Horst D. Deckert

Die Zukunft von jungen Menschen ist in der Schwebe

Michelle Gocht hat die Kantonschule abgebrochen. Ein Schulsystem, in dem der Mensch nur nach seinen Leistungen beurteilt wird, passte nicht mehr zu ihr. Dazu kommt, dass die Schule kein Ort ist, an dem die Meinungsfreiheit gefördert oder gar toleriert wird. «Das wollte ich mir nicht gefallen lassen», sagt die 16-Jährige. Ihre Mitschüler fanden ihren Entscheid mutig; für Michelle hingegen, war es die einzig richtige Lösung: «Irgendwann fragst du dich, ob sich dieser Weg überhaupt noch lohnt.»

Ausschlaggebend waren auch die Corona-Massnahmen an ihrer Schule. Die Maskenpflicht machte ihr zwar zu schaffen, sie arrangierte sich aber damit und wusste sich zu helfen: «Ich hatte immer eine Wasserflasche dabei, damit ich einen Grund hatte, die Maske unters Kinn zu ziehen.» Die Kriterien für ein Maskenattest erfüllte sie nicht. Erschwerend kam hinzu, dass dieses vom Kantonsarzt hätte ausgestellt werden müssen, damit es die Schulleitung überhaupt akzeptiert hätte. Die Testerei kam für sie ebenfalls nicht infrage.

Mittlerweile ist Michelle aus Überzeugung maskenfrei. Sie braucht kein Attest, das es ihr erlaubt, ohne Vermummung ihr Leben zu leben. Auch die zwei Bussen, die sie an Montagsspaziergängen in Luzern kassierte, halten sie nicht davon ab, sich ohne Maske frei zu bewegen. Problematisch sieht sie das Maskentragen vor allem für Primarschüler: «In meinem Alter kann man besser mit der Situation umgehen. Jüngere Kinder können nicht für sich selbst einstehen.»

Zwar ist die Impfung innerhalb ihres Freundeskreises ein Thema, führt aber nicht zur sozialen Ausgrenzung. Viele seien aus unterschiedlichen Gründen geimpft, aber man lasse sich gegenseitig in Ruhe, erzählt der Teenager. «Wir treffen uns immer noch privat oder im Sommer am See.»

Derzeit absolviert Michelle ein Medien-Praktikum bei Corona-Transition. Wie es für sie danach weitergeht, weiss sie noch nicht. «Es ist alles noch in der Schwebe», sagt sie. Angst vor der Zukunft habe sie keine; es sei die Ungewissheit, die ihr zu schaffen mache. «Du kannst dich auf nichts einlassen, weil du gar nicht weisst, wie es mit der ganzen Corona-Thematik weitergeht.»

Nichtsdestotrotz ermuntert sie junge Menschen, für sich selbst und ihre Meinung einzustehen und konsequent durchzuziehen. Niemand solle sich vom sozialen Umfeld unter Druck setzen lassen. «Durchhalten und standhaft bleiben», so lautet Michelles Devise. «Es wird sich bestimmt auszahlen.»

michelle_ct-40a2f-6c4f4.jpg?1645057927

Ähnliche Nachrichten