Das große Interesse Chinas an dem neuen afghanischen Taliban-Terror-Staat hat einen triftigen Grund: Lithium. Lithium-Ionen-Akkus sind der Motor der modernen Welt. Nur mit ihnen laufen E-Fahrzeuge wie Autos und Fahrräder, Smartphones, Tablets und Laptops. Die Taliban sitzen auf einem riesigen Lithium-Vorkommen und können mit Hilfe der Chinesen Milliarden machen.
Laut der Internationalen Energieagentur soll die weltweite Nachfrage nach Lithium bis 2040 um das 40-Fache steigen, zusammen mit Seltenen Erden, Kupfer, Kobalt und anderen Mineralien, die ebenfalls in Afghanistan reichlich vorhanden sind. Ein Bericht von Bloomberg New Energy Finance Limited aus dem Jahr 2020 hob Chinas globale Dominanz auf dem Lieferkettenmarkt für Lithium-Ionen-Batterien aufgrund seines Einflusses auf den Abbau und die Raffination von Rohstoffen hervor. Im Jahr 2019 importierten die USA 80 Prozent ihrer Seltenerdmineralien aus China, die EU-Staaten importierten sogar 98 Prozent dieser Materialien aus China.
2010 nannte das US-Verteidigungsministerium Afghanistan das „Saudi-Arabien des Lithiums“, nachdem amerikanische Geologen entdeckt hatten, daß sich die Vorkommen des Landes auf mindestens eine Billion Dollar beliefen. Lithium ist ein wesentlicher Bestandteil zur Herstellung langlebiger Batterien, die insbesondere in Elektroautos zum Einsatz kommen. Der Akku eines Tesla Model S enthält etwa 12 Kilogramm Lithium. Metallisches Lithium und seine komplexen Hydride werden auch als hochenergetische Zusätze zu Raketentreibstoffen, thermonuklearen Waffen oder sogar als Festbrennstoff verwendet. Doch auch zehn Jahre später war es mit dem Abbau dieser Vorkommen immer noch nicht soweit. Mit China als Partner eröffnen sich nun neue Möglichkeiten für die afghanischen Machthaber.
China teilt sich mit Afghanistan eine nur 210 Kilometer lange Grenze – den Wakhan-Korridor. Die Länge der Grenze scheint unbedeutend, doch ihre Position sei entscheidend, berichtet Free West Media. Es wird angenommen, dass Afghanistan über große Vorkommen an Gold, Eisen, Kupfer, Zink, Lithium und anderen Seltenerdmetallen im Wert von über 1 Billion US-Dollar verfügt. „Afghanistan kann 60 Millionen Tonnen Kupfer, 2,2 Milliarden Tonnen Eisenerz, 1,4 Millionen Tonnen Seltene Erden (SEE) wie Lanthan, Cer, Neodym abbauen und verfügt über Adern, die Aluminium, Gold, Silber, Zink und Quecksilber enthalten“, heißt es in einem Bericht von The Diplomat aus dem vergangenen Jahr.
Bisher wurde der Wakhan-Korridor von islamisch-uigurischen Militanten genutzt, die sich der chinesischen Herrschaft in Peking widersetzen. China sieht beim aktuellen Regimewechsel hier offenbar seine Chance: „Wir hoffen, dass die afghanischen Taliban einen klaren Bruch mit allen Terrororganisationen einschließlich ETIM (East Turkestan Islamic Movement) machen und sie entschlossen und effektiv bekämpfen, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen“, heißt es von chinesischer Seite nach einem Treffen mit den Taliban. Man erhoffe sich „günstige Bedingungen für Sicherheit, Stabilität, Entwicklung und Zusammenarbeit in der Region schaffen“, so ein hochrangiger chinesischer Beamter laut Free West Media.
Bis 2030 will die Biden-Regierung mindestens 40 Prozent der Fahrzeuge in den USA elektrisch betreiben. China ist der große Konkurrent Amerikas und es ist unwahrscheinlich, daß die Taliban ihr Lithium an die verhassten amerikanischen Ex-Besetzer verkaufen werden.
Die Amerikaner haben ihr Interesse am afghanischen Lithium offenbar verloren, nachdem sich herausstellte, daß die bolivianischen Anden rund 70 Prozent des weltweiten Lithium-Vorkommens enthalten und viele Analysten argumentieren, dass die Gewinnung von Lithium aus Solen wie in Bolivien umweltfreundlicher ist als die Gewinnung von Lithium aus Gestein. Auch in den USA selbst wurde das begehrte Lithium entdeckt: Tom Benson, Akademiker am Department of Geological Sciences der Stanford University, erforscht den 16,3 Millionen Jahre alten Supervulkan an der Grenze zwischen Oregon und Nevada, der die größte Lithiumlagerstätte der Vereinigten Staaten enthält. Eine Reihe anderer aktiver Vulkane können ebenfalls Lithium enthalten, als einer der Favoriten ein Vulkan namens Bogoslof in Alaska.
„Die Taliban sitzen jetzt auf einem Vorrat an einem der strategisch wichtigsten Mineralien der Welt“, sagte Rob Schoonover, Ökologie-Experte des US-Thinktanks Center for Strategic Risks, in einem Interview mit Quartz. „Die Frage, ob sie diese Rolle übernehmen können, wird in Zukunft wichtig sein.“
Die Ausbeutung dieser Seltenerdmetalle könnte den Taliban zweifellos einen wirtschaftlichen Vorteil verschaffen. Vor dem Rückzug der USA hatte die afghanische Regierung erwogen, lukrative Bergbauverträge an amerikanische Unternehmen zu verkaufen. Aber solche Abkommen wurden immer mit der Absicht diskutiert, das US-Militär im Land zu halten und die Beute zu teilen. Da die Taliban nun an der Spitze der Regierung stehen, kommt die Möglichkeit, amerikanische Bergbaukonzerne einzubeziehen, nicht mehr in Frage.
„Solange es anderswo sicherere und zuverlässigere Quellen (für Metalle) gibt, wird der Verbrauch afghanischer Mineralien gering bleiben“, vermutet Schoonover. Doch die neuen islamischen Herrscher haben bereits Erfahrung mit der Gewinnung seltenen Gesteins. Durch den Abbau von Lapislazuli verdienen die Taliban mindestens 300 Millionen Dollar pro Jahr.
Ashraf Ghani, der nun im Exil lebende afghanische Präsident, hielt die Fülle der Bodenschätze für einen Fluch für sein Land. Tatsächlich wissen viele Ökonomen, daß solche reichen Vorkommen in Entwicklungsländern in der Regel zu einer Quelle von Korruption und Gewalt werden.
Ein guter Grund für das Engagement Chinas bei der Lithiumgewinnung in Afghanistan könnte nicht nur der daraus resultierende Reichtum und der Ausbau der Vormachtstellung sein, sondern auch, daß weitere ökologische Schäden durch den Lithiumabbau auf dem eigenen Boden vermieden und die Reichweite der islamischen Infiltration begrenzt werden kann, glaubt Free West Media. (MS)