«Ohne jegliche Rücksicht und Sensibilität für die Geschichte». So kritisiert Toni Saller die «Art und Weise, wie der Westen diese Ukraine-Krise bewältigt». Die Haltung der NATO-Länder, die dabei zum Ausdruck komme, bleibe «ohne jegliches Einfühlungsvermögen in die russische Situation», schreibt der freie Journalist und Ethnologe in einem Artikel auf dem Portal Inside Paradeplatz.
In der Geschichte sei es so, dass seit Napoleon immer wieder Russland von europäischen Ländern überfallen und zerstört worden sei. Saller folgert: «Das heutige Bedürfnis nach Sicherheit ist für Russland offensichtlicher und historisch begründbarer als dasjenige der europäischen Staaten.»
Die Nato sei das Produkt des Nachkriegseuropas, die mit ihrem Gegenstück, dem Warschauer Pakt unter dem Diktat der Sowjetunion, den Kalten Krieg begründete. «Es ist ein reiner Verteidigungspakt, der im Grunde genommen nach dem friedlichen Zusammenbruch der Sowjetunion und damit auch dem Warschauer Pakt obsolet geworden ist.»
Ganz sicher sei es nicht im Sinne ihrer Erfinder, dass sich die Nato in ehemaligen Ländern des Warschauer Paktes vergrössere, was mit der Osterweiterung seit Jahrzehnten Tatsache geworden sei, die Russland zähneknirschend habe hinnehmen müssen.
Eine Ausweitung in ehemalige Republiken der Sowjetunion sei ein Affront, auch wenn das die Ukraine als souveräner Staat selber wolle, ist Toni Saller überzeugt: «So etwas kann auf dem oben beschriebenen historischen Hintergrund von Russland nur als Aggression empfunden werden.»
Diese ganze Krise könnte demnach von der Nato leicht beendet werden, wenn die mögliche und von der Ukraine angestrebte Mitgliedschaft kategorisch ausgeschlossen würde, kommt der Publizist zum Schluss. «Stattdessen hat die Nato kräftig an der Eskalationsschraube mitgedreht.»