
Dreht die Boombox auf volle Lautstärke und spielt Wagners „Walkürenritt”, lasst die Waldhörner erschallen und schließt euch den Jagdaufrufen an! Ladet die Blasrohre mit Impfpfeilen, schnallt euch einen Kanister Desinfektionsmittel auf den Rücken und dann aufgesattelt, Kameraden der Volkshygiene! Der Feind lauert in unserer Mitte, entlarven wir ihn und führen wir ihn seiner gerechten Strafe zu! Kein Mitleid mit jenen, die ihr geistiges Gift in die Seelen der Unschuldigen träufeln! Denn so will es der „Volksverpetzer„:
(Screenshot:“Volksverpetzer“/Facebook)
Es wird immer schauerlicher: Derzeit fühlt sich der mediale Raum an wie eine Folge von „Outer Limits“ oder der „Twilight Zone„. Die beiden Serienklassiker haben sich oft mit dem Thema „Parallelwelten“ befasst, der großen Frage nach dem „was wäre, wenn„. Schon immer war ich überzeugt, dass diejenigen, welche solche dystopischen Geschichten als „Schrott“ abtaten, sich oft einfach ertappt fühlten: Da hatte jemand die Welt entworfen, von der sie in ihren totalitären Träumen heimlich schwärmten. Der „Volksverpetzer“ ist ein treffendes – wenn auch nicht das einzige – Beispiel dafür, wenn scheinbar gute Vorsätze Amok laufen. Da braucht es gar nicht mehr die Fantasie eines Drehbuchschreibers, um zu erahnen, wohin das führen könnte.
Und auf einmal ist man mittendrin in so einer Geschichte, als wäre man morgens auf einem fremden Planeten aufgewacht, der zwar aussieht, riecht und sich anfühlt wie der eigene, aber doch komplett anders ist. Die Apokalypse knallt und explodiert nicht, sie äußert sich in den Aussagen von Politikern und Medienleuten, von denen man etwas mehr Rationalität erwartet hätte. Was ist das für eine seltsame Krise, in welcher den Bürgern Angst gemacht wird? Ob Tschernobyl, Wirtschaftskrise oder Einwanderung – das Credo lautete immer: „Es besteht kein Grund zur Besorgnis!“ Nur die Tageszeitungen mit den dicken Überschriften konnten damit noch nie einen Blumentopf gewinnen.
Aber unser „Volksverpetzer” trägt natürlich ganz dick auf. Einst sollte aus dem Ein-Mann-Projekt Thomas Laschyks wohl eine Art deutsches „Mimikama“ werden, ein Portal zur Aufdeckung von „Falschmeldungen”. Aber obwohl „Mimikama“ ebenfalls eine deutliche Linksneigung aufweist, recherchieren sie doch einigermaßen sauber und nachvollziehbar. Der „Volksverpetzer” möchte zwar auch diesen Eindruck erwecken, gehört aber dann doch eher zu jenen gratismutigen „Anti-Rechts-Projekten”, die seit der Gründung der AfD wie Pilze aus dem Boden schießen. Der Applaus der Medien ist ihnen dabei sicher, so als würden sie unter Lebensgefahr die Cosa Nostra bekämpfen.
Nun nimmt man sich der Impfpflicht an und würde sie wohl gern mit Peitsche und Knüppel durchsetzen. Weil dazu das nötige Equipment fehlt, muss die eigene Fanbase als „Superspreader“ tätig werden und die Botschaft in die Welt tragen: „Grenzt Impfgegner aus!”. Ganz konform mit der Leitlinie, die von Montgomery & Co. vorgegeben wird. Von einem linken Portal hätte ich eher einen flammenden Solidaritätsappell mit den Schwachen der Gesellschaft erwartet – aber je fester der Mundschutz sitzt, desto offensichtlicher fällt die demokratische Maske.
Man könnte meinen, die „Invasion der Körperfresser“ habe heimlich begonnen, denn alles steht Kopf. Als Alexander Gauland – ganz offensichtlich metaphorisch – ankündigte, man werde die Regierungsparteien „jagen”, nahmen Seiten wie der „Volksverpetzer“ dies für bare Münze, brüllten „Menschenverachtung!“ und malten bewaffnete blaue Oppositionelle als Teufel an die Wand. Jetzt sind sie es, die zum Halali blasen – zwar nicht mit Gewehren und Pistolen, aber mit sozialem Druck.
Man wunderte sich gar sehr in der „Volksverpetzer“-Redaktion über die mangelnde Zustimmung zu diesem Radikaltweet, da nun sogar Kritik von Impfbefürwortern kommt, denen diese Ausgrenzerei dann doch zu weit ging. Nun fühlt sich der Hausherr der Seite unverstanden und gemobbt. Mit „wer austeilt, muss auch einstecken können“ hat es Blogger Laschyk nicht so. Dabei sollte er ernsthaft überlegen, den Namen der Seite in „Volksverhetzer“ umzubenennen. So nennt man es nämlich gemeinhin, wenn zu Lasten einer Gruppe Propaganda verbreitet wird, die zu Gewalt führen kann. Aber wie immer im linken Spektrum darf man für sich selbst gerne einmal eigene Maßstäbe setzen.