
Die Idee zu diesem Beitrag kam aus dem Internet. Dort ist ein Karte zu finden mit dem Titel: „Would you fight for your own country?” Die zugehörige internationale Umfrage stammt von 2015 und wurde von Gallup durchgeführt. Der Link dazu findet sich am Ende dieses Artikels; aus pädagogischen Gründen sollte er aber erst nach dem Lesen dieser Zeilen angeklickt werden. Die Umfrageliste eignet sich hervorragend für ein Ratespiel im Freundeskreis (sofern es diesen nach Corona noch geben sollte). Zur Einstimmung ins Thema empfiehlt sich die eingangs zitierte Frage, „würdest du für dein Land kämpfen?”. In den 64 Ländern, die von Gallup befragt wurden, bewegen sich hier die positiven Antworten zwischen 94 Prozent bis 11 Prozent. Ich nenne nachfolgend vier Länder, jeweils eines aus den Zustimmungsgruppen 11-25 Prozent, 25-50 Prozent, 50-75 Prozent und schließlich 75-94 Prozent. Wer diese vier Länder richtig einsortiert, der kann bei mir eine Flasche Rotwein trinken kommen: a) Vietnam, b) Finnland, c) USA und d) Japan.
Die Auflösung findet Ihr auf der unten genannten Website. Das Ergebnis ist erstaunlich und kaum interpretierbar. Was bestimmt die Bereitschaft eines Volkes, für sein Land das eigene Leben in Gefahr zu bringen oder gar zu opfern? Wer führt diese Liste an? Sind das demokratische Länder? Was ist mit den Diktaturen? Wer oder was beeinflusst die Bevölkerung? Kann man aus der Religionszugehörigkeit auf die „Kampfbereitschaft“ schließen? Ist diese bei dem buddhistisch dominierten Vietnam höher als bei dem islamischen Pakistan? Wo rangieren hier die alten Weltreiche von Spanien, über Portugal zu Frankreich und England, wer hat da den höchsten Wert? Wo liegen die Eidgenossen, die doch so stolz auf ihre Geschichte sind – wie sieht es da mit der Vaterlandsliebe im Ernstfall aus? Wer opfert sich eher für sein Vaterland – die Ukrainer oder die Russen?
Nationalstolz und Kampfeswille
Eine Systematik habe ich dieser Liste nicht entnehmen können. Die Frage, wo Deutschland hier zu finden ist, erübrigt sich. Da hat wohl jeder mit seiner eigenen Vermutung recht. Es war nicht festzustellen, wer im derzeitigen Bundeskabinett überhaupt einen Wehrdienst abgeleistet hat. Üblich ist dort höchstens die Blitzkarriere, wie sie beispielhaft der Christian Lindner durchgezogen hat: Erst den Wehrdienst mit „Lügen” verweigern (laut Selbstaussage), um dann im Schnellkurs doch noch Major zu werden. Er war eben schon immer einer, der wusste, wie und wo der Bartel den Most holt. „Wer noch einmal das Gewehr in die Hand nehmen will, dem soll die Hand abfallen“ hat Franz-Josef Strauß noch 1949 gesagt, bevor er sieben Jahre später Verteidigungsminister wurde. Auch Petra Kelly rotiert im Grab, seit sie die Kampfparolen von Antonia Hofreiter hört.
In der besagten Umfrage wurde mehr oder weniger versteckt der Nationalstolz abgefragt – sollte man denken. Aber wie der große deutsche Philosoph Heinz Erhard schon richtig bemerkt hat, darf man nicht alles glauben, was man denkt. So findet man bei der Frage, wer den größten Nationalstolz hat, bei „wissenschaft.de” im Jahr 2006 Folgendes: „Auf einer Skala mit einem Maximum von 25 erreichten die Bürger Venezuelas den Top-Wert von 18.4, als es um ihren allgemeinen Nationalstolz ging. Auf Platz zwei folgten hier die US-Amerikaner mit 17.7 Punkten. Dicht dahinter platzierten sich Australien, Österreich, Südafrika, Kanada, Chile, Neuseeland und Israel. Ähnliche Resultate zeigten sich bei der Frage nach der Identifikation mit speziellen nationalen Erfolgen, denn hier punktete die USA vor Venezuela am stärksten. Danach reihten sich erneut Australien und Österreich ein.”
Selbstbeweihräucherung der Clique
Die Ergebnisse beider Umfragen – der von Gallup zur Landesverteidigung und der damaligen von „wissenschaft.de“ zum Patriotismus – sind also nicht kongruent. Was bedeutet, dass der Nationalstolz keine Voraussetzung ist für die Bereitschaft, sein Land zu verteidigen. Das ist – so finde ich – erstaunlich. Ich wohne in der Nähe zu Holland und jeder Deutsche weiß, dass „orange“ dort „oranje“ heißt und weniger eine Farbe beschreibt als ein Lebensgefühl. Sollte Holland jemals wieder an einer Weltmeisterschaft teilnehmen, verwandelt sich das Land in ein orangenes Farbenmeer – wie am heutigen 27. April, wenn der Konigsdag gefeiert wird; ein nationales Fest, das es bei uns so nicht gibt. Der deutsche Nationalfeiertag steht vielmehr für die Selbstbeweihräucherungsorgien der Clique, die eigentlich mit der Wiedervereinigung absolut nichts zu tun hatte – und die erst auf den Wagen aufsprang, als die „Sieger“ schon feststanden. So wie unsere beiden IMs „Erika” und „Larve”. Warum schreibe ich das? Weil die Niederlande in der Gallup-Umfrage bei besagter Eingansfrage den letzten (!) Platz in Europa belegen! Das hätte wohl keiner gedacht, oder?
Für die Einstellung der „Kaaskoppe“ habe ich als „Mof“ vollstes Verständnis: Feiern ja – aber dafür sich zu opfern? Nein. Gewalt lehne ich ab; vielleicht nicht bedingungslos. Ich bin – glücklicherweise – noch nicht in die Lage gekommen, das austesten zu müssen. Aber ich verhehle nicht mein damaliges Verständnis für Marianne Bachmeier, die 1981 den Mörder ihrer siebenjährigen Tochter im Gerichtssaal erschoss.
Auf, auf zum Kampf, zum Kampf …
Corona ist out, Ukraine ist in. Wer bei Facebook sein Profilbild nicht mit einem blaugelben Symbol schmückt, ist höchst verdächtig. Es soll sogar Leute geben, die den blauen Mülleimer auf den gelben stellen, um „Zeichen” zu setzen. Aber Stopp! Das „Z“ ist ja auch hoch verdächtig. Man setzt jetzt also „ eichen“. Wer „woke“ ist, der lässt sich auf einer Solidaritätsveranstaltung blicken. Wer hätte je gedacht, dass aus der Parole „Frieden schaffen mit immer weniger Waffen“ (Bonner Hofgarten-Demo 1981) mal ein „Frieden schaffen mit immer schwereren Waffen“ wird? Dass aus dem Sonnenblumengrün mal ein Olivgrün wird? Dass sich aus den einstigen Wehrdienstverweigerern die Herolde des Waffengangs rekrutieren? Dass man unter „feministischer Außenpolitik” die Lieferung von schweren Waffen zu verstehen hat? Ich gebe zu, ich verstehe es nicht. Ich verstehe auch die Politik nicht mehr. Mögen doch alle Maulhelden der Republik – wie einst im Spanischen Bürgerkrieg – internationale Brigaden bilden und in Mariupol zeigen, was sie so drauf haben! An vorderster Front stelle ich mir den Norbert Röttgen oder den Ruprecht Polenz vor.
Krieg ist Mist! Es ist egal, wer an was schuld ist. Als Kind haben wir in den Trümmern den tollsten Abenteuerspielplatz gehabt. Da war alles geheimnisvoll und – verboten. Das war der Reiz. Als ich 2018 die Trümmer und Zerstörung in Syrien sah, war ich eher verwundert über die Fröhlichkeit und das Lebensgefühl der Syrier. Da hat mich eher beschämt, dass mein Land, mehr oder weniger verdeckt, die islamischen Terrorgruppen (euphemistisch als „moderate Rebellen“ schöngeredet) unterstützt. Dass es dort noch christliche Kirchen gibt – ich empfehle mal auf Facebook „Kfarbou“ zu abonnieren -, ist der Unterstützung Russlands zu verdanken, und das wissen sie. Jede Medaille hat zwei Seiten.
Von nichts kommt nichts
„Von nichts kommt nichts” heißt es schon beim römischen Philosophen Lukrez, präziser: „Denn wir sehen, dass nichts von nichts entstehen kann.“ Man muss den Dingen auf den Grund gehen. Die Vorgänge in der Ukraine beobachte ich seit 2014 sehr genau. Wer erinnert sich noch an das „Fuck the EU“ der Victoria Nuland, die (zufälligerweise?) jetzt Staatssekretärin unter Joe Biden ist, dessen Sohn Hunter wiederum nach seiner Entlassung aus der Army (Wikipedia: „Er gab eine Alkohol- und Kokainabhängigkeit zu“) auf einmal (zufälligerweise) auf der Gehaltsliste einer ukrainischen Ölfirma landete, die ihm 50.000 US-Dollar monatlich zahlte. In diesem Firmengeflecht um die „Burisma Holdings“ tauchte auch ein gewisser Christopher Heintz auf, der Stiefsohn des damaligen US-Außenministers John Kerry. Anfang 2018 gab der frühere US-Vizepräsident Biden in einem Gespräch mit „Voice of America” bekannt, dass der Rücktritt des Generalstaatsanwalts Schokin Bedingung für Kreditgarantien an die Ukraine in Höhe von einer Milliarde Dollar gewesen sei. Während einer Podiumsdiskussion des Council on Foreign Relations erzählte Biden, wie er den damaligen Präsidenten Poroschenko und den damaligen Regierungschef Jazenjuk, dazu brachte, den Generalstaatsanwalt Schokin zu entlassen (zur Info: Schokin leitete die Korruptionsermittlungen gegen Burisma und gegen Jazenjuk. Biden setzte Poroschenko und Jazenjuk ein Ultimatum von nur sechs Stunden: Wenn Generalstaatsanwalt Schokin nicht in der Zeit entlassen würde, würden sie eine Milliarde Dollar nicht kriegen: „Oh, son of a bitch – er wurde entlassen. Und sie setzten jemanden an seine Stelle, der damals verlässlich war.“ (siehe hier und hier).
Schuld an allem Unglück – so die offizielle Regierungsmeinung – waren und sind ja die Russen, und so wurde alles Russische systematisch verboten: Keine russischen Filme oder Bücher, kein russische Sprache, keine Rentenzahlung an Bewohner der „Separatistengebiete“ … Repressalien und Schikanen, die man sich hier nicht vorstellen kann. War das die Retourkutsche für den Verlust der Krim und der „Volksrepubliken” Lugansk und Donezk? Das Minsker Abkommen (Umfang: eine Schreibmaschinenseite), ausgehandelt von Merkel, Hollande, Putin und Poroschenko, war schon nach der Unterzeichnung Makulatur. Die Lunte brannte da bereits.
Kampf oder Kapitulation
Der Einmarsch der Russen war völkerrechtswidrig – ohne Zweifel. Auch die Zerstörung des Irak war völkerrechtswidrig. Das hat die „Koalition der Willigen“ (ich empfehle mal die Liste der 43 Mitgliedsstaaten zu studieren) 2003 einen Dreck interessiert. Man nennt das „Doppelstandard“, und das ist es, was unsere Politiker und die Medien bestens beherrschen: Aus dem Sessel laut nach Sanktionen und Waffen zu rufen, das Profilbild blau-gelb einzufärben und mit einer Pension von 250.000 Euro zum „Verzicht” aufzurufen – das gilt als politisch korrekt. Wo war diese moralinsaure Schickeria beim Irak oder jetzt beim Jemen? Bei mir löst das molluskenhafte Verhalten dieser mit der Beschreibung „rotgrüne Oberstudienrat*Innen” gut typisierten Klasse eher Brechreiz aus. Für die soll ich mit der Waffe kämpfen? Nein, danke!
Deshalb mein Tipp an alle, die gerade in der Ukraine leiden: Schmeißt Eure Waffen weg. Euer Poroschenko, euer Selenskyi und wie diese Vögel alle heißen, sie haben genug Milliarden ergaunert und sie werden dereinst in den Paradiesen der Schönen und Mächtigen ihre Schmankerl zum Besten geben; darin kommt ihr nicht vor. Hätte Deutschland ein Jahr früher kapituliert, wären die Städte intakt, mancher Vater und manche Mutter am Leben geblieben. Jeder Kriegstag bringt Tod und Zerstörung. Hat es den Russen oder den Franzosen etwas gebracht, dass sie den Krieg gewannen? Warum bringt ihr euch gegenseitig um? Was habt ihr denn zu verlieren? Hisst die weiße Fahne und macht Schluss. Je früher, desto besser. Da müsst ihr weniger Ruinen beseitigen. Macht es wie die Holländer! Feiert eure Feste und opfert nicht euer Leben für andere. Frieden schaffen geht nur ohne Waffen!
Und hier noch der versprochene Link zur eingangs erwähnten Umfrage.
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Auf Ansage! schreiben unterschiedliche Autoren mit ganz unterschiedlichen Meinungen zum Russland-Ukraine-Konflikt. Die Beiträge der jeweiligen Verfasser geben daher nur dessen persönliche Meinung wieder, nicht die der Redaktion.
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