
Einen Vorteil verspricht die derzeitige Kostenexplosion auf praktisch allen Ebenen in Deutschland, die durch Schönrechnerei und kreative statistische Warenkorbzusammenstellung auf ânurâ 4,1 Prozent offizielle Inflation herunterbagatellisiert werden kann, in Wahrheit fĂŒr den Verbraucher wohl lĂ€ngst im satt zweistelligen Bereich liegen dĂŒrfte: Die in Watte gepackten, preisstabilitĂ€ts- und wohlstandsverwöhnten Deutschen nĂ€hern sich langsam, aber sicher dem Punkt, an dem sie die sich selbst eingebrockte Suppe nicht nur schnuppern, sondern auslöffeln dĂŒrfen. Bald ist der Punkt erreicht, ab dem die Mehrheit zu spĂŒren bekommt, was es bedeutet, ĂŒber Jahrzehnte sozialistische Umverteilungspolitiker, Sozialneider und Feinde von Leistungsprinzip und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit gleichermaĂen gewĂ€hlt zu haben. Erstrecht angesichts des jĂŒngsten Wahlergebnisses darf sich niemand mehr beschweren, wenn es demnĂ€chst ans Eingemachte geht und die EinschlĂ€ge auch im Nahbereich niedergehen.
Die Konfrontation mit der RealitĂ€t wird zum Erweckungserlebnis â zum Beispiel an den ZapfsĂ€ulen, wo am Wochenende erstmals die 2-Euro-Marke erklommen wurde. Und das ist erst der Anfang. Denn mit der neuen Ampel-Koalition Regierung kommen demnĂ€chst noch 16 âgrĂŒneâ Cent fĂŒrs âKlimaâ obendrauf. FĂŒr Mittelstand und Pendler auf dem Land ein Alptraum â fĂŒr die urbanen Linkshipster und Profiteure ĂŒppiger Transfereinkommen jedoch, die entweder per S-Bahn, E-Scooter oder Dienstwagen zum âArbeits-âPlatzâ cruisen (wenn sie nicht ihre Work-Life-Balance im Sabbatical oder per Homeoffice finden), ein ebenso abstraktes, weit entferntes Problem wie lĂ€rmende und landschaftsverschandelnde WindrĂ€der oder Mobilfunklöcher.
Alptraum vor allem fĂŒr Arbeitnehmer und Landbevölkerung
Die Explosion von Gas und Ăl sorgen zudem erstmals seit 40 Jahren wieder fĂŒr kalte Winter, und bei diesen Preisen werden sich bibbernde BĂŒrger bald schon fragen, was denn eigentlich an einem Klimawandel schlecht ein soll, der sie immer von der Notwendigkeit des zunehmend unerschwinglichen Heizens befreit. Bis zu 800 Euro mehr kosten die kommenden Monate viele Familien. Alleine diese Progression treibt die Inflationsschraube weiter an â und zu allem Ăberfluss steigen auch die sonstigen Grundkosten an: Post und Bahn erhöhen ihre Tarife. Und die Mieten steigen bundesweit â bedingt durch Knappheit an Bauland und unerschwingliche Immobilienpreise, vor allem aber auch durch die kĂŒnstliche Angebotsverknappung im unteren Preissegment, wo der Staat durch Anmietung von Wohnraum fĂŒr immer mehr Zuwanderer zum gröĂten Nachfrager und damit Preistreiber geworden ist.
Das Mietproblem beschrĂ€nkt sich lĂ€ngst nicht mehr nur auf die Metropolregionen; nachdem die Mietpreise in den GroĂstĂ€dten jahrelang ĂŒberdurchschnittlich angezogen haben, wird nun vor allem das Umland teurer: âDie Wucht des Mietanstiegs in den SchwarmstĂ€dten nimmt abâ, heiĂt es in einer am Montag veröffentlichten Analyse von âEmpiricaâ. Im Gegenzug steigen die Mieten im Umland jetzt erheblich stĂ€rker â âallerdings von weitaus geringerem Niveau.â Das zeige beispielhaft der Drei-Jahres-Vergleich der StĂ€dte Köln, Frankfurt, Stuttgart oder MĂŒnchen mit ihren jeweiligen Umlandkreisen. Allerdings klettern die Mieten weiterhin nicht so schnell wie die Kaufpreise fĂŒr Eigentumswohnungen. In den kreisfreien StĂ€dten kosteten die neuen Wohnungen im dritten Quartal 2,7 Prozent mehr als im Vorquartal, in den Landkreisen liegt der Anstieg bei +2,6 Prozent.
Im Jahresvergleich sind die Preise in den StĂ€dten und Landkreisen um 11,7 Prozent gestiegen. In den letzten zehn Jahren haben sich die inserierten Kaufpreise fĂŒr neue Eigentumswohnungen deutschlandweit mittlerweile mehr als verdoppelt (+102 Prozent), in den kreisfreien StĂ€dten sind sie um 119 Prozent gestiegen und in den Landkreisen um 90 Prozent.
Auch Mieten und Immobilien immer teurer
Und der Konsum? Verknappt, durch coronabedingten Zusammenbruch von Lieferketten und globalem Produktionsstau, immer mehr â und fĂŒhrt zu erbarmungslosen Preisanstiegen. Da im Einzelhandel gegenwĂ€rtig ânicht jede Bestellung erfĂŒlltâ werden kann, wie es in einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts euphemistisch heiĂt, und somit Mangel um sich greift, nimmt die Teuerung zu. Und es geht nicht um EinzelfĂ€lle, sondern um ein branchenĂŒbergreifendes Problem: 74 Prozent der EinzelhĂ€ndler klagten im September ĂŒber LieferrĂŒckstĂ€nde. Damit seien, so Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, die Beschaffungsprobleme aus der Industrie nun auch im Handel angekommen. âManches Weihnachtsgeschenkâ, so der Forscher laut âdtsâ, werde 2021 âvielleicht nicht lieferbar sein oder teuer werden.â In einzelnen Fachsegmenten ist die Krise gravierend: So berichten etwa im Fahrradeinzelhandel 100 Prozent aller befragten Unternehmen von Problemen bei ihren Bestellungen.
Bekannt ist lĂ€ngst, dass die Knappheit bei Chips und Halbleitern bei HĂ€ndlern mit elektronischen Produkten aller Art dazu dhrt, dass nicht jedes Produkt sofort verfĂŒgbar ist.  â was 97 Prozent der EinzelhĂ€ndler von Unterhaltungselektronik beklagen. Im Kfz-Handel sind es 88 Prozent vom Mangel betroffene Firmen; hier zeigen sich die Lieferprobleme insbesondere bei Elektroautos. In all den betroffenen Branchen ist die natĂŒrliche Konsequenz dieser Entwicklung dieselbe: Auch die EinzelhĂ€ndler nehmen massive Preiserhöhungen ins Visier. Die Kostensteigerungen der Industrie werden einfach nach unten weitergereicht â und kommen am Ende beim Kunde an. Es ist dĂŒrfte erst der Auftakt sein zu einer noch weit gravierenderen Inflation. FĂŒr die wird die zu erwartende Klima- und Umverteilungspolitik der nĂ€chsten Regierung sorgen, die die Staatsquote nochmals nach oben jagen wird. Sicher ist: Man hĂ€tte gewarnt sein können â deswegen soll bloĂ keiner jammern, der bei den letzten Wahlen sein Kreuz bei Parteien des grĂŒnen Dirigismus und des Corona-Kuratelstaates  gemacht hat.