von AR Göhring
Seit den 1950er Jahren verbreitet sich in den demokratisch-kapitalistischen Ländern die amerikanische Mode der Meinungsumfragen. Zu nahezu jedem Thema gibt es welche – und die seriösen und wichtigen der renommierten Meinungsforschungsinstitute schaffen es in die Hauptnachrichtensendungen wie die Tagesschau.
In den letzten Jahren scheinen solche große Umfragen immer mehr die Agenden der Regierung oder der elitären Interessensgruppen im Lande zu stützen. Ab und zu kommt dann heraus, daß die Art der Fragestellung schon suggestiv war oder daß die Befragten nur eingeschränkte Antwortmöglichkeiten hatten. So erklären sich Ergebnisse, nach denen die Mehrheit der Bevölkerung Viren, Nazis und CO2 für die drei schlimmsten Dinge zurzeit hält.
Auch die Zentrale des Wahnsinns in Brüssel gab im Rahmen vom Eurobarometer 2021 eine solche Umfrage in Auftrag. Danach seien 93% der EU-Bürger der Meinung, daß Klimaschutz ein wichtiges Thema sei. In Anbetracht der Tatsache, daß „progressive“ Länder wie Schweden und katholische wie Spanien und Portugal enthalten sind, fragt man sich, ob das alles so stimmt.
Unsere Redaktion hat sich für das Videoformat Klimawissen – kurz&bündig die ganze EU-Publikation angeschaut – was bei Klimathemen immer angeraten ist, da im Langtext meist etwas anderes steht als in der Schlagzeile der Massenmedien. EIKE-Leser kennen das Phänomen von den IPCC-Sachstandsberichten mit Hunderten von Seiten, in denen meist „wahrscheinlich“ und andere vorsichtige Formulieren stehen – und in den Kurzversionen findet man stattdessen Gewißheiten und Untergangsfristen wie „noch zehn Jahre“.
Auch im Eurobarometer 21 suchen sich nur 18% der Befragten als relative Mehrheit den Klimawandel als wichtigstes Problem heraus, gefolgt von Hunger/Armut und Krankheiten. Und selbst das klappte wohl nur, weil man nach den Problemen für die ganze Welt fragte.
Das Barometer listet die nationalen Unterschiede bei der Betrachtung des Themas auf – erwartungsgemäß liegen die Nord- und Westeuropäer ganz vorne (bis 43%), Süd- und Osteuropäer hinten (min. 5%). Lustig ist dabei der von den Autoren verwendete Farb-Kartentrick, zu sehen im Video: Halb Europa erscheint dunkelblau, also sehr besorgt ums Klima. Das klappt, weil hell- und mittelblau nur fünf bis zehn Prozentpunkte umfassen, die höchste Kategorie aber zwischen 15 und 100 (!) Punkten rangiert. Wer jetzt an die Wetterkarte der Tagesschau denkt, nach der mittlerweile Zimmertemperatur in dunkelrot erscheint, weiß, was gemeint ist.
Die Studie legt aber auch interessante Dinge offen: Während des Corona-Lockdowns rutschte das Thema Klima gleich nach hinten. Und junge Menschen von 15-24 Jahren sähen den Klimawandel nur zu 22% als sehr wichtiges Problem an – die ü50 zu 16%. Gar nicht so weit auseinander, wie man wegen der schulischen Erziehung eigentlich erwarten würde. Allerdings – wo kommen dann die 93% her, wenn die einzelnen Alterskohorten schon unter 30% bleiben? Das geht so: Zusätzlich zum wichtigsten Problem konnte jeder Befragte noch drei weitere nennen. Und da tauchte dann auch das Thema Klimakollaps bei vielen auf.
Sehr wissenschaftlich ist das nicht – würde man bei elf Themen zum Beispiel elf Antwortmöglichkeiten geben, läge die Zustimmungsquote bei jedem zu – na? – 100 Prozent!
Zusätzlich wurden die Probanden befragt, wie wichtig ihnen das Thema Klimaschutz sei, auf einer Skala von 1-10. Was machten unsere zuverlässigen EU-Statistiker damit? Etikettierten 1-4 als „nicht ernst“, 5 und 6 als „recht ernst“, und 7-10 als „sehr ernst“. Ordentliche Wissenschaftler hätten hier gedrittelt. Ergebnis: 78% der Befragten landeten bei 7-10, nur 22% darunter. Addiert man die mittleren Antworten (15%) zu den 78%, erhält man – voilà! – die 93% Zustimmung. Da fällt einem nur noch der zynische Satz von Churchill ein, „glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast“.
Fazit:
-
Vorsicht bei den interpretierten Zahlen im Ergebnisteil
-
Es gibt in der EU keinen Klimakonsens
-
Taucht ein anderes Problem auf, gerät der Klimaschutz aus dem Focus
-
Die „Jugendbewegung Klimaschutz“ ist viel kleiner als behauptet
-
Sogar EU-Ämter arbeiten nach dem Churchill-Zitat
Politiker, Aktivisten und Journalisten propagieren gerne Parolen wie #wirsindmehr, um bürgerliche Kritikerbewegungen als randständige „Schwurbler“ und ähnliches darzustellen. Nun, wer das nötig hat, zeigt, daß es exakt andersherum ist – eine kleine Interessensgruppe versucht, ihre Agenda durchzusetzen.