Horst D. Deckert

Die Kantonsrätin, die sich nichts vorschreiben lässt

«Unlängst bin ich von einer weiteren Forschungsreise aus Nepal zurückgekehrt. Mein langjähriger enger Freund, Vertrauter und Weggefährte, Som Rai, hatte sich kurz vor meiner Rückkehr bitter über den unmöglichen Leiter einer staatlichen Institution beklagt und ihn in Nepali als «pagal hakim» bezeichnet – also quasi einen völlig durchgedrehten Chef. Ich habe Som dann erklärt, dass diese Art Führungsperson auch in der Schweiz zu finden sei.

Und schon sind wir in medias res: Was ist denn in den bald zwei Jahren Corona-Krise bloss vorgefallen, wohin bewegen wir uns als Gesellschaft, die, eigentlich auf Konsens basierend, bis vor der «Pandemie» ein mehr oder weniger erspriessliches Zusammenleben möglich gemacht hatte? Wie in aller Welt konnte es so weit kommen, dass eine nationale Exekutivbehörde im Sinne eines Ermächtigungsgesetzes die Macht an sich riss und diese kaum mehr abgeben will? Weshalb wurde bis anhin nie ein Ausstiegsszenario entworfen? Wohl weil das Regieren über beinahe täglich ändernde Verordnungen der Machtgier und dem Kontrollwahn ausserordentlich dienlich ist!

Verwirrung und Verständnislosigkeit für eine kaum nachvollziehbare Massnahme – so präsentierte sich für mich die Situation nach der staatsstreichartigen Machtübernahme durch den Bundesrat mit Einführung des «Lockdowns» am 16. März 2020. Wie war dies möglich? Als gewählte kantonale Parlamentarierin habe ich einen Eid auf die Verfassung geschworen. Entsprechend stellte sich für mich die Frage, wie es möglich sein sollte, dass die Verfassung und die darauf beruhende Gewaltenteilung einfach so ausgehebelt wird.

Nun ja, das Epidemiengesetz macht es möglich, und das war mir zunächst nicht klar. Vor allem die Interviews mit Prof. Marcel Niggli (Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie, Universität Fribourg) waren dann sehr erhellend, welch «grandioses» Chaos hier angerichtet bzw. welche verfassungswidrigen Bestimmungen vom Bundesrat in einer kaum mehr nachvollziehbaren Abfolge abgesegnet wurden. Wo blieb und bleibt da die Verhältnismässigkeit, wie im besagten Epidemiengesetz vorgesehen?

Als promovierte Naturwissenschaftlerin der ETH Zürich (Geologie/Geochemie) mit vertieften Kenntnissen in Chemie, Physik, Mathematik (unter anderem Statistik) und ausbildungshalber auch in Mikrobiologie war ich nur noch entsetzt, mit welchem Dilettantismus von Seiten des BAG an Daten und Datenerhebung herumgebastelt wurde. Diese Bastelei ist bis zum heutigen Tag erkennbar. Ich gehe mittlerweile davon aus, dass dies bösartigerweise passiert, um kein Abbild der Realität liefern zu müssen und die Panikmache aufrechtzuerhalten.

Ich kann hier nurmehr meiner Fassungslosigkeit Ausdruck verleihen, wie sehr im Zusammenhang mit Corona einer extrem einseitigen, sturen Berichterstattung den verantwortlichen Behörden – seien es Bundesrat, BAG oder kantonale Behörden – gehuldigt wird. Die sogenannten Massenmedien geben die Meldungen der Behörden kritiklos und im Sinne einer üblen Aufhetzung ungefiltert weiter. Als Forscherin bin ich dem wissenschaftlichen Diskurs und der sich hieraus ergebenden Auseinandersetzung mittels einer nachprüfbaren Datengrundlage und selbstverständlich auch der Lösungsfindung verpflichtet.

Von wegen nachprüfbare Datengrundlagen: Für die Tatsache, dass vom BAG eben solche nicht geliefert werden, fehlt mir das Verständnis völlig. In diesem Zusammenhang möchte ich schon seit über einem Jahr wissen – und habe auch schon diverse Anfragen ans BAG eingereicht – weshalb behauptet wird, dass jeder positive Test eine Infektion darstellt und somit irreführende und panik-auslösende Fallzahlen generiert werden. Weshalb werden nicht alle negativen Tests gemeldet? (Auf der Homepage des BAG ist das so angegeben!)

Positive Tests werden hingegen alle ausgewiesen. Weshalb werden nach wie vor zu hohe Replikationszyklen bei PCR-Tests verwendet? Wo ist das Reinisolat von Sars-Cov-2, also des ursprünglichen Virus, zu finden, gegen das dann auch Mutanten abgeglichen werden können? Weshalb werden keine systematischen Daten zu geimpften bzw. impffreien Hospitalisierten erhoben und wieso wird wiederholt behauptet, der grösste Teil der Hospitalisierten seien impffreie Patienten und Patientinnen? Wie steht es mit der systematischen Erhebung und Aufzeichnung von Nebenwirkungen der Impfung? Und so weiter und so fort… Die geneigte Leserin wie auch der geneigte Leser wissen, wovon ich spreche.

Diese absolut inakzeptable Art von emotionalisierter Kommunikation bzw. Nicht-Kommunikation über Ausnahmen von der «Maskenpflicht» und über Menschen, die wegen medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, lässt mich genauso entgeistert zurück wie die schon oben beschriebenen Tatsachen. Ich verfüge sowohl über einen Impf-, Test- und Maskendispens, ausgestellt von Ärzten, die meine Geschichte und Vorerkrankungen seit Jahren kennen.

Teils sind diese Dispense mit einer Gerinnungsstörung, mit durchlebten oder nur knapp überlebten Thrombosen und zentralen Lungenembolien, Antikoagulation, Sehbehinderung und auch ASS (Autismus-Spektrum-Störung) verbunden. Der Ausdruck «Störung» missfällt mir grundsätzlich, denn bei AAS handelt es sich nicht um eine Störung im Sinne einer Krankheit, sondern um eine ganz bestimmte Art von Wahrnehmung, die unter anderem zu einer Reizüberflutung führen kann.

Unlängst wurde vom Innenminister Berset denn auch besprochen, wie wichtig denn auch die Inklusion von Menschen mit Behinderung in die gesamte Gesellschaft sei. Nur: Hat das irgendetwas mit Inklusion zu tun, wenn Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten wegen obgenannter Dispense diffamiert und ausgegrenzt werden und gar mit Strafverfolgung zu rechnen haben? Ganz im Gegenteil; die Spaltung der Gesellschaft wird aktiv provoziert!

Wie bereits erwähnt, bin ich Ende November aus Nepal zurückgekehrt. Ich habe hierüber ausführlich auf meinem Blog barbara-himalaya.ch berichtet. Ein Auszug hieraus erscheint mir zum Abschluss dieses Berichts angebracht:

In den westlichen Ländern haben wir ein echtes Luxusproblem aufgrund dieses angeblichen Killervirus. Oder besser gesagt: wegen den Wahnsinns-Massnahmen zu dessen Beseitigung. Meine Nepali-Freunde sind jeweils in schallendes Gelächter ausgebrochen, wenn ich ihnen erklärt habe, wie einige meiner Landsleute ob diesem «höchstgefährlichen Virus» echt hysterisch geworden sind. In Nepal verhungert man, bevor man an Corona stirbt, und ich werde dort wohl eher an Durchfall zugrunde gehen, bevor ich in diesem Land mit Sars-Cov-2 in Berührung komme.

Im Himalaya existieren weder Tests noch Schutzkonzepte, noch Maskenpflicht, noch Abstandsregeln, noch Contact-Tracing, noch Isolation, noch Covid-Apps, noch Impfzwängerei oder Zertifikate. Auf den Punkt gebracht: Wo keine Tests verfügbar sind, gibt es kein Problem und nichts zu diskutieren und auch keine Gesellschaft zu spalten. Das Gebaren von Mitgliedern der verantwortlichen Behörden in unserem Land ist eines angeblich noch vorhandenen demokratischen Rechtsstaats schlicht und ergreifend unwürdig!

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Dr. sc. nat. ETH Barbara Müller (*1963) ist Geologin. Für die SP ist sie Mitglied des Thurgauer Kantonsrates.

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