Horst D. Deckert

Die Revolution findet heute nicht statt!

(Symbolbild:Shutterstock)

Wenn es eine Maxime gibt, über die sich die meisten Deutschen einigen können, dann ist das nicht etwa der kategorische Imperativ oder „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst„, sondern „Bloß keinen Ärger machen oder bekommen – es ändert ja eh nix„. An dieser Schwelle scheitert meist jeder noch so kleine revolutionäre Funke, der sich in Herz und Verstand der Einheimischen eingeschlichen hat. Ich finde Bürgerinitiativen auch deshalb so großartig, weil es Menschen in diesem Fall gelungen ist, die Angst vor dem unbequem-Werden zu überwinden und sich auf gemeinsame Aktionen zu einigen. Auch im Hinblick darauf, dass man eben doch etwas bewirken kann, wenn man es klug anstellt.

Die Kommentare in den sozialen Medien sind voller Fantasien, auf welche Weise man politisch Dampf ablassen könnte. Manchmal kann man Angst bekommen, ob sich da nicht eine Welle wütenden Protests auftürmen wird, die alles zermalmt, was ihr in den Weg kommt. Aber ich glaube, diese Gefahr besteht in Deutschland nicht, vor allem, wenn es um den Protest gegen „die da oben“ geht. Es bleibt schließlich schon die Revolution an der Wahlurne aus, zwar schimpft man ordentlich herum, aktuell etwa über die Benzinpreise, aber viele Bürger verhalten sich wie unzufriedene Restaurantgäste, die das Essen dort zwar nur mittelprächtig finden, aber trotzdem nicht zur Konkurrenz wechseln, da diese noch schlimmer sein könnte.

Schimpfen statt aufbegehren

In einer solchen Atmosphäre ist es möglich, jedes Aufbegehren gegen Etabliertes sofort als Gewaltaufruf zu interpretieren: „Merkel muss weg!“ wurde gar mit mörderischen Absichten in Verbindung gebracht, als gäbe es keine friedlichen Alternativen zum „Tyrannenmord“ – etwa durch politische Initiativen. Inzwischen ist das Kapitel Merkel offiziell beendet, zum Glück ganz ohne Gewalt, aber die große Veränderung bleibt trotzdem aus – letztendlich wohl, weil die Bürger Angst vor etwas Neuem haben – man motzt und duldet.

Auf ähnliche Weise wurde auch die „Querdenker“-Bewegung diffamiert, indem man sie in ihrer Gesamtheit als egoistisch und unsolidarisch mit dem Rest der Bevölkerung darstellte: Während die „großen“ Diktaturen gemeinhin mit dem Druckmittel arbeiten, die Umgebung eines Dissidenten mitzubestrafen, damit dieser bei jedem Akt des Widerstands Schuldgefühle bekommt, arbeitet unsere totalitäre Corona-Gesellschaft mit einem generell eingeredetem schlechten Gewissen. Wer hinterfragt, wird zur Gefahr für die „Volksgesundheit“ erklärt. Anstatt Zweifel auf Hinweise auf Fehler im System aufzugreifen, über die man zumindest einmal nachdenken könnte, wird das Hinterfragen selbst zur Gesundheitsgefahr deklariert. Merkel wirkt auch hier fort – wollte sie Diskussionen aus dem Weg gehen („Diskussionsorgien“ nannte sie es vor dem zweiten Lockdown), erklärte sie ihre Ideen als „alternativlos„.

Es ist erschreckend, was viele Deutsche mit sich machen lassen „um keinen Ärger zu bekommen„, ohne dass sie hinterfragen, ob es überhaupt gerechtfertigt ist, ihnen deshalb Ärger zu machen. Man sollte über niemanden den Stab brechen, der mit dem Verlust seiner Arbeitsstelle bedroht wird und sich deshalb impfen lässt. Vielmehr sollte die Frage lauten – warum lassen Arbeitsgerichte so etwas zu? Warum ruft kein Verfassungsrichter den grundgesetzlichen Notstand aus? Auch die Gerichte folgen mittlerweile der Maxime der Stressvermeidung und verurteilen Verfassungswidriges erst, wenn es vorbei ist. Der nachfolgende Tweet bringt es auf den Punkt:

(Screenshot:Twitter)

 

Allerdings wundere ich mich doch sehr, was Menschen in Deutschland zu tun bereit sind, um wieder in ihr Lieblingsrestaurant zu dürfen. Allein das Essen kann es nicht sein, das sie alle Prinzipien über Bord werfen lässt, es ist wohl eher das Bedürfnis, am gesellschaftlichen Leben wieder teilzuhaben. Bis heute bin ich überzeugt, dass für Jörg Meuthen nicht die Beobachtung durch den Verfassungsschutz der ausschlaggebende Punkt war, sich von den „Radikalen“ in der AfD lautstark zu distanzieren, sondern das Hausverbot bei seinem Edelitaliener, wo man mit anderen „wichtigen“ Persönlichkeiten gesehen werden konnte. Angst vor Statusverlust lähmt.

Die einzigen, die das alles nicht kümmert, sind Linksextremisten. Wenn es um ihre Interessen geht, scheuen sie vor kaum etwas zurück. Aber ist das revolutionärer Geist? Wohl kaum. Man redet zwar viel über verwerfliche Systeme – tritt dann aber ebenfalls erst einmal kräftig nach unten, indem man auch ganz normalen Bürgern das Hab und Gut zerstört. Gesellschaftliche Veränderungen sind hier nicht zu erwarten, nur Chaos und Gewalt. Auch die jungen Leute, die andere wegen Nichtigkeiten beim Ordnungsamt denunzieren, gehören diesem Dunstkreis an. Es ist beängstigend, was hier unter dem Deckmantel der Revolution veranstaltet wird.

Die Demokratie in Deutschland wird diesmal wohl nicht scheitern, weil eine SA durchs Land marschiert. Sondern weil die Deutschen keinen Ärger haben wollen. Leider hindert das einige Bürger nicht daran, anderen das Leben durch Anschwärzerei zu vermiesen – wenn sie doch auch in diesem Fall einfach mal den Mund halten würden!

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