Horst D. Deckert

Gefährliche Seuche: SPIEGEL TV und die „unabhängigen Faktenchecker“ von Correctiv

Die Pinocchio-News (Symbolbild:Shutterstock)

Das ZDF bezahlt bezahlt Komparsen 80 Euro dafür, daß sie sich als Gegendemonstranten gegen eine Corona-Demo ausgeben und als solche auch filmen lassen. Die Jobvermittlungsagentur „Stagepool“ sucht Protagonisten für die Rolle von „Impfskeptikern, die sich dann doch haben impfen lassen für Kampagne (1.400 Euro)”. Keine Räuberpistole, kein Fake. Das ist tatsächlich so.

Instruktionen für Komparsen (Screenshot:Facebook)
Stellenangebote für „geläuterte Impfskeptiker“ – Screenshot Facebook

Wer die Geschichte von den Gegendemonstranten, die das ZDF via „SPIEGEL TV“ für einen Dreh am 18.01.2021 in Neustadt an der Waldnaab gefunden hatte und mit letzten Instruktionen per E-Mail versorgte, kommentarlos per Screenshot der entsprechenden Mail bei Facebook veröffentlichte, bekam dennoch eine Nachricht von den „unabhängigen Faktencheckern“: Bemängelt wurde darin „fehlender Kontext”. Der mußte zwangsläufig fehlen – weil das, was die „unabhängigen Faktenchecker“ (in diesem Fall die schwerstabhängigen „Faktenchecker“ von „Correctiv„) – als „fehlenden Kontext“ bezeichnen, erst einen Tag später überhaupt zur Verfügung gestanden hatte: Eine Erklärung von SPIEGEL TV zu der tags zuvor veröffentlichten Mail nämlich, die tatsächlich so an die Komparsen herausgegangen war.

Das ist das eine. Diese Mail braucht keinen Kontext. Sie stimmt in sich. Etwas anderes ist die verkündete Reichweiteneinschränkung bei Facebook mit der Begründung, der „Kontext“ habe gefehlt. Tatsache ist: Er mußte fehlen, weil er zum Zeitpunkt des Ursprungsposts bei Facebook erstens noch gar nicht verfügbar war. Und zweitens: Selbst wenn er da schon verfügbar gewesen wäre, hätte er immer noch nur mit gutem Willen als informativer „Kontext“ durchgehen können, weil es sich genauso gut um eine Schutzbehauptung hätte handeln können; bzw. als der „Kontext“ dann tatsächlich verfügbar war, hätte seine Veröffentlichung wiederum nur deshalb für nötig erachtet worden sein können, weil die fragliche Mail tags zuvor eben „ohne Kontext“ veröffentlicht wurde. Wäre sie nie irgendwem aufgefallen, hätte sich auch der „Kontext“ erübrigt gehabt. Das heißt: Im Ergebnis wird die Reichweite von Facebook-Nutzern dafür eingeschränkt, daß sie kommentarlos etwas gepostet hatten, für das der angeblich fehlende „Kontext“ zum Zeitpunkt des Postings noch gar nicht verfügbar gewesen ist.

Der „Faktencheck“ von „correctiv“ lautet: „Bilder einer E-Mail sollen belegen, dass das ZDF Menschen bezahle, um an Gegenprotesten zu ‚Corona-Leugner-Demos‘ teilzunehmen. Das Schreiben ist echt, doch ohne Kontext wird es falsch interpretiert: Es geht um Statisten, die laut der Produktionsfirma ein Ereignis von 2020 nachstellen sollen. Die Szenen würden in der Sendung als ’nachgestellt‘ gekennzeichnet.” – Der „Ansage-Faktenchecker“ stellt hierzu klar: Das ist falsch. Die Reichweite von „Correctiv“ muß deshalb heruntergeregelt werden. Die Bilder dieser E-Mail sollen nicht belegen, daß das ZDF Menschen bezahle – sondern sie belegen es! Das ZDF bezahlt „diese Menschen“ tatsächlich mit ADAG-Scheinen im Wert von je 80 Euro. Die ADAG ist ein Abrechnungssystem für Komparsen. Das Schreiben wurde daher nicht falsch-, sondern genau richtig interpretiert. Die Schutzbehauptung von SPIEGEL TV am Tag nach Bekanntwerden der fraglichen Mail ändert daran nicht das Geringste:

Stellungnahme SPIEGEL TV – Screenshot „Faktencheck“ Facebook

SPIEGEL TV behauptet also nach Bekanntwerden der fraglichen Mail, selbstverständlich wären die entsprechenden Szenen in der Sendung dann als „nachgestellt” gekennzeichnet worden. Dies ist nicht mehr als eine bloße Schutzbehauptung. Ebenso gut hätte SPIEGEL TV in seiner Antwort auf das Bekanntwerden der Mail hin behaupten können, selbstverständlich wäre der Himmel über Neustadt an der Waldnaab in der Sendung nachkoloriert worden. SPIEGEL TV behauptet, das Sendekonzept habe ein „Nachdrehen“ der entsprechenden Szenen erfordert. Ich behaupte, daß ein Sendekonzept zu aktuellen politischen Debatten, welches ein „Nachdrehen von Szenen“ erfordert, für die es kein Originalmaterial gibt, ein verdammt beschissenes Sendekonzept ist. Und außerdem behaupte ich, daß man bei SPIEGEL TV genau weiß, warum man auf ein beschissenes Sendekonzept steht. Der Behauptung, daß die nachgestellten Szenen später auch als nachgestellt gekennzeichnet worden wären,  liegt die Tatsache zugrunde, daß eine solche Behauptung erst durch das Bekanntwerden der Mail überhaupt für notwendig erachtet worden ist.

Gipfel der Unverschämtheit

Es könnte sich um eine nachgereichte Schutzbehauptung handeln – und nach allem, was man von den üblichen Praktiken beim „Spiegel“ weiß und von wem er sich so schmieren läßt, wird es sich auch um eine solche gehandelt haben. Nachgereichte Schutzbehauptungen wiederum, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung jener Mail bei Facebook noch gar nicht verfügbar waren, wären etwas ganz anderes als „fehlender Kontext“. Die schwerstabhängigen „Faktenchecker“ von „Correctiv“ hätten besser feinsäuberlich die Füße stillgehalten. Dann wären sie jetzt nämlich nicht Teil jenes Trios aus ZDF, SPIEGEL TV und eben „Correctiv“, dem das Faktenmaterial fehlt, um zu behaupten, es hätte jemand Nachrichten verbreitet, denen der „Kontext“ fehlt. Sie müssten sich auch nicht nachsagen lassen, daß ihre verdammt lausigen „Faktenchecks“ keinem Gegencheck standhalten. So ist es aber. Spott & Hohn außerdem für den letzten Satz in der Schutzbehauptung von SPIEGEL TV: „SPIEGEL TV ist in der Berichterstattung stets unabhängig und handelt nach strengen journalistischen Standards„. Da lachen ja sogar die Stiftungshühner von Bill und Melinda Gates!

Corona wütet 2020 in New York. In der Presse erscheinen Bilder von Massengräbern auf Hart Island im westlichen Long Island Sound, in denen angeblich an Corona verstorbene Obdachlose beerdigt werden. Arte.tv bringt einen Film. Titel: „Covid 19: Der Friedhof von Hart Island”. Die FAZ titelt: „Hart Island- Eine Insel für tausende Corona-Tote“. Der „Spiegel“: „Coronakrise in New York”. Die „Washington Post“: „Drone Video from Hart Island shows grim reality during…„. Dazu schreckliche Bilder: Särge in Sechserreihen hintereinander, drei Lagen hoch. Hart Island war dann schnell kein Thema mehr, als herauskam, daß es da überhaupt nichts Ungewöhnliches zu sehen gegeben hatte: New York hat 8,5 Mio. Einwohner und die zahlreichen Mittel -, Namen – und Obdachlosen in diesem Moloch werden seit eh und je so auf Hart Island bestattet. Das waren keine außergewöhnlichen Bilder, sondern welche, die man immer schon hätte einfangen können, wenn sich internationale Medien zuvor dafür interessiert hätten. Erst im „Kontext“ mit Corona ließ sich der Eindruck erwecken, als seien sie außergewöhnlich.

Es hat System

Seenotrettung nach 2015: Ertrinkende Flüchtlinge im Mittelmeer, die verzweifelt in die Kameras schauen, ehe sie aus dem Wasser gezogen werden. Größeres Bild: Wir befinden uns in Strandnähe im brusthohen Wasser. Kameraleute filmen andere, im Wasser stehende Kameraleute, die wiederum Flüchtlinge filmen.

Überschwemmung irgendwo auf der Welt: Eine Reporterin berichtet aus einem Kahn mitten in der Stadt. Nahaufnahme. Und dann das: An einer Stelle der Reportage sieht man im Hintergrund Passanten in Gummisteifeln an dem Kahn mit der Reporterin vorbeilaufen.

Paris nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo. Diverse Regierungschefs führen untergehakt eine riesige Menschenmenge an, die gegen islamistischen Terror auf die Straße gegangen ist. Stark gezoomt. Tatsächlich: Die Menschenmenge war durch eine Straßenabsperrung von den Regierungschefs abgetrennt. Lediglich in der Zoomeinstellung der Kamera sah es so aus, als liefe sie unmittelbar hinter den Repräsentanten ihrer Nationen her.

Weltgesundheitsgipfel 2018. Pressefotos zeigen die Teilnehmer, darunter Bill Gates, Angela Merkel und WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus. Letzterer steht am rechten Bildrand. 2021 werden die Originalbilder bekannt. Es stellt sich heraus: Die Pressebilder von 2018 waren geschnitten worden. Im Original stand 2018 nämlich rechts neben Ghebreyesus jemand, den damals noch niemand auf dem Schirm hatte – vermutlich auch nicht auf dem Schirm haben sollte: der damals unbekannte Ugur Sahin, Chef von Biontech. Klar: 2018 sollte sich niemand fragen, wer der Typ rechts neben Ghebreyesus ist und was er auf einem Weltgesundheitsgipfel tut.

Der Vertrauensverlust

Das ZDF präsentierte dieser Tage einen Typen namens Jörg Sommer vom „Institut für Partizipation„. Der sagte über die Corona-Demonstrationen: „Wenn wir über Vertrauensverlust dieser Menschen sprechen (…), Vertrauensverlust in unsere Institutionen, dann kann man nicht zwangsläufig davon ausgehen, daß derjenige daran schuld ist, der das Vertrauen verloren hat.“ Ich habe das folgendermaßen kommentiert: „Schluß damit! Die wahre Epidemie hierzulande sind solche Typen wie Sommer, die glauben, mit jeder ihrer grotesken Behauptungen durch das ‚Wir‘ geschützt zu sein, indem sie darauf bestehen, daß dieses ‚Wir‘ zu unterstellen habe, es handele sich um gleichberechtigte Meinungsäußerung, die gerade deswegen, weil sie so paradox erscheint, Ergebnis gründlichsten Nachdenkens sein muß, motiviert von reinster Lauterkeit. Das läuft nach dem Motto: ‚Du kannst mir nicht folgen? Siehste: Du bist dumm und ich bin schlau‘„.

Das wahre Virus ist das Erste Axiom der Sozialpsychologie, in dessen Folge Lüge und Wahrheit unterschiedlos zu „gleichberechtigte Meinung“ verschmelzen. Es stimmt wahrscheinlich, daß sich jeder Mensch diesem Axiom zufolge seine eigene Realität konstruiert. Darauf kommt es aber nicht an. Es ist nämlich völlig egal, welche Realität sich jemand selber konstruiert, weil die Dinge hernach immer noch so sind, wie sie sind. Interessant ist, wie die Dinge sind, nicht, wie sie jemand sieht. Es gilt herauszufinden, wie sie sind, nicht, wie sie jemand sieht. Es ist mir egal, wie der Institutspartizipant Sommer die Dinge sieht, weil er sie so sehen will. Realität ist: Wenn Leute massenhaft das Vertrauen in Institutionen verlieren, dann sind es selbstverständlich diese Institutionen, deren Personal die Schuld daran hat. Schließlich muß man etwas, das verloren geht, erst einmal besessen haben.

Tausende getürkte Fakten

Das Nächste: „Wir sprechen“ nicht über einen Vertrauensverlust, sondern „wir“ stellen kurz und knapp fest, daß es einen gibt. Ich weiß selber, warum ich jemandem nicht mehr vertraue. Und einen Teufel werde ich tun, mich mit demjenigen, der mein Vertrauen verloren hat, auch noch darüber zu unterhalten, wer nun daran schuld ist, daß ich es verloren habe. Ich diskutiere nicht mit Leuten, die nicht vertrauenswürdig sind. Inzwischen gehe ich in die Luft wie eine Rakete, wenn mir einer mit „für mich sieht es so aus” kommt. Es ist mir verdammt egal, wie für ihn etwas aussieht. Ich will wissen, wie es ist. Meinetwegen kann jeder ein Eichhörnchen für eine Wildsau halten und einen Elefanten für eine Ameise, weil es „für ihn so aussieht“. Es ist mir völlig egal.

Im gegenständlichen Fall: Man muß nicht zwangsläufig davon ausgehen, daß diese Type hier KEINEN Scheiß erzählt, weil man wohl besser davon ausgeht, daß sie weiß, warum es ihr nützen wird, genau den Scheiß zu erzählen, den sie erzählt. Was die Demonstrationen angeht: Es gibt tausend getürkte Fakten und bestens dokumentierte Wortbrüche in Serie, die beweisen, daß die Institutionen das Vertrauen gerechtfertigterweise verloren haben.

Selbst wenn man groteskerweise unterstellen würde, daß alle diese Lügen und statistischen Tricksereien lediglich unabsichtliche Fehler gewesen seien, die an der „ehrlichen Absicht“ keine Zweifel rechtfertigen, dann bliebe immer noch Inkompetenz übrig. Die rechtfertigt ebenfalls jeden Vertrauensverlust. Gestrichen voll habe ich die Schnauze von präferenzutilitaristischen Schwätzern, die ihr Recht auf „gleichberechtigte demokratische Teilhabe” dazu mißbrauchen, Bullshit zu behaupten, um dann auch noch darauf zu bestehen, sie hätten ernstgenommen zu werden, weil es nicht sie selber, sondern ihre Kritiker seien, die an einem Demokratiedefizit laborieren. Es gibt diese Typen massenhaft – und ich glaube, zu wissen, was bei ihnen schiefgelaufen ist. Jeden Fehler hätte ich machen dürfen als Kind, ohne daß mir jemand den Kopf dafür abgerissen hätte. Richtig ungemütlich wäre es aber geworden, wenn ich versucht hätte, meinen Fehler einem anderen in die Schuhe zu schieben. Die Institutionen haben völlig zu Recht massenhaft Vertrauen verloren. Es ist ihre eigene Schuld. Punkt.

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