Horst D. Deckert

Corona-Studie: Menschen leiden unter Isolation und Nahrungsentzug

Einsamkeit macht krank. Das ist bekannt. Nun haben Wiener Forscher eine Studie veröffentlicht, die zeigt: Die Corona-Lockdowns hatten auf die Betroffenen dieselbe Wirkung wie der Entzug von Nahrung. Soziale Isolation würde zudem auch längerfristig zu Anpassungsproblemen führen.

Immer mehr Studien bestätigen, was zahlreiche Maßnahmenkritiker und Wissenschaftler bereits zu Beginn der Corona-Krise prophezeiten. Die Lockdowns hatten fatale und nachhaltige Folgen für die Psyche der isolierten Menschen.

Lockdowns: Politisch angeordnete Einsamkeit

Mehrere Lockdowns führten in ganz Europa zu einer wochenlangen Isolation von Millionen Menschen. Das Grundbedürfnis nach sozialen Kontakten wurde abrupt beschnitten. Nicht ohne Folgen. Psychische Erkrankungen, Depressionen und Suizide stiegen in den Jahren der Corona-Krise stark an.

Für den Psychoneuroimmunologen Dr. Dr. Christian Schubert kein Zufall. Im Gespräch mit Gesund AUF1 betont der Universitätsprofessor: Der Mensch ist ein Herdentier. In Gefahrensituationen sucht er eigentlich Nähe. Ein Schutzreflex. Nun wurde er zur Einsamkeit „verdonnert“. Eine unnatürliche Situation, die zu Stress führt.

Wiener Studie: Lockdowns führten zu Erschöpfung und Müdigkeit

Zum selben Ergebnis kommt nun auch Wiener Forscher. Die Mannschaft rund um Giorgia Silani von der Fakultät für Psychologie verglich dazu Daten eines Isolationsexperiments mit dem ersten Corona-Lockdown.

30 Teilnehmer wurden dabei zunächst verschiedenen Isolationsbedingungen ausgesetzt. Sie verbrachten drei Tage – je acht Stunden – im Labor. Dabei beschäftigten sie sich entweder mit sozialen Kontakten und Essen, mit Gesprächen ohne Nahrungsaufnahme oder mit Essen ohne Sozialkontakte. Die Teilnehmer gaben dabei mehrfach ihre Stimmung in Hinblick auf Stress und Müdigkeit bekannt. Zudem wurden ihr Kortisol-Pegel (Stresshormon) und ihre Herzfrequenz gemessen.

Das Ergebnis: „In der Laborstudie fanden wir auffallende Ähnlichkeiten zwischen sozialer Isolation und Nahrungsentzug“, so die Forscher Ana Stijovic und Paul Forbes. Sowohl Nahrungsentzug als auch Isolation führten zu verminderter Energie und erhöhter Müdigkeit.

Vergleich mit Wirkung des ersten Lockdowns

Diese Ergebnisse wurden mit Daten aus einer groß angelegten Feldstudie verglichen, die in Bezug auf den ersten Lockdown durchgeführt wurde.

Auch dort zeigte sich ein starker Rückgang des Energieniveaus. „Auch bei jenen Teilnehmern der Feldstudie, die allein lebten oder sich als sehr gesellig beschrieben“, wie es in der Arbeit heißt. Für die Experten ein klares Zeichen eines grundlegenden psychologischen Mangels. Für Menschen sei Sozialkontakt evolutionär ebenso lebensnotwendig wie die Nahrungsaufnahme.

Der Entzug solcher Sozialkontakte könnte demnach dramatische Folgen haben. Der Umstand, dass dieser Effekt schon nach kurzer Zeit sichtbar geworden sei, belebt den Forschern zufolge die Vermutung, dass die Isolation auch längerfristig zu Anpassungsproblemen führen würde.
 

Zum Autor: Raphael Mayrhofer ist seit vielen Jahren für zahlreiche Alternativmedien tätig. Als Redakteur und Medienfachmann begleitete er den „Wochenblick“ ab seiner Gründung. Seinen Fokus legt der studierte Publizist dabei auf die Themenbereiche Souveränität, Identität, Nachhaltigkeit und Solidarität. Seit 2022 kümmert sich Mayrhofer als leitender Redakteur um das Format „Gesund AUF1“.

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