
In der sehenswerten ZDF-Reihe „Terra X„, eines der wenigen rühmlichen Beispiele, in denen Gebührengelder sinnvoll investiert werden, wird in verschiedenen Folgen auch das Faszinosum von in den mittelalterlichen Sturmfluten versunkenen Städten behandelt. Etwa des sagenumwobenen Vineta vor Pommern in der Ostsee, oder des geheimnisvollen Rungholt, das in der Zweiten Marcellusflut von 1362 versank, in jener berüchtigte „Groten Mandrenke“ mit bis zu 100.000 Toten an Europas Küsten (was bezogen auf die heutige Bevölkerungsdichte einer Opferzahl im zweistelligen Millionenbereich entsprach). Wenigstens redete damals noch niemand vom menschgemachten Klimawandel, der bis heute übrigens keine annähernd vergleichbare Katastrophe hervorbrachte.
Kein Fall für Terra X, sondern stattdessen für die Nachrichten und alltäglichen Framingformate sind hingegen die Horrorgeschichten von Sturmfluten, die infolge der Verfehlung von Pariser Klimazielen oder absurd-pseudoreligiös (v)erklärten 1,5-Grad-Dogmen heutzutage wieder als unausweichlich prophezeit werden – und nun sogar Gegenstand furchteinflößender wissenschaftlicher Modellierungen sind, gegen die sich die immer schon dagewesenen natürlichen Flutkatastrophen samt Veränderung der Küstenlinien wie harmloses Geplätscher ausnehmen sollen.
Selbst das 2019 für realistisch erachtete Worst-Case-Szenario eines globalen Anstiegs des Meeresspiegels um 1,3 Meter bis zum Jahr 2100 ist zwar wenig gegenüber der Überflutung von 1362, die die Nordsee um einige Meter steigen ließ und ins Land drückte. Doch die Simulationen von Wissenschaftlern der Journalisten- und Wissenschaftsorganisation Climate Central sowie der Princeton-Universität, über die die „Berliner Morgenpost“ (Mopo) unter Berufung auf das Fachblatt „Environmental Research Letters“ gestern berichtet, zeichnen Szenarien, gegen die ein Roland-Emmerich-Film phantasielos wirkt: In interaktiven Schaubildern werden da, ganz im Sinne der erwünschten Panikmache, erst einmal die deutschen Wattenmeerinseln dramatisch weggeschluckt: „Helgoland, Borkum, Juist, Norderney, Spiekeroog und Langeoog sowie große Gebiete von Föhr und Sylt dürfte das Wasser an sich reißen.“
Pseudoreligiöse Dogmen
Doch dies geht den Untergangspropheten freilich noch lange nicht weit genug: „Da das 1,5-Grad-Ziel derzeit nicht eingehalten wird und die Welt sich eher auf einem Emissionspfad befindet, durch den sich die Temperatur um rund drei Grad erhöhen wird, dürfte die Eisschmelze an den Polkappen noch sehr viel dramatischere Folgen haben„, schreiben lustvoll die Mopo-Redakteure, und unken fröhlich ins Blaue: Wenn es beim aktuellen Ausstoß von Treibhausgasen bleibe, werden auf lange Sicht vermutlich „50 Großstädte mindestens zwei Meter unterhalb des Meeresspiegels“ liegen. Um nicht allzu präzise werden zu müssen, wird die „hochwissenschaftliche“ Berechnung mit dem Hinweis versehen, sie zeige auf, welche Orte „in den nächsten Jahrhunderten“ versinken dürften. Jahrhunderte! Wenn das nicht passt, vielleicht in den nächsten Jahrtausenden? Nichts genaues weiß man nicht.
Das Verrückte ist nicht die unseriöse Schwammigkeit und der durchschaubare taktische Alarmismus derartiger Veröffentlichungen. Sondern die Tatsache, dass in einem Land, dessen Behörden nicht einmal 72 Stunden im Voraus ein direkt bevorstehendes Hochwasserereignis in konkrete Warnungen umsetzen können, tatsächlich auf Grundlage solcher spekulativer Horrorszenarien Politik gemacht und Billionensummen ins Blaue verschleudert werden.
Die reale Gefährdung der Lebensgrundlagen hierzulande geht dabei vor allem von ebendiesem politischen Krisenkult aus – und nicht von mutmaßlich natürlichen Klimaschwankungen, die sich zudem über einen so langen Zeitraum vollziehen, dass daran produktive und konstruktive rechtzeitige Anpassungen vorgenommen werden können. Denn wo steht eigentlich geschrieben, dass „Global Warming“ unbedingt schädlich sein muss?