Frauen in Burka (Symbolfoto:meunierd/shutterstock)
Man stelle sich vor, jemand habe eine ihm von der Natur mitgegebene Eigenschaft, die aber nichts über seinen Charakter aussagt oder ihn einer Sache schuldig macht. Rote Haare vielleicht, eine dunkle oder helle Hautfarbe, eine Behinderung oder einfach eine zu große Nase. Nun kommt ein Gesetzgeber auf die Idee, eben diese Eigenschaft stelle einen Makel dar, der andere provoziert. Zum Schutz der eigenen Person – aber auch, um alle anderen davor zu schützen, straffällig zu werden – muss der Träger der Eigenschaft sich einen Käfig bauen und künftig in der Öffentlichkeit damit herumlaufen – nur die Füße gucken heraus, damit der derart Gefangene noch arbeiten und seine Pflicht tun kann. Man würde die Machthaber für komplett durchgeknallt halten, die UN beriefen eine Sondersitzung ein und Amnesty International führe Sonderschichten.
Die Burka ist nicht die einzige, aber wohl die grausamste Art der Verschleierung, die Frauen darunter sehen die Welt nur durch ein winziges Häkelgitter. Normalerweise müsste man solche Kleidung schon aus Sicherheitsgründen verbieten, weil sie das Sichtfeld der Frau extrem einschränkt. Allerdings ist schließlich gar nicht erwünscht, dass sie ins Freie geht. Was ist eine Burka anderes als ein tragbarer Käfig, auch wenn dieser Käfig nicht aus Metall sondern Stoff besteht? Und was haben Frauen verbrochen, dass man sie derart einsperrt?
Mir ist es schon ein Graus, im Sommer den Mundschutz im Geschäft und im Bus tragen zu müssen, es stört, man schwitzt darunter. Nun stelle ich mir vor, ich müsste den ganzen Tag in einem solchen Stoffkäfig verbringen. Es ist warm, es ist stickig, man kann sich nicht uneingeschränkt bewegen. Aber das Schlimmste ist: Man ist keine Frau mehr, kein individueller Mensch, sondern gleichgeschalteter als die Parteimitglieder aus Orwells 1984 in ihren Overalls. Da schauten wenigstens die Köpfe heraus.
Die toleranten Taliban
Die Taliban geben sich großzügig: Frauen dürfen auch weiterhin studieren – und sind angeblich dankbar dafür, nun getrennt zu sitzen. Im Westen atmet mancher auf, der den Geldhahn für Afghanistan offen halten will – inzwischen hat sich auch in Deutschland herumgesprochen, dass dort eine Vielzahl von Bodenschätzen schlummert. Da ist es doch gut, dass die Taliban so tolerant geworden sind! Das bisschen Stoff – wir kennen das Argument aus der deutschen Kopftuchdebatte – bedeutet doch keine Diskriminierung! Man muss tolerant sein, es herrschen am Hindukusch eben andere Sitten. Sollten diese Sitten mit den Flugzeugen aus Kabul zu uns importiert werden, wird man uns allerdings verwehren, unsere eigenen zu verteidigen: Denn – wir ahnen es – wir müssen tolerant sein!
Man kann ahnen, wohin das zunächst in Kabul führen wird: Irgendwann wird der Universität einfallen, dass auch Frauen in Burka die sittliche Unversehrtheit der Männer gefährden könnten, vielleicht, weil sie zu angenehm duften oder sprechen. Vielleicht dürfen sie dann noch eine Weile aus dem Nachbarraum zuhören, bis dieser rein zufällig für etwas anderes benötigt wird. Spätestens dann, wenn die westlichen Kameras sich einem anderen Krisenherd zuwenden, werden die Frauen ganz aus dem Bildungswesen verschwinden.
Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, uns im Westen ginge das nichts an, wir hätten nicht das Recht, uns dort einzumischen.
Aber es verhält sich ähnlich wie mit der westlichen Einmischung in die Bevölkerungsentwicklung in Afrika: Wer die Kapelle bezahlt, sucht zumindest zum größten Teil, auch die Musik aus. Warum sollten wir also ein Staatswesen unterstützen, das so entgegen unserer Werte agiert? In dem Frauen behandelt werden, als seien sie gefährlich oder eines Verbrechens schuldig? Vielleicht, weil wir um der Toleranz und des Friedens willen diese Verhältnisse bereits schon viel zu sehr akzeptiert haben und sogar Feministinnen sie schön zu reden beginnen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die ersten aus Rücksichtnahme solche Verhältnisse auch an deutschen Hochschulen fordern. Die Anfänge sind längst gemacht.

