Horst D. Deckert

Deutscher Bildungsverfall: Die Schule als Spiegel der Gesellschaft

(Symbolbild:Imago)

Im Schwange unserer lustvollen nationalen Selbstaufgabe wird ganz nebenbei all das, was Deutschland einmal lebens- und liebenswert gemacht hat, was ein unsichtbares Band zwischen unseren hier lebenden Vorfahren und uns sponn, marginalisiert oder gleich ganz entsorgt. Das Verbindende eines Volkes – Sprache und Dialekte, Religion, gleiche Werte, gemeinsame Geschichte und Traditionen – wird für unerwünscht, weil „ausgrenzend“ erklärt. Am Ende bleibt nichts übrig. Und warum auch: Ein Land, das von seinem Staatsoberhaupt anlässlich des von leeren Fahnenmasten begleiteten Nationalfeiertages (historisch betrachtet schlichtweg kontrafaktisch, bezogen auf die letzten paar Jahre zutreffend) unter Applaus als eines „mit Migrationshintergrund“ bezeichnet wird, kann – jugendsprachlich ausgedrückt – weg.

Deutschland ist wohl das einzige Land der Erde, das unter „Integration“ versteht, sich der Kultur seiner Einwanderung bestmöglich anzupassen, statt ebendies von ihnen zu verlangen. Dazu scheint zunehmend auch zu gehören, sich dem durchschnittlichen Bildungsniveau der Migranten anzunähern, die es über unsere offenen Grenzen geschafft haben. Um den großen Teilen bildungsfern aufgewachsenen, analphabetischen Zuwanderern nicht länger mit der erdrückenden Arroganz geistiger Herrenmenschen begegnen zu müssen, mit dem einschüchternden Glorienschein des Landes der Dichter und Denker, arbeitet das deutsche Schulsystem mit Hochdruck daran, das Bildungsniveau der Einheimischen immer weiter abzusenken. Die Devise heißt: Der kulturellen Usurpation bloß nichts Substantielles entgegensetzen! Alles gleichmachen, jeden für gleichwertig und gleichbegabt erklären – so lange, bis am Ende alle gleich minderbemittelt sind und sich niemand sich mehr diskriminiert fühlen muss.

Inklusion, Integration, Toleranz bis zum Erbrechen, „einfache Sprache“, Schreiben nach Gehör, Gendersterne statt Satzzeichen, babylonische Sprachverwirrung in Klassenzimmern, Respekt- und Autoritätsverlust des Lehrpersonals, ideologische Anleitung der Schüler für Klima- und Haltungsthemen statt Wissensvermittlung, Abschaffung oder Entwertung von Noten und Beseitigung des Leistungsprinzips: Schulen sind zu Versuchslaboren, besser: zu psychosozialen Giftküchen verkommen, einer Art Vorhölle der „gesellschaftlichen Realitäten“, auf die dieses in Zeitlupe zerfallende Land zusteuert. Der Kulturkampf dieses Volkes gegen sich selbst beginnt an den Schulen, und er zeigt prachtvolle, durchschlagende Erfolge.

Es den Analphabeten möglichst gemütlich machen

So berichtet jetzt gar die transformationsfreundliche Hamburger Sozialromantikerpostille „Die Zeit“ besorgt über eine aktuelle Auswertung des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, demzufolge sich die Leistungen der Schüler in Deutschland in den vergangenen Jahren in alarmierendem Ausmaß verschlechtert hätten.“Wir sind mitten im Abstieg„, zitiert das Blatt Ifo-Forscher Ludger Wößmann. Der Wissenschaftler hat die Ergebnisse von 43 Bildungstests aus den vergangenen 20 Jahren zu einer einzigen Kurve zusammengefasst. Die Pisa-Studien sind darunter sowie Untersuchungen wie Timss (Mathe und Naturwissenschaften), Iglu (Lesen) und die regelmäßigen Leistungsvergleiche zwischen den Bundesländern durch das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. Von 2000 bis 2010 ging die Kurve noch nach oben: „In Lernstoff umgerechnet haben die Schüler 2010 im Schnitt rund 70 bis 90 Prozent eines Schuljahres mehr gelernt als im Jahr 2000„, sagt der Wissenschaftler.

Dann jedoch – parallel zu einer wachsenden Überfrachtung der Lerninstitute mit schulauftragsfremden, weltanschaulich-ideologischen Zusatzaufgaben – schmierten die Leistungen massiv ab – und befinden sich im freien Fall. Das zeigt sich der Studie zufolge in unterschiedlichen Ausprägungen in allen untersuchten Fächern: Deutsch, Mathe und Naturwissenschaften. Seit 2010 haben Deutschlands Schüler in diesen laut der Analyse über 60 Prozent des Leistungszuwachses wieder verloren – und die Sondereffekte der Corona-Krise – Schulausfälle und notdürftiges Homeschooling, Verlust von statistisch über einem Bildungsjahr pro Schüler – sind hier noch nicht einmal vollständig berücksichtigt.

Die strukturell bedingte Bildungserosion – samt subsequenter Verblödung der Schüler – geht weiter, und das unaufhaltsam  „Mich wühlt das auf, dass die Kultusminister diesen Abstieg hinnehmen„, so Wößmann, „und nach jeder Bildungsstudie irgendeinen Teilaspekt als gute Nachricht verkaufen“ – nach dem Motto: „Ist doch alles nicht so schlimm!„. Wenigstens die Vertreter des Migrationsprekariats können sich freuen: Auch in diesem Ausschnitt wird Deutschland den Verhältnissen ihrer Herkunftsländer immer ähnlicher.

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