In den letzten Tagen häufen sich Meldungen in den Mainstreammedien, dass das Gas in Europa knapp wird!
Geht man diesen Meldungen nach, so findet man folgende Behauptungen:
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- Die Gasspeicher seien „leer“, wobei das Adjektiv „leer“ auch schon bedeuten kann, dass die Gasspeicher nur zum Teil gefüllt sind
- Die Preise steigen dramatisch
- Gazprom hat weniger Gas geliefert
Letzteres ist schnell widerlegt, da Gazprom immer vertragsgemäß Gas geliefert hat. Wenn zu wenig Gas aus Russland kommt, war eben zu wenig geordert worden. Allerdings haben die Verträge mit Gazprom einen kleinen Haken: es sind sogenannte „Take-or-Pay-Verträge“, bei denen man das was geordert wurde, in jedem Falle bezahlen muss, auch wenn das Gas nicht zur Gänze abgenommen wurde. Wie weiter unten gezeigt wird, steigt die Unsicherheit über das benötigte Gas durch die „Energiewende“. Es kann also sein, dass man am Ende des Tages entweder zu wenig Gas hat, oder zu viel bezahlen muss.
Zu den steigenden Gaspreisen muss man allerdings sagen, über welchen Preis man spricht: Auf dem Spotmarkt, also dem Markt für kurzfristig verfügbares Gas ist der Gaspreis derzeit fast fünfmal so hoch wie auf der Gasbörse NYMEX, wo langfristige Kontrakte gehandelt werden.
Zum Vergleich: auf dem Spotmarkt werden die Gaspreise in Euro/MWh gehandelt, derzeit etwa 70 Euro/MWh. Auf der Gasbörse NYMEX wird Gas in Million British Thermal Unit (mmBtu) gehandelt, derzeit etwa 4,47 Euro. Dabei entspricht diese Einheit 293,071KWh, oder 0,293 MWh. Die 4,47 Euro/mmBtu entsprechen somit 15,25 Euro/MWh, also etwa ein Fünftel des Preises am Spotmarkt!
Betrachtet man längerfristige Charts, so sind die Gaspreise an der NYMEX zwar Höchstpreise, jedoch hat es nahezu so hohe Preise schon 2019 gegeben.
Was sich aber dramatisch geändert hat, sind also nicht die Gaspreise an der NYMEX, sondern der Spread zwischen dem Spotmarkt und der normalen Börse.
Von diesen hohen Preisen auf dem Spotmarkt sind Gasversorger betroffen, die über keine Vorräte verfügen und sich in ihren Dispositionen einfach verzockt und nicht rechtzeitig das für ihre Kunden notwendige Gas geordert hatten. Davon sind beispielsweise englische Versorger oder auch schweizerische Versorger betroffen.
Wie konnte es zu dieser Fehleinschätzung einiger Marktteilnehmer kommen?
• Offenbar haben einige Akteure die Tatsache verschlafen, dass Deutschland im laufenden Jahr Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von fast 9000 MW endgültig abschalten wird. Bis 2020 wurden bereits Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 11000 MW abgeschaltet. Tendenziell führt dies zu einem Anstieg der Gasverstromung Einige der abgeschalteten Kraftwerke werden in Zukunft mit Gas weiterbetrieben. Hinzu kommt, dass eine Reihe von neuen Gaskraftwerken in Deutschland geplant sind.
• Das erste Halbjahr 2021 war windschwach. Der Windstromertrag brach um 20,5% ein, was wieder nur durch mehr Gasverstromung ausgeglichen werden konnte.
• Der vergangene Winter war kalt und daher der Gasverbrauch hoch.
Die „Gas-Krise“ ist somit in der Hauptsache eine Folge der „Energiewende“ und des naiven Glaubens, dass eine Energieversorgung nur mit Windrädern und Photovoltaikanlagen möglich sei.
Windräder und Photovoltaikanlagen können nur helfen, begrenzte Ressourcen von Gas, Kohle und Öl zu schonen, nicht jedoch die Basis für eine Energieversorgung sein.