
Die Gesellschaft in diesem Land befindet sich in einem anhaltenden Prozess moralischer Verrottung. Der Mangel an jeglicher Ernsthaftigkeit in der Spitzenpolitik unterbietet mittlerweile das Niveau von Schülermitverwaltungen oder Studentenvertretungen (da ist es überdies kein Wunder, dass viele einstige Leitmedien auf Schülerzeitungsniveau publizieren!) – und selbst in den einstigen bürgerlichen Parteien ist der Grad an Würdelosigkeit, Unseriosität und kleinkindhafter Verblendung atemberaubend.
Wer sich das aktuell im Netz kursierende Video ansieht, in dem FDP-Bundestagsabgeordneten Martin Gassner-Herz, Anikó Merten, Ria Schröder und Valentin Abel jubilierend und feixend – einer alkoholisierten Erstsemestergang gleich – einen hell erleuchteten Gang entlangtanzen und sich auf die von ihnen betriebene Abschaffung des Abtreibungsverbots freuen, der muss final einräumen, dass die Grünen nicht die einzige politische Kraft im Hohen Haus (und vielen weiteren Schlüsselgremien der Republik) sind, deren personelle Ausblühungen nicht mehr alle Tassen im Schrank haben.
Showdrang und Aktivismus statt Realpolitik
Tatsächlich nehmen sich FDP und Grüne in ihrem Bestreben, Staatskunst und Politik zu enthoheitlichen, zu entweihen und einem Spektakel für die Gesinnungsgosse zu machen, nicht mehr viel. Showdrang und Aktivismus triumphieren an allen Ecken und Enden über Sach- und Realpolitik.
Gepostet hat das fragliche Video ihre FDP-Bundestagsabgeordnetenkollegin Kristine Lütke; darunter stand der Text: „Wir, auf dem Weg zur Abstimmung, um endlich §219a aus dem StGB kicken zu können”. Dazu verwendet Lütke den Hashtag „#219amussweg”, den Linke, Grüne und FDP-Abgeordnete, für die beliebige und bedingungslos Abtreibung zu einer Art Lifestyle-Grundrecht geworden ist, im Zuge der Debatte um den Abtreibungsparagrafen im Strafgesetzbuch gerne nutzen. Nachdem der Original-Tweet von Lütke nach dem losgetretenen Shitstorm mittlerweile gelöscht ist, haben ihn dankenswerterweise Oppositionspolitiker – gewissermaßen als Dokumentation des Irrsinns – nachgepostet, etwa hier:
Jetzt hat Kristine Lütke (#FDP!) dieses entlarvende Video gelöscht.
Diese pervers-infantile Fröhlichkeit (inkl.Kopf-ab-Geste!) gehört aber festgehalten – als eindeutiger Beweis!
Wer wählt sowas?
Die Namen der #Schande:
Aniko Merten
Ria Schröder
Martin Gassner
Valentin Abel pic.twitter.com/iXvD5rPVMI— Jürgen Braun, MdB (@JuergenBraunAfD) February 8, 2022
Besonders abstoßend sind nicht nur die „Kopf ab“-Gesten, die diese respekt- und würdelose Gurkentruppe vom Volksvertretern auf Musikclip- oder Dschungelcamp-Nullniveau vorführen (und bei denen bewusst im Unklaren gelassen wird, ob sie sich auf die nach ihrem Wunsch bedingungslos straffrei zu entsorgenden Föten bezieht oder auf die Abschaffung des Gesetzes). Vor allem die Wahl des unterlegten „Soundtracks“ – der Neunziger-Dancehit „Litte Short Dick Man” von Gillette feat. 20Fingers (übersetzt: „Ich will keinen Mann mit kurzem Penis”), zu dem hier unter anderem postfeministische Juli-Karrierefrauen begeistert abtanzen, ist im Kontext der Abtreibungsdebatte an Geschmacklosigkeit kaum zu toppen. Der Hedonismus der verantwortungslosesten Generation, die je auf deutsche Boden heranwuchs, wird nur noch durch ihren Egoismus und ihre Verachtung für menschliches Leben getoppt, das uneingeschränkt auf dem Altar der „Selbstverwirklichung“ geopfert werden darf. Dass es bezeichnenderweise ausgerechnet die Anhänger einer völligen Abtreibungslegalisierung sind („My Body, my Choice“, die dann bei der Impfpflicht übergriffig werden und anderen die Zwangstherapierung per Gesetz vorschreiben wollen (wofür sich auch in der FDP-Fraktion ja eine Mehrheit abzeichnet), passt da wie die Faust aufs Auge.
Noch steht der §219 nicht völlig zur Disposition; einstweilen geht es erst einmal um seine Novellierung: Dem neuen Entwurf von FDP-Justizminister Marco Buschmann zufolge sollen Ärzte fortan nicht mehr belangt werden, wenn sie über Abtreibungen „informieren“. Wohin die Reise aber geht, das zeigt das instinktlose und idiotistische Gebaren des FDP-Nachwuchses im Plenum: Radikale Vertreter der Y- und Z-Generation ziehen ihre Agenda (die mit den eigentlichen Probleme in diesem Land nichts zu tun hat) durch, von Pro-Choice über Genderism bis hin zum Transwahn. Alles in allem ist diese Posse eineweitere abschreckende Anekdote dafür, welche Figuren in Deutschland Politik machen – und ein weiteres unbedingtes Plädoyer, das aktive und passive Wahlalter nicht etwa weiter abzusenken, sondern vielmehr anzuheben.
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