Horst D. Deckert

F35 für die Bundeswehr? Der Starfighter lässt grüßen

Die F35 – Germany’s Next Problemvogel? (Foto:Imago)

Würden Sie ein Auto kaufen, von dem im Herstellerland bekannt ist, dass 845 Fehler eingebaut sind, von denen immerhin sechs zu einem tödlichen Unfall führen können? Oder gar ein Flugzeug? Das Kampfflugzeug F35 aus US-Produktion befindet sich genau in diesem Zustand, und die Bundesregierung will sogar 35 Stück für etwa 15 Milliarden Euro kaufen.

Die F35 hatte vom Anfang ihrer Entwicklung massive Probleme, die die Indienststellung um Jahre verzögerte. Aber selbst nachdem die US-Luftwaffe die ersten Exemplare hatte, rissen die Probleme nicht ab. So musste zum Beispiel der Schleudersitz, mit dem sich Piloten aus einem abstürzenden Flugzeug retten sollen, komplett neu gestaltet werden. Es hatte sich herausgestellt, dass dieses Rettungsgerät selbst den Piloten bei Gebrauch umbringen kann. Das gesamte Projekt war zu anspruchsvoll ausgelegt und kostete schließlich ein Vielfaches der anvisierten Entwicklungskosten. Nach wie vor sind die Zuverlässigkeit und der Wartungsaufwand jenseits dessen, was von einem modernen Kampfflugzeug erwartet werden kann.

Auch was die Einsatztauglichkeit betrifft, ist die F35 ein fragwürdiges Projekt. Sowohl was die Wendigkeit für den Luftkampf anlangt, als auch die Endgeschwindigkeit, kann dieser fliegende Computer nicht einmal mit dem Eurofighter mithalten. Zudem verlässt sie sich auf nur einen Motor und der ist so an seine Leistungsspitze getrieben, dass sich die Ausfälle häufen. Blöd nur, dass man notlanden oder abstürzen muss, wenn dieser eine Motor ausfällt… um sich dann einem Schleudersitz anzuvertrauen, der immer noch nicht das Gelbe vom Ei ist.

Teuerstes Flugzeug aller Zeiten – mit den meisten bekannten Mängeln

Die F35 ist ein typisches Beispiel für das realitätsferne Vorgehen, das sich im Westen eingebürgert hat. Irgendwelche Strategen oder Kaufleute fordern ein neues Produkt mit großartigen Eigenschaften, ohne Rücksicht auf den Stand der Technik zu nehmen. Wie, etwas gibt es noch nicht? Dann entwickelt es – und zwar in noch nie dagewesener Geschwindigkeit! Das wird den Ingenieuren aufgetragen. Die tun ihr Bestes, aber insbesondere wegen des Zeitdrucks sind die projizierten Lösungen weder ausgereift noch erprobt oder praxistauglich. Fühlt sich da jemand an die sogenannten „Corona-Impfstoffe” erinnert?

Jede F35 wird mit Kosten von etwa 400 Millionen veranschlagt – und da sind die Folgekosten für Wartung und Betrieb noch nicht dabei. Sie ist damit das teuerste Flugzeug aller Zeiten und gleichzeitig dasjenige mit den meisten bekannten Mängeln. „n-tv” meldet dazu: „Die von der Bundesregierung bestellten F35-Tarnkappenjets weisen angeblich laut einem Pentagon-Bericht erhebliche Mängel auf”. Zuvor berichtete darüber die „Welt“ unter Berufung auf die NGO „Project on Government Oversight“ (POGO). Demnach seien 845 Fehler an dem zukünftigen Bundeswehr-Jet festgestellt worden – sechs davon seien „schwerwiegend” und könnten zum Absturz führen. „n-tv“ weiter: „Die USA sollen bereits erste Konsequenzen aus dem Bericht gezogen haben. Statt der ursprünglich 94 F35-Jets will die US-Luftwaffe nur noch 61 bestellen.

Die USA selbst haben also bereits die Reißleine gezogen. Das bringt den Hersteller Lockheed Martin in die Bredouille. Wer muss da aushelfen? Natürlich die BRD. 35 Stück sollen gekauft werden – und das kompensiert den Ausfall an Bestellungen des US-Militärs reichlich. Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerhartz sagt dazu nur, mit der F35 bekomme die Bundeswehr „das modernste Kampfflugzeug weltweit”. Ganz toll. Modern, aber untauglich – wie der neuste Bericht des Pentagon aufzeigt. Demnach seien die Jets „sehr unzuverlässig”. Die sogenannte Verfügbarkeit der F35-Flotten liege bei nur 65 Prozent. Damit ist der Anteil der Jets gemeint, die jederzeit einsatzbereit sind und nicht wegen Wartungsarbeiten ausfallen. Der Standard für andere Flotten liegt, zum Vergleich, zwischen 75 und 80 Prozent. Immerhin befindet sich die F35 damit im Rahmen der allgemeinen Einsatzfähigkeit der Bundeswehr.

„Fliegende Computer” sind anfällig für Cyberattacken

Aber das ist nicht alles. Auch das Hochleistungstriebwerk der F35 weist Probleme auf. Nach Angaben der „Welt“ standen Ende September mehr als 50 F35 in den USA mit Motorausfall im Hangar – ein Mangel an Ersatzteilen soll die Probleme angeblich verursacht haben. Im Pentagon-Bericht heißt es, dass der „Mangel an Ersatzteilbeständen und die begrenzten Reparaturkapazitäten auf Komponentenebene zu den Engpässen bei der Ersatzteilversorgung beitragen”, wie POGO berichtet. Nicht nur die Häufigkeit der F35-Ausfälle wirkt sich also auf die Gesamtleistung der Flotte aus, sondern auch die Dauer der Reparaturen. Wie POGO weiter berichtet, stellten Wartungsmitarbeiter fest, dass die Reparaturen im Durchschnitt mehr als doppelt so lange dauern, wie ursprünglich von Lockheed Martin vorgesehen. Die Triebwerke der F35, die Kabinenhaube und die Tarnkappenbeschichtung sind nur einige der Komponenten, die als Hauptursache für die langen Reparaturzeiten genannt wurden.

Die F35 soll den alten Tornado als Atomwaffenträger ersetzen. Ganz abgesehen davon, dass ich der Auffassung bin, dass Deutschland keine solchen Angriffswaffen haben sollte, liegt der Knackpunkt genau hier: Wie die „Welt“ berichtet, verzögert sich auch die Entwicklung eines Software-Updates, das die Kompatibilität mit bestimmten Freifall-Atombomben ermöglichen würde; eigentlich war gerade das ein wesentlicher Grund für das Interesse der deutschen Bundeswehr. So bliebe als Kaufargument nur noch die elektronische Ausstattung; aber auch da hakt es. Eine besondere Fähigkeit der F35-Flotte soll die digitale Vernetzung aller Jets sein. Sie sollen in den Luftwaffen als “fliegende Computer” gelten, wie POGO schreibt. Doch genau das könnte die Flotte zunehmend anfällig für Cyberattacken machen. Cybersecurity-Tests hätten eine Reihe von Schwachstellen aufgedeckt. Na prima: Da kann dann jeder Hacker so ein Ding fernsteuern? Oder ist es womöglich gar so, dass sich die USA damit die Kontrolle über alle Einsätze einer F35 vorbehalten und sie im Ernstfall fernsteuern können wie Drohnen?

Soll deutsches Geld wieder einen US-Rüstungskonzern retten?

Gewissermaßen ist die F35 als „eierlegende Wollmilchsau” konzipiert worden. Sie sollte für alle Einsatzgebiete tauglich sein. Dass das nicht so einfach funktioniert, sollte man spätestens aus dem Starfighter F 104 G gelernt haben. Nicht von ungefähr wurde dieser dann auch “Witwenmacher” genannt. Aber die F35 ist für russische Kampfjets wie Tontaubenschießen, wenn die sie erstmal im Visier haben: Die Russenjets sind bis zu 1.000 Stundenkilometer schneller und erheblich wendiger. Im direkten Luftkampf haben die F35 keine Chance. Was also hat die „Fachfrau für Verteidigung“ Christine Lambrecht veranlasst, diesen neuen Witwenmacher zu bestellen? Kommt es wieder so wie bei der F18, dem veralteten Modell aus den 1970er Jahren, das 2018 ursprünglich als Ersatz für den Tornado vorgesehen war? Soll etwa wieder ein US-Rüstungskonzern mit deutschem Geld gerettet werden? Ich habe darüber bereits berichtet (siehe hier).

Die Entscheidung für die Bestellung der F35 fiel im Schatten der Ukraine-Krise. Sie ist also genauso ein unausgegorener Schnellschuss wie alles andere, was jetzt anlässlich der Krise angekündigt wird. Eines ist gewiß: Die Bundeswehr braucht die F35 nicht – und sie ist viel zu teuer. Aber was tut man nicht gehorsamst, wenn der transatlantische Hegemon Hilfe für seine Rüstungskonzerne braucht? Die anvisierten 15 Milliarden – was ist das schon? Und wenn es dann noch etwas oder viel teurer wird, wer wird es wagen, die Reißleine zu ziehen? 15 Milliarden: das wären etwa 6.000 € pro deutschem Rentner. Ach ja, und dann sind da ja noch die 100 Milliarden, die für die Bundeswehr ausgegeben werden sollen. Rechnen Sie selbst nach – und fragen Sie sich dann, ob derartige Entscheidungen wohl demokratisch mehrheitsfähig wären.

 

Dieser Artikel erschien auch auf Anderweltonline.

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