Immer mehr Österreicher in der Grenznähe zu Bayern fahren zu den deutschen Nachbarn zum Einkaufen. Der heimische Handel reagiert leicht erschreckt, und die Regierung schweigt.
Mit Volldampf in die Vergangenheit: Die Unfähigkeit der schwarz-grünen österreichischen Bundesregierung, die nicht in der Lage ist, ihr Volk durch schwierige Zeiten zu führen, hat uns in Schilling- und DM-Zeiten zurückkatapultiert.
Einkaufs-Tourismus gen Bayern
Landsleute, die in Bundesländern leben, die an Bayern grenzen, fahren neuerdings wieder dorthin, um einzukaufen. „Dort sind die Lebensmittel billiger“, meint einer der älteren Einkaufstouristen aus dem oberen Mühlviertel in der weiß-blauen Gemeinde Hauzenberg und spricht von einem Déjà-vu-Erlebnis. „So etwas hat es schon einmal in den 1960er- und in den 1970er-Jahren gegeben“, erinnert sich der Mann und fügt hinzu: „Damals sind die Leute aber nicht nur wegen der günstigere Preise über die Grenze gefahren, sondern auch wegen der großen Auswahl.“
Harter Preisvergleich
Letzteres ist heute vermutlich kein Anreiz mehr, doch die günstigeren Preise locken jetzt wieder Oberösterreicher verstärkt zum Einkaufen nach Passau, Neuhaus oder Simbach, um das eine oder andere Schnäppchen zu machen. Auch aus Salzburg wird zum Shoppen nach Freilassing oder Bad Reichenhall gefahren. „Wir können uns dabei schon einiges sparen“, sagt ein Ehepaar aus Schärding, das auch sauer darüber ist, dass die Regierung in Sachen Lebensmittelpreissenkung so starr und bewegungslos ist und wie das sprichwörtliche Kaninchen nur gebannt auf die Schlange starrt.
Waren in Bayern 10% billiger
In Simbach ist ein Rentner aus Braunau mit seinem „Dacia“ unterwegs und hofft dort bei seinem Monatseinkauf günstiger davonzukommen. Natürlich weiß er, dass auch Bayern kein Schlaraffenland ist, in dem ihm die gebratenen Hähnchen zur Hälfte des Preises, den er daheim dafür bezahlen müsste, in den Mund fliegen. Dennoch sollen in Bayern noch viele Dinge des täglichen Bedarfs durchschnittlich um zehn Prozent günstiger zu haben sein als in den Geschäften östlich von Freilassing und auch östlich von Inn und Salzach, also in Österreich.
Menschen kalkulieren knallhart
„Und wenn es nur ein paar Euros sind, die wir sparen können, wir können jeden Cent gebrauchen“, sagt eine Familie aus Hochburg, die auf dem Weg ins bayerische Burghausen ist. Vor allem Drogeriewaren seien „drüben“ immer noch deutlich billiger. Auch diese Familie kauft in Bayern stets größere Mengen ein und verbindet dies meist gleich mit einem Ausflug. Der österreichische Handel reagiert erschreckt und versucht zu besänftigen.
Hofer senkt Butter-Preise
Auch in Deutschland sei nicht alles Gold, was glänzt, heißt es lapidar, doch eine wirkliche Erklärung haben die Vertreter des heimischen Handels für die Preisunterschiede nicht. „Die Gierflation kann man auch schlecht erklären“, spottet ein Handwerker aus Ried am Tag vor dem Lebensmittelgipfel im vertrauten Kreis. Tags darauf – reiner Zufall? – senkte der Diskonter Hofer die Butterpreise seiner Eigenmarken um bis zu 28 Prozent.
Andere Diskonter ziehen nach
Auch andere Handelsketten verbilligten einzelne Waren, was aber immer noch nicht reicht, um den Menschen das Leben in ihrer ohnehin schon angespannten finanziellen Lage spürbar und dauerhaft zu erleichtern. Auf das Ergebnis der weiteren Beratungen der Regierung, um zu erschwinglichen lebensmittelpreisen zu kommen, brauchen wir nicht zu warten, sind die oberösterreichischen Einkaufstouristen unisono überzeugt. Es wird also auch weiterhin Blechlawinen über Inn und Salzach in Richtung Bayern geben, um einige Euro beim Einkaufen zu sparen.
Zum Autor: Kurt Guggenbichler war Mitbegründer und Chefredakteur des „Wochenblick“. Sein journalistisches Handwerk hat er bei der „Goslarschen Zeitung“ in Norddeutschland erlernt, wo er acht Jahre lang als Redakteur, Reporter und Kolumnist tätig war. Wieder zurück in seiner Heimat, arbeitete Guggenbichler in der Funktion eines Ressortleiters dann 25 Jahre lang für die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Zum „Wochenblick“ wechselte er einige Zeit nach seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Tageszeitung „Oberösterreichs Neue“ und für AUF1-Info ist Guggenbichler nun als Nachrichten-Redakteur, Kommentator und Reporter im Einsatz.
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