Wegen des von US-Präsident Joe Biden angeführten internationalen Sanktionsreigens gegen Russland landet der US-Dollar zunehmend am Abstellgleis. Ein Beispiel dafür ist Indien. Der dortige Top-Zementhersteller, Ultra Tech Cement, bezahlt die von Russland bestellte Braunkohle nämlich in chinesischen Yuan. Laut Insidern könnte das bald Normalität sein. Parallel dazu wird die Hegemonie des US-Dollars als internationales Zahlungsmittel von den BRICS-Staaten herausgefordert: Sie errichten ein neues System basierend auf dem Währungskorb der fünf Nationen. Beobachter reden bereits von Bretton Woods III.
In Dubai eingefädelt
Wie Medien unter Berufung auf ein vorliegendes Zolldokument berichten, importiert UltraTech 157.000 Tonnen Kohle des russischen Produzenten SUEK, die im Hafen von Vanino, im russischen Fernen Osten, auf den Massengutfrachter MV Mangas verladen wurde. Das Schiff liegt aktuell im indischen Hafen von Kandla. Der Wert der Fracht wird laut Rechnung vom 5. Juni mit 172.652.900 Yuan (25,81 Millionen US-Dollar) angegeben. Laut mit der Angelegenheit vertrauten Handelsquellen wurde der Verkauf der Fracht von der in Dubai ansässigen Einheit von SUEK arrangiert. Welche Bank dabei im Spiel war, ist unklar. Auch andere Unternehmen sollen Bestellungen für russische Kohle mit Yuan-Zahlungen aufgegeben haben.
Bedeutsamer Schritt oder einmalige Vorgehensweise?
Ein in Singapur ansässiger Devisenhändler bezeichnet diesen Schritt als „bedeutsam“. Er habe in den letzten 25 Jahren seiner Karriere noch nie gehört, dass ein indisches Unternehmen in Yuan für den internationalen Handel bezahlt, wird er von Reuters zitiert. Diese Transaktion unterstreiche, wie Indien – trotz der westlichen Sanktionen – Handelsbeziehungen mit Russland für Rohstoffe wie Öl und Kohle aufrechterhalten hat. Indien unterhält seit langem politische und sicherheitspolitische Beziehungen zu Russland und hat es unterlassen, den Einmarsch in der Ukraine zu verurteilen. Indiens Energieimporte aus Russland haben in den letzten Wochen stark zugenommen, da Händler hohe Rabatte angeboten haben, berichtete Reuters diesen Monat. Neu-Delhi begründet seine Käufe russischer Waren damit, dass ein plötzlicher Stopp die Preise in die Höhe treiben und den Verbrauchern schaden würde.
Neue Normalität: Umstieg scheint sicher
Die Pläne Indiens für einen Rupie-Zahlungsmechanismus im Handel mit Russland konnten bisher nicht umgesetzt werden. Chinesische Unternehmen verwenden aber den Yuan seit Jahren in Handelsabkommen mit Russland. Für indische Handelsabwicklungen – unter Verwendung des Yuan – müssten die Kreditgeber möglicherweise Dollar an Filialen in China oder Hongkong oder an chinesische Banken überweisen, mit denen sie Verbindungen haben, im Austausch für Yuan zur Abwicklung des Handels, sagten zwei hochrangige indische Banker. „Erweist sich die Rupie-Yuan-Rubel-Route als günstig, haben die Unternehmen allen Grund und Anreiz, umzusteigen. Dies wird wahrscheinlich häufiger passieren“, sagte Subash Chandra Garg, ehemaliger Wirtschaftsminister im indischen Finanzministerium.
Globale Alternativ-Währung: Auftakt für Bretton Woods III
Ein indischer Regierungsbeamter mit Kenntnis der Situation sagte, die Regierung wisse von Yuan-Zahlungen. „Die Verwendung des Yuan für Import-Zahlungen aus anderen Ländern als China war bisher selten und könnte aufgrund von Sanktionen gegen Russland zunehmen“, sagte der Beamte. Insider betrachten diese Entwicklung als weiteren Schritt zu einer neuen Weltordnung mit einem neuen Geldsystem – nämlich Bretton Woods III. Wochenblick berichtete bereits im März über diese Prognose. Wie der russische Präsident Wladimir Putin Anfang Juli auf einem BRICS-Gipfel ankündigte, arbeite die Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) bereits an der Einführung einer neuen, globalen Alternativ-Währung, die auf dem Währungskorb von fünf Nationen beruhe. Der Block hat davor angekündigt, die Schaffung eines gemeinsamen Zahlungsnetzwerkes anzustreben, um die Abhängigkeit vom westlichen Finanzsystem zu verringern. Das aktuelle, auf einer Dollar-Hegemonie basierte System, bekommt also massive Konkurrenz, die eine globale Machtverschiebung zur Folge hätte.
IWF: Sanktionen bedrohen Dollar
Ins eigene Knie geschossen: Beschleunigt wird das durch die gegenwärtige Ukrainekrise. Eine Aussage der ersten stellvertretende geschäftsführenden Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Gita Gopinath, Anfang dieses Jahres gegenüber der Financial Times geht ebenfalls in diese Richtung: Die jüngsten Finanzsanktionen gegen Russland drohen die Dominanz der USA und den Dollar als Weltwährung zu untergraben. Seit die USA 2014 Sanktionen als Vergeltung für die Annexion der Krim verhängt haben, bereitet sich Russland darauf vor, seine Abhängigkeit vom Petrodollar zu verringern. Mit über 10.000 Sanktionen gegen Russland, seine Bürger und seine Unternehmen übt eine von den USA angeführte Gruppe von Ländern derzeit einen beispiellosen Druck auf die russische Wirtschaft aus.