Horst D. Deckert

Henry Kissinger im ZDF-Interview: Nachhilfeunterricht für EU-Europa

Kissinger muss wieder ran: US-Krieger und EU vor dem Rückzug

Von REDAKTION | Nach seinem Vortrag in Davos am 23. Mai 2022 musste Henry Kissinger, der unumstrittene Großmeister der Globalpolitik, trotz seiner 99 Jahre einmal mehr vor die Öffentlichkeit: Dieses Mal zum Interview mit dem ZDF am 24. Juli 2022.

Henry Kissinger trat nicht als Privatmann auf, sondern in seiner Funktion als gewichtiger Repräsentant einer der mächtigsten Gruppen transnationaler Politik. Seine Instruktionen werden dringend benötigt, nachdem eine abtrünnige US-Kriegspartei und ihre EU-Vasallen in der Ukraine vor ihrer größten Niederlage stehen: Ein begrenzter Atomkrieg auf europäischen Territorium erscheint den US-Falken in ihren Fieberträumen als letzte Möglichkeit, um an verblichenen US-Hegemonialanspruch mit dem Glanz aus vergangenen Tagen – gleich dem Jahr 1945 dank Hiroshima und Nagasaki – wieder anzuknüpfen.

Im Gegensatz zur EU und ihren verblendeten Staatskanzleien sind sich die Kreise hinter Kissinger jener nuklearen Gefahren voll und ganz bewusst. Sie sahen sich gezwungen, den unumstrittenen Altmeister höchster Diplomatie trotz seines biblischen Alters in jener Notlage einmal mehr vor die Öffentlichkeit treten zu lassen: Henry Kissinger muss kraft seiner Stellung dazu beitragen die drohende Katastrophe abzuwenden und atlantischen Landeseliten den Ausweg aus ihrem Schlammassel unter möglichst geringen Gesichtsverlust zeigen. Zugleich darf die internationale Gemeinschaft hoffen, dass Kissingers Warnungen dieses Mal auf offene Ohren stoßen.

Quelle: ZDF

Die Kernbotschaften Henry Kissingers an die verirrten Krieger der US-Landeseliten, die sich in einer politischen Sackgasse jetzt wiederfinden, lauten zusammengefasst:

  1. „Die Ziele, besonders auf der Seite des Westens, müssen ganz eindeutig festgelegt und definiert werden… Die Öffentlichkeit muss hier mitgenommen werden, damit Einheit gewährleistet ist…“

Kissinger hätte die Problematik nicht treffender beschreiben können: Die US-Falken haben mit Ihrer Ukrainepolitik über NATO und Spezialdienste zum Angriff auf Russland angesetzt, indem sie die EU instrumentalisierten und die europäische Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen nur stellten. Dazu zählten ab dem Jahr 2014 insbesondere:

– der Putsch von Kiew dank westlicher Dienste einen Tag nach dem Anruf von Obama an Putin, mit dem hinterhältigen Vorschlag sich besser ausgleichend zu verhalten, kurz nachdem das Abkommen für vorgezogene Neuwahlen in der Ukraine unterzeichnet worden war!

– die schon kurz nach dem Putsch erlassene Gesetzgebung des Vielvölkerstaates Ukraine, die sich mit voller Aggressivität gegen seine vier(!) Minderheiten richtete!

– das Aufrüsten der Ukraine mit einer Angriffsarmee von 900.000 Soldaten und freier Bahn für Ultranationalisten samt NS-Nachfolgeorganisationen im Geiste von Stepan Bandera (1909 – 1959) mit Azow-Brigaden und SS-Wolfsangel-Insignien inklusive!

– das vorsätzliche Brechen und bewusste Hinwegsetzen über die Vereinbarungen von Minsk, die sogar von der UN ratifiziert worden waren und die beste Lösung darstellen!

– der verbrecherische Krieg gegen Donbass über acht Jahre unter dem Abschlachten russischer Zivilisten mit 14.000 Opfern und dem Wegschauen der Wertegesellschaft!

  1. „Das Führungsvermögen, das jetzt gebraucht wird, das muss auch vielschichtiger und anspruchsvoller sein…“

Kissinger hätte es nicht diplomatisch prägnanter ausdrücken können: Das tiefe Niveau des Personals europäischer Staatskanzleien stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Man denke an die deutsche Außenministerin: Tiefer kann das politische Niveau nicht mehr sinken!

  1. „Als Außenminister konnte ich mir die Verantwortlichen der Staaten nicht aussuchen, mit denen wir umzugehen hatten…“

Kissinger antwortete dem ZDF auf dessen peinliches Eingeständnis, dass „der Westen eigentlich noch geschlossen der Meinung ist,“ dass man „mit Putin nicht verhandeln“ solle. Dazu glaubte der ZDF Fragensteller anmerken zu müssen, dass Kissinger „… als Außenminister von Präsident Nixon ja auch teils mit blutrünstigen Machthabern“ verhandelt hätte. Viel peinlicher hätte man die Frage nicht untermalen können.

  1. Als das ZDF naiv die Frage stellte: „Also gibt es im Grund gar nichts zu verhandeln, denn die Ukraine hat klipp und klar gesagt, das Territorium soll ganz bleiben. Also worüber sollte man dann mit Putin überhaupt verhandeln?“

Auf jenen Denkfehler des ZDF Moderators meinte Kissinger, gleich einem geduldigen Grundschullehrer, nur trocken: „Also was es zu verhandeln gibt? Nun, die Tatsache, dass Russland alle Gebiete räumen muss, die es nach diesem Tag nach Kriegsbeginn, erobert hat.“

Anmerkung: Man kann davon ausgehen, dass Russland keine Teilukraine akzeptieren wird, auf derem angenommenen Restterritorium einmal mehr institutionalisierter NS-Kult unter den Fittichen der NATO weiter gezüchtet würde. Deshalb auch keine Teilung von Seiten der Russen!

  1. Der Fragensteller des ZDF unterstellte, dass Verhandlungen mit Putin „relativ wenig wert“ wären, wegen eines Vorfalls in Odessa nach dem Getreideabkommen oder „Weizen-Deal“, um mit den Worten des ZDF Mannes zu sprechen.

Kissinger erläuterte, dass zuvor abzuklären wäre, ob es in der Vereinbarung irgendwelche Verpflichtungen gegeben hätte, die verletzt worden wären.

  1. Der Fragensteller des ZDF: „Sie kennen Putin persönlich, Sie haben ihn zigmal getroffen. Trauen Sie ihm zu, einen Atomkrieg auszulösen?“

Hier hatte Kissinger aufzuklären, dass ein begrenzter Atomkrieg immer zwei Seiten voraussetze: „Das ist ein schwieriges Problem, vor dem alle Verantwortlichen stehen… Es gibt so etwas nicht, wie einen begrenzten Einsatz hinzunehmen.“

 Anmerkung: Wie schon in der Einleitung ausgeführt, wird jenes Szenario potentiellen Selbstmordes vielmehr nur bei der US-Kriegspartei zu verorten sein. Genau eine solche fatale Eskalation des verbrannten Kontinents versuchen Kissinger und der Klan hinter ihm durch öffentliches Eingreifen zu verhindern.

  1. Angesprochen auf den Begriff „Zeitenwende“ , den Olaf Scholz zuletzt aufbrachte, pflichtete Henry Kissinger dessen Charakterisierung bei.

Anmerkung: Olaf Scholz, der von der Kartellpresse so heftig gescholten worden war, weil er nicht eilfertig genug auf die gewünschten Kriegszielvorgaben aufsprang.

  1. Angesprochen auf das mögliche Ende der Globalisierung, sagte Kissinger:

Die globalisierte Welt, die durch die Öffnung nach China und durch China geschaffen wurde, steht schwer unter Druck. Es gibt Spannungen zwischen den USA und China, es gibt Spannungen zwischen China und anderen Staaten in Asien. Und daher wird man sagen müssen: Die Annahme einer reibungslosen wirtschaftlichen Zusammenarbeit in aller Welt – die ist nun sehr gefährdet. Und ich stimme da dem deutschen Kanzler zu.

Schon in Davos verlieh Kissinger seinen diesbezüglichen Befürchtungen Ausdruck und wiederholte im ZDF: Und die Herausforderung liegt nun darin, das zu verhindern, was dazu führte, dass diese Zeitenwende eine Dynamik angenommen hat, sodass wir dieses Gleichgewicht der Kräfte und gewisse Zusammenarbeit nur noch mühsam herstellen können. Hier muss jede Anstrengung unternommen werden, um das zu bewahren.

  1. Das ZDF verabsäumte nicht Henry Kissinger mit Fragen aus der untersten Schublade politischer Massenpropaganda zu konfrontieren: Wäre mit einer Wiederwahl Trumps oder eines ähnlichen Hardliner-Republikaners die Demokratie in Gefahr?

Kissinger war gezwungen dem ZDF einen Crashkurs in Sachen Demokratie zu erteilen und meinte abschliessend speziell noch zu Trump: Ich glaube nicht, dass die Person, die immer wieder genannt wird, eine Bedrohung darstellt. 

Dagegen scheint Henry Kissinger Bedrohungen anderer Art auszumachen, die servile Medien ungleich leichter zu verdrängen pflegen. Er nannte zum Abschluss seines Interviews die Bedingungen für eine angestrebte bessere Welt:  Aber nur, wenn diejenigen, welche an diesem Prozess beteiligt sind, ihre Pflicht tun und nicht aus den Augen verlieren, dass sie ja doch eine Verpflichtung tragen. Sie müssen die Anwendung der extremsten Destruktion durch moderne Technologie verhindern. 

Die europäische Öffentlichkeit und ganze Welt sollte Henry Kissinger für seine Sondermission mit eindrücklicher Lektion, erteilt an die US-Kriegspartei und ihre willigen Vollstrecker, abschliessend nur herzlich danken: Vielleicht überleben wir es!

 

 

 

 

 

 

 

 

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