchdecke. Er wollte wohl ganz sicher sein, dass das Mädchen wirklich stirbt: Der Täter trennte Frederike die Kehle durch.
„Die Schnittverletzung von Ohrläppchen zu Ohrläppchen reicht bis zur Wirbelsäule“, heißt es in dem erstinstanzlichen Urteil des späteren Mordprozesses.
Christine Kensche | Die Welt | 19. August 2015
Der Verdacht fällt auf Ismet H., damals 22 Jahre alt, ein kurdischer Einwanderer aus derr Türkei. Die Indizien sind erdrückend: Die Reifenspuren im Wald entsprachen einem BMW 1602, H. fuhr so einen Wagen; die Ermittler fanden Faserspuren in dem BMW, die mit Frederikes Kleidung und Unterwäsche übereinstimmten; die Familie des seinerzeit noch mutmaßlichen Mörders wollte sein „Alibi“ nicht bestätigen.
Es kam, wie es kommen musste: Das Landgericht Lüneburg verurteile Ismet H. am 1. Juli 1982 zu lebenslanger Haft. Doch dann passierte, was niemals hätte passieren dürfen: Ismet H. ging in Revision, ein Gericht hob das Urteil auf. Die Zweifel würden überwiegen, hieß es. Der Mörder verließ das Gerichtsgebäude in Stade bei Hamburg als freier Mann.
Ein Vater vertraut auf die Justiz
Ein schmächtiger Bube, so erinnert sich Hans von Möhlmann an den Angeklagten. Viel ist ihm aus dem Revisionsverfahren nicht im Gedächtnis geblieben. Bei dem ersten Prozess war der Vater nicht dabei. Er hatte einen Zusammenbruch, kam in eine psychiatrische Klinik. Dort lernte der Vater damals eine Mutter kennen. Auch ihre Tochter war ermordet worden.
Marianne Bachmeier wurde 1981 bekannt, weil sie eine Pistole ins Gericht schmuggelte und den mutmaßlichen Mörder ihres Kindes erschoss. In seiner Klinik, erzählt von Möhlmann, sei die Mutter psychiatrisch begutachtet worden. Die beiden seien ins Gespräch gekommen. Sie habe viel von Rache geredet. Von Möhlmann hörte zu und schwieg. Er hielt nichts von Selbstjustiz. Er glaubte an das Recht.
Bei dem zweiten Gerichtsverfahren setzte er sich hinten in den Saal. Als der Reifengutachter seine Bedenken vortrug, habe ihm das eingeleuchtet. Und als der Richter Ismet H. für unschuldig erklärte, vertraute er dem Urteil.
„Mir ist es nicht in den Sinn gekommen, an dem Freispruch zu zweifeln“, sagt der Vater. Jahrzehntelang war er überzeugt, dass ein anderer seine Tochter getötet hatte.
Christine Kensche | Die Welt | 19. August 2015
Keinesfalls möchten wir dem armem Mann zu Nahe treten, aber die Frage bleibt dennoch: Wie blöd kann man sein? Oder etwas freundlicher formuliert: Wie blind kann man sein? Nur noch mal zur Erinnerung: Es gab keinen Zweifel daran, dass Frederike im Auto von Ismet H. war, seine eigene Familie wollte ihm kein Alibi geben, ja, Mensch, da scheiß ich doch auf „Bedenken“ bei Reifenspuren!
Aber gut, vielleicht wollte Hans von Möhlmann auch einfach nur an einen anderen Täter glauben, weil die Wahrheit, nach all dem Schmerz um die ermordete Tochter, nicht zu ertragen war.
Ein Vater gibt nicht auf
Die ungesühnte Ermordung seiner Tochter ließ Hans von Möhlmann zerbrechen. Seinen Beruf, er war Sozialarbeiter, konnte er nicht mehr ausüben. Sein Berufung war nun, den Mörder seiner Tochter zu finden.
Er ging die Zeitungen durch, jeden Morgen, und wenn er las, dass ein Mädchen in der Region vergewaltigt worden war, rief er die Polizei an: Könnte der Täter nicht der gleiche sein, der Frederike umgebracht hat? Er bat die Rechtsmediziner, die Spuren noch einmal zu untersuchen. Beauftragte drei Anwälte, die Ermittlungsarbeit zu kontrollieren.
„Frederikes Akten lagen da im Keller, und keiner kümmerte sich“, sagt von Möhlmann. Er schiebt die Worte bedächtig aus dem Mund.
Der 72-Jährige ist ein hochgewachsener Mann, der nicht mächtig wirkt, weil seine Kleidung eine Nummer zu groß ist. Die Jackenärmel reichen über den Handteller, die Hose schlackert. Von Möhlmann ist kein Aufrührer, eher einer, der Ruhe sucht. Vor drei Jahren schrieb er einen Brief an den niedersächsischen Innenminister. Er werde bald 70 Jahre alt. „Bevor ich sterbe, möchte ich wissen, wer der Mörder meiner Tochter ist.“
Christine Kensche | Die Welt | 19. August 2015
Sein beharrlicher Kampf, der, und das muss man sich einmal vorstellen, seit 40 Jahren läuft, führte fast zum Sieg. 2015 wurde auf seinen Druck hin eine Sonderkommission eingesetzt. Die Ermittler fanden in Frederikes Schlüpfer eine „sekretverdächtige Anhaftung“.
Die Gerichtsmedizin hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Eine DNA-Analyse belegte: Die DNA-Muster vom Sekret und einer Haarprobe von Ismet H. waren in allen Punkten identisch.
Als der leitende Beamte Hans von Möhlmann in sein Büro bat und ihm von dem Ergebnis der DNA-Untersuchung erzählte, stiegen ihm Tränen in die Augen. „Ich war so erleichtert“, sagt er. „Das hat mir endlich die Ungewissheit genommen.“
Es gibt wenige Fälle, sagt sein Anwalt, die mit einem heimgehen, die im Kopf rotieren. „Frederike ist so einer.“ Deshalb will Wolfram Schädler ihn ausfechten, auch wenn die Erfolgsaussichten gering sind. Ist ein Angeklagter rechtskräftig freigesprochen, kann er im Prinzip nur dann wieder in der gleichen Sache vor Gericht gestellt werden, wenn er ein Geständnis ablegt.
Schädler versucht es daher mit dem Zivilrecht: Auf Schmerzensgeld hat er den inzwischen 56-jährigen Ismet H. verklagt – für die körperlichen und seelischen Schäden, die Hans von Möhlmann durch den Tod seiner Tochter erlitten hat. Ließe sich das Gericht auf seine Argumentation ein, müsste es untersuchen, ob Ismet H. für den Tod von Frederike verantwortlich ist.
Im Falle eines Schuldspruchs bekäme Hans von Möhlmann 7000 Euro, aber viel wichtiger als diese rein symbolische Summe: Er bekäme Recht. Es wäre ein Präzedenzfall geschaffen, mit dem sie Druck ausüben wollen, damit die Strafprozessordnung geändert wird. Hans von Möhlmann hat einen Appell im Netz gestartet, gerichtet an Justizminister Heiko Maas.
Christine Kensche | Die Welt | 19. August 2015
Es gab mehrere Zivilprozesse, die Hans von Möhlmann allesamt verlor. Gisela Friedrichsen, Deutschlands beste Gerichtsreporterin (Männer eingeschlossen), schrieb über den vorletzten:
Von Möhlmann ist kein begüterter Mann, sondern Rentner; er hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. Die Lüneburger Richterinnen hatten ihn vor den Kosten gewarnt, die auf ihn zukommen könnten, falls seine Klage abgewiesen würde. Dass einem Mittellosen aber von einem Gericht abgeraten wird, den Kampf um Gerechtigkeit aufzunehmen, will dem Vater nicht einleuchten.
Gisela Friedrichsen | Der Spiegel | 24. November 2015
Gisela Friedrichsen war auch beim letzten Prozess dabei. Im Podcast Schuldig aber freigesprochen: Der Fall Frederike von Möhlmann, schildert sie Ungeheuerliches:
Und dann kam es zu einer letzten Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Celle und die habe ich in einer ganz unangenehmen Erinnerung, weil, die Art und Weise wie man mit dem Vater umgegangen ist, die fand ich nicht hinnehmbar.
Die Richter waren so unwillig, so nach dem Motto „Mensch, jeder weiß doch, dass man hier nichts machen kann … also, was was belästigt ihr uns hier überhaupt?“
Sie stellten dem Vater blöde Fragen: „Wieso sind sie denn so belastet? Sie haben doch gar nicht mehr in der Familie gelebt, sie waren doch geschieden, Sie haben doch mit ihrer Familie kaum noch was zu tun gehabt. Und die Attacke des mutmaßlichen Mörders hat sich doch gegen ihre Tochter gerichtet und nicht gegen Sie!“
Uff.
Hans von Möhlmann hat nur noch einen Wunsch
Obwohl Hans von Möhlmann seinerzeit über 105 000 Stimmen sammelte, wurde die Strafprozessordnung bis heute nicht geändert. Dabei hatten Union und SPD bereits 2018 im Koalitionsvertrag vereinbart, sie bei schweren, nicht verjährbaren Straftaten wie Mord oder Völkermord anzupassen. Andere Länder wie Norwegen oder Großbritannien, Finnland oder Österreich sind da längst weiter. Als neue Ermittlungsmethoden wie die DNA-Analyse aufkamen, passten sie ihre Gesetze entsprechend an.
Nur Deutschland pennt also. Mal wieder. Und die Legislaturperiode ist bald vorbei. Die „CDU“/„CSU“ gibt der SPD und dem SPD-geführten Bundesjustizministerium die Schuld.
Frederikes Vater ist inzwischen 78 Jahre alt und kann das alles nicht verstehen. Er bekommt sehr wohl mit, was im Augenblick in Deutschland passiert, sagt, der Bundestag beweise doch gerade, wie blitzschnell neue Gesetze verabschiedet werden könnten: „Nur bei unserem Anliegen geht es nicht voran.“
Hans von Möhlmann hat nur noch einen Wunsch:
„Bevor ich sterbe, möchte ich, dass der Täter seine Strafe bekommt“
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Klaus Paffrath: Frederike – Mord ohne Sühne
Eine bitter-süße Verschwörungstheorie über Bill Gates und das nahende Ende des Finanzsystems
Seit einiger Zeit dringen die Probleme im globalen Finanzsystem hin und wieder selbst zu den Durchschnittsbewohnern der noch wohlhabenden Welt durch. Das ist kein gutes Zeichen und wird nur noch davon übertroffen, dass in den etwas besser informierten Nischen eine seltsame Euphorie zu herrschen scheint, die nur noch als Fatalismus vor dem Unausweichlichen bezeichnet werden kann. Mit dieser Mentalität, die das Risiko a priori bei 100% ansetzt, ist es denn auch egal, was in welcher Weise gehandelt wird. Daraus entstanden ist eine Stimmung wie auf dem Höhepunkt einer guten Party, wenn das Verrückteste en vogue ist und alles möglich scheint, weil das Risikogefühl taub ist. Im finanzkapitalistischen Kasino unserer Tage geht es genau so zu. Nicht mehr Analysen und Ergebnisse treiben die Preise, viemehr sind es hochspekulative Vermutungen bar jeder Bodenhaftung, wie etwa die folgende über Bill Gates, dessen Scheidung und die GameStop Aktie.
MarketWatch: Das Ende der Ehe zwischen Bill und Melinda Gates ließ sich am Preis der GameStop Aktie ablesen
Die Ankündigung der Scheidung von Bill und Melinda Gates überraschte die ganze Welt. Die Ausnahme bildete das GME-Unterforum bei Reddit, wo einige Forenten einen fast zwei Monate alten Beitrag eines Nutzers namens Jobom3 ausgruben. Darin spekulierte er über die sich damals auf einem Höhepunkt befindliche GameStop Aktie, dass reiche Investoren und Milliardäre gegen den Kurs der Aktie wetteten, weil das ein Teil ihres Plans darstellte, sich auf ihre bevorstehenden Scheidungen vorzubereiten.
Vor dieser spekulativen Vermutung machte am 11. März gerade die Nachricht die Runde, dass über eine Million GameStop Aktien (Stückpreis damals über 200 Dollar) vorbörslich im Rahmen von Leerverkäufen verliehen wurden. Von den Forenmitgliedern bei Reddit, die gerade dabei waren, in ihrem Kampf gegen die Hedge Fonds die GameStop Aktie in die Höhe zu treiben, wurde dies als Zeichen gesehen, dass mächtige Investoren den Versuch unternahmen, den vielen kleinen Spekulanten bei Reddit, die sich gegen die Großen mit ihren manipulativen Geschäftspraktiken verschworen hatten, endlich den Rücken zu brechen.
Jobom3 verfasste seine Theorie über die wahren Hintergründe des Einstiegs des ganz großen Geldes unter einem Beitrag, in dem es um die Million Aktien ging, die gerade unter der Hand den Besitzer wechselten. Er schrieb dazu: „Ich denke, sie wollen sich damit nur Zeit kaufen, um ihr eigenes Vermögen in Sicherheit bringen zu können“, so sein Kommentar. „Sie schaffen ihr Vermögen gerade ins Ausland oder lassen sich von ihren Ehefrauen scheiden, damit sie das Geld unter deren Namen anlegen können. Etwas in die Richtung wird es sein. Zumindest würde ich es so machen.“
Direkt am 11. März erhielt der Kommentar von Jobom3 kaum Aufmerksamkeit. Das änderte sich jedoch schlagartig kurz nach Verkündung der Scheidung im Hause Gates. Zahlreiche Forenten beglückwünschten ihn zu seinem höchst spekulativen Volltreffer.
Im Fahrwasser der Euphorie über das Erkennen der vermeintlich wahren Hintergründe der Scheidung und auch dem (vorläufigen) Ende der GameStop Geschichte, schoss die Aktie prompt wieder nach oben. Grund dafür war, dass zahlreiche Forenten, die auch als Kleininvestoren agieren, der Theorie Glauben schenkten und sie in eine größere Verschwörungstheorie einbetteten.
Laut dieser müssen die Oberen Zehntausend GameStop unbedingt vom Abheben abhalten, da das ohnehin vor dem völligen Zusammenbruch stehende Finanzsystem ansonsten zu früh implodieren würde. Erst, wenn sie ihr Vermögen im Trockenen haben, kann über den Hebel eines zu hohen GameStop Preises der Markt zur Implosion freigegeben werden.
Hinzu kommen zahlreiche gierige Milliardärs-Ex-Frauen, vor denen das Vermögen geschützt werden muss, was am besten irgendwo im Ausland geht. Denn während normale Menschen hinter zwei nahe beieinanderliegenden Scheidungen unter den beiden reichsten Männern der Welt lediglich schnöden Zufall sehen, erkennen Spekulanten einen Trend, der sich fortpflanzen wird. Anders formuliert, die Wetten stehen darauf, dass sich in naher Zukunft sich weitere Milliardäre scheiden lassen werden.
Kurz vor dem Stromausfall auf der Titanic
Unsicherheit im Redditforum besteht nur noch darin, ob Gates bei der GameStop Aktie direkt „short“ gegangen ist, oder ob er indirekt über Hedgefonds in das Marktgeschehen eingegriffen hat. Fakt aber bleibt für sie, dass der Markt reif für eine Implosion ist, dass es die Leerverkäufe sein werden, welche die Implosion auslösen werden, und dass die Milliardäre ihre Finger im Spiel haben, weil sie Zeit gewinnen müssen.
Im Ergebnis ist daher letztlich egal, ob Gates direkt gegen die Kleinanleger antritt, ob noch weitere Milliardärsscheidungen folgen werden. Für die kleinen Spekulanten, von denen viele gar nicht mehr einen großen Profit machen wollen, sondern nur noch das von ihnen verhasste Finanzkasino abreißen wollen, steht das Finale fest. Sie wollen das System niederbrennen und sie sind sich absolut sicher, dass es so kommen wird.
Dennoch haben sie Spaß daran, auf der Titanic zum letzten Lied noch etwas zu tanzen. Einige wenige – vermutlich die ersten, die den Beitrag von Jobom3 wiederentdeckt haben – werden wohl auch etwas vom Preisanstieg von 5 Prozent infolge der Entdeckung des Beitrags profitiert haben. Für einen Ausstieg oder gar eine Scheidung wie bei Bill Gates wird es aber wohl keinem gereicht haben.
Übrig von der Geschichte bleibt, dass nicht nur getanzt wird auf der Titanic, sondern auch gelacht. Doch wehe, es lässt sich demnächst noch einer aus der Abteilung Obere Zehntausend scheiden. Dann könnte es regelrecht in ein Besäufnis ausarten. Für den Rest von uns bleibt der leider nur schwache Trost: Lange kann es nicht mehr dauern.
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