Horst D. Deckert

Irres Rotchina droht Japan mit der totalen Vernichtung; ein weltweites atomares Wettrüsten ist absehbar

Nach den Äußerungen der japanischen Regierung, gemeinsam mit den USA Taiwan gegen eine Übernahme durch Peking zu schützen, lehnte sich ein pensionierter ranghoher chinesischer General in einem Video ganz weit aus dem Fenster. China würde Japan in diesem Fall den totalen Krieg erklären, das Land zerstückeln und seine derzeitige ausschließlich gegen andere Atomwaffenmächte gerichtete Nuklearwaffendoktrin um eine „Japanausnahme“ erweitern. Nebenbei ließ der General wissen, dass auch Südkorea geschliffen würde. Das Video hatte in wenigen Tagen über zwei Millionen Zugriffe, bis es urplötzlich gelöscht wurde, nachdem es im Ausland zu viel Aufmerksamkeit bekam.

Brachialrhetorik kommunistischer Prägung

Unter Xi Jinping leitete das kommunistische China eine fundamentale Kehrtwende ein. Wo zuvor noch von Softpower die Rede war, bekam die Welt bald mitgeteilt, dass unter Xi andere Töne angeschlagen werden, die das neue Selbstbewusstsein und die Macht des roten Riesen widerspiegeln sollten. Ohne Not wurde bis dato noch relativ freie Hongkong geschliffen, was wohl in erster Linie eine Machtdemonstration war und weniger eine politische Notwendigkeit.

In der selben Weise erhielten die Drohgebärden in Richtung Taiwan einen schrillen Unterton, wobei jüngst zur 100-Jahresfeier der KPCh der Höhepunkt erreicht wurde, als Xi von einer „1,4 Milliarden Menschen starken Stahlwand“ sprach, die sich gegen alle Fremdinteressen richtet, sollten sich diese dem Willen Pekings widersetzen. Erwarten kann die Welt eine unbegrenzte Kriegsführung klassisch kommunistischen Stils und das in einer Größenordnung, die selbst Stalin hätten erbleichen lassen.

Neben den klaren Kampfansagen wird auch im von China beanspruchten Südchinesischen Meer weiter die Temperatur erhöht, wo die künstlichen Inseln geschützt werden von einer Flotte mit Kanonenbooten, die sich als private Fischfangsciffe tarnen. Peking scheißt auf die Interessen anderer und zwar in überaus plastischer Weise. Sattelitenaufnahmen zeigen, wie chinesische Schiffe, die zur Absicherung der beanspruchten Seegebiete dort stationiert sind, ungefilterten Klärschlamm in die Gewässer ablassen.

China droht Japan mit der Auslöschung

Die Deutlichkeit der verschiedenen Aussagen ist kaum zu übertreffen. In diese Reihe reiht sich auch Wang Hongguang ein, der in seiner aktiven Dienstzeit im Führungskommando der Volksbefreiungsarmee (PLA) tätig war, wie Jennifer Zeng berichtet. Auf einem chinesischen Videokanal für militärische Strategien kraulte er Xis Rücken, indem mit unmissverständlichen Ansagen die Losung für einen möglichen Krieg mit Japan ausgab, sollte das Land die Insel Taiwan verteidigen.

Hier die aus den englischen Untertitelung des Videos abgeleiteten Kernaussagen:

  • Sollte sich Japan bei der „Befreiung“ Taiwans durch die PLA auch nur andeutungsweise auf die Seite Taiwans schlagen, würde China in einen unbegrenzten Krieg gegen das Land eintreten.
  • Das Hauptkriegsmittel gegen Japan wären Atombomben, von denen so viele verschossen werden, „bis das Land ein zweites Mal bedingungslos kapitulieren wird“.
  • Japan muss unmissverständlich klar gemacht werden, dass es einen Krieg gegen China um die Taiwanstraße nicht führen kann.
  • Generell muss China seine politischen und militärischen Strategien an die neue Macht des Landes anpassen, um den weiteren aufstieg des Landes adäquat absichern zu können.
  • China muss seine Atomwaffendoktrin ändern und im Rahmen einer „Japan Ausnahmetheorie“ das Land explizit als Erstangriffsziel benennen, da sich die aktuelle Doktrin ausschließlich auf andere Atommächte bezieht und der Einsatz der Atombomben für Gegenschläge gedacht sind.

Als weitere Begründung für seine Ausnahmetheorie für Japan führt der General an, dass China durch das Land in der längeren Vergangenheit in vielfältiger Weise gelitten hat. Er beginnt mit dem Sino-Japanischen Krieg 1894-1895, als sich Japan Taiwan einverleibte und fährt fort mit dem Einmarsch Japans während des Zweiten Weltkriegs in China fort. Mehr als 35 Millionen Chinesen seien während der japanischen Herrschaft ermordet worden, wofür sich Japan bis heute nicht entschuldigen würde.

Der General nennt explizit das niedere Motiv der Rache gegenüber Japan als Rechtfertigung für einen möglichen dritten Krieg. Zentraler Punkt seiner Argumentation für die Japantheorie ist sind die beiden Atombomben, die über Japan abgeworfen wurden und zur bedingungslosen Kapitulation des Landes gegenüber den USA führten. Dieser Vorgang soll künftig als Vorbild für den Umgang Chinas mit Japan dienen.

Endpunkt nach einem erfolgreichen Krieg gegen Japan wäre die völlige Zerstückelung des Landes. Die vier Inseln des heutigen Japan würden unter die Kontrolle Japans und (sic!) Russlands gestellt und bekämen jeweils eine eigene staatliche Autonomie. Sämtliche Inseln zwischen Taiwan und der südlichen Hauptinsel Japans würde China zufallen. Japan würde von da an nicht mehr existieren.

Auch auf der Speiseliste: Die Vernichtung Südkoreas

In einem zweiten Video geht der General noch einmal genauer auf die Strategie ein, die China zur Anwendung bringen müsste. Hauptziel eines Angriffs im Falle einer japanischen Verteidigung Taiwans wäre Japan selbst, um das japanische Militär von der Erreichung Taiwans abschneiden zu können. Ohne den Schutz durch Japan wäre Taiwan eine leichte Beute, so dass sich der Hauptkrieg gegen Japan konzentrieren würde.

Hier zeigt sich, wie das kommunistische China selbst in längerer Zukunft nur dann eine Möglichkeit hat, sich Taiwan einzuverleiben, wenn die Insel auf sich selbst gestellt ist. Militärstrategen anderer Länder mit Interessen in der Region werden das mit Sicherheit aufmerksam zur Kenntnis genommen haben.

Ganz besonders aufmerksam werden Südkoreas Militärs zugehört haben, da das Video neben Russland als Verbündetem auch Nordkorea nennt. Der Kalte Krieg zwischen den beiden Ländern könnte genau in dem Augenblick heiß werden, sollte das kommunistische China im Hintergrund den ideologisch gleich gebürsteten Nachbar mit modernen Waffensystemen versorgen. Was momentan vor allem das Gleichgewicht hält sind nicht so sehr die Atomwaffen des Nordens, sondern die südkoreanische technologische Überlegenheit. Sobald dieser Abstand sinkt oder gar, könnte sich der Norden in einem Vernichtungskrieg tatsächlich den Süden der Halbinsel einverleiben.

In der geostrategischen Betrachtung ist es tatsächlich so, dass Festlandchina nur dann seine „erste Verteidigungslinie“ schließen kann, wenn auch Südkorea darin eingeschlossen ist. Ganz im Süden befindet sich die heute schon unter Kontrolle Chinas stehende Insel Hainan als Verteidigungsvorposten, den mittleren Verteidigungsvorposten bildet Taiwan und Norden wäre dies die koreanische Halbinsel. Dies bedeutet, dass Peking langfristig zur Erreichung seiner strategischen Interessen ohnehin eine Entscheidung in Korea herbeiführen müsste. Insofern ist es vielleicht ganz gut, dass dieses Element nun ebenso in das kollektive Bewusstsein jener vordringt, die sich im weiteren Sinn mit derartigen Fragen auseinandersetzen.

Ein atomares Wettrüsten ist vorprogrammiert

Sicher ist, dass Taiwan sich nur halten können wird, wenn es ein eigenes Atomwaffenarsenal aufbaut, wie ich hier beschreibe. In diesem Fall wäre die Insel selbst bei einem Angriff relativ sicher, das es den Entscheidern sehr schnell deutlich machen könnte, dass deren in der Hauptsache gegen Japan gerichtete Kriegsstrategie nicht aufgehen wird.

Ein strukturelles Risikoelement für Taiwan, aber auch Japan wird etwas anderes darstellen. Es geht um den gezielten Einsatz von Atombomben für das Verusachen von Naturkatastrophen. Beispielsweise könnte China zu Beginn des Krieges in der Straße von Taiwan und im Pazifik hohe Tsunamiwellen auslösen, mit denen die dicht bewohnten Küsten der vorgelagerten Inseln komplett vernichtet würden. Japan und Taiwan könnten dies zwar ebenfalls versuchen, allerdings würdem in China nur wenige Prozent der relevanten Flächen überschwemmt, während in Taiwan und Japan 30-50% betroffen wären.

Eine derartige Gefahr wird nichts daran ändern, dass sich sowohl Taiwan, als auch Japan und Südkorea Atomwaffenarsenale aufbauen müssen. Insbeondere Südkorea könnte sich sowohl zeitlich als auch vom Umfang her am meisten dazu gezwungen sehen. Denn trotz allem sind die anderen beiden Länder von Wasser geschützt, während wenige Kilometer vor Seoul ein mit AK-47s bewaffneter Millionen Mann Tsunami auf das losbrechen wartet. Ohne das Potenzial, den Norden mit einem einzigen Schlag gänzlich vernichten zu können, bliebe Südkorea bei einer von China orchestrierten Konfrontation mit dem Norden strukturell in der schlechteren Position.

Insgesamt schätze ich, dass Taiwan in etwa 30-40 Atombomben benötigen wird, die per U-Boot tief im Pazifik verschossen werden können. Die Reichweite muss dabei ausreichen, um den Dreischluchtendamm vernichten zu können. Südkorea wiederum würde ein etwa die dreifache Anzahl an Atomwaffen benötigen mit einem Programm, das in Umfang und Struktur jenem von Israel gleicht. Eventuell sogar mit einer vergleichbaren Doktrin, wonach bei einer drohenden Vernichtung analog zur Samson Option beispielsweise Moskau angepeilt wird, um Russland zu einem Einschreiten zu zwingen.

Japan schließlich würde in Anbetracht der totalen Vernichtungsansage das mit Abstand größte Arsenal benötigen. Mindestens 1.000 Bomben in allen Größen und Konfigurationen werden wohl bald auf Tokios Einkaufsliste stehen, da das Land andernfalls kaum in der Lage wäre, in Peking den für eine dauerhafte Abschreckung notwendigen Eindruck zu schinden. Mit den neuerlichen Drohgebärden Seitens Chinas könnten so einige Gewissheiten und Sicherheiten weggewaschen werden.

Eine globale Kettenreaktion droht

Wie krank und gefährlich das neue unter Präsident Xi in Peking eingekehrte Selbstverständnis ist, lässt sich an der potenziellen Kettenreaktion ablesen, die über den halben Planeten rollen könnte. Denn alleine die Vorstellung, wonach die Eroberung Taiwans über das Versursachen von Tsunamis erfolgen könnte, würde zahlreiche weitere Länder in Zugzwang bringen, eigene mächtige Arsenale zur Abschreckung von Peking aufzubauen.

Chile

Erstes Land auf der Liste wäre Chile als pazifischer Küstenstreifen. Auch wenn die Hauptstadt Santiago de Chile als mit Abstand größte Stadt des Landes mit 500m sehr hoch liegt, käme die Überschwemmung des Landes mit einer hohen Tsunamiwelle einem inakzeptablen Totalschaden gleich. Alleine die Hafenstadt Valparaiso mit einer Million Einwohner würde eine solche Welle komplett tilgen. Eine Gegenüberstellung der Opportunitätskosten zeigt, dass der Aufbau eines Abschreckungspotenzials gegen China deutlich günstiger wäre als der Verlust großer Teile des Landes. Hinzu kommt die Entfernung, Chile müsste daher sogar eigene ICBMs entwickeln.

Argentinien & Brasilien

Gleich hinter Chile in Südamerika läge die Notwendigkeit Argentiniens für ein eigenes Arsenal, da es im Süden der beiden Länder weiterhin einen Territorialstreit gibt. Effektiv müsste Argentinien ebenfalls ein Arsenal aufbauen, das in Peking ausreichend viel Eindruck hinterlässt, dass es die Chile vernichtende Bombe nicht zünden wird. Mit Argentinien im Atommächteboot wäre auch Brasilien schnell dabei, das seine Position als regionaler Hegemon zu sichern hätte.

Peru, Ecuador, Kolumbien, Panama & Mexiko

Insgesamt würde wohl kaum ein lateinamerikanisches Land von diesem Wettrüsten verschont bleiben. Einzig die Hoffnung, dass ein Land mit Pazifikküste ausreichen könnte als Schutz vor den chinesischen Weltmachtphantasien, würde Peru, Ecuador, Kolumbien und die mittelamerikanischen Länder eventuell von eigenen Programmen abhalten können. Alleine jedoch die Aussicht auf ein atomar bewaffnetes Kolumbien als direkter Nachbar Panamas würde denn auch Mexiko oder gar Panama selbst zur Bombe greifen lassen.

Die Philippinen

In Südasien selbst wiederum werden sich vor allem auch die Philippinen Gedanken über ein eigenes Arsenal machen müssen. Deren Kühle gegenüber den USA aufgrund des Rückziehers von Obama in der Frage um Hoheitsrechte im Südchinesischen Meer könnte bald einer deutlichen Anwärmung gegenüber Japan, Taiwan und Südkorea weichen. Immer wieder ist eine eng verzahnte NATO zur gemeinsamen Abwehr gegen China im Gespräch. Sie könnte bald schon Realität werden.

Malaysia & Indonesien

Der Blick auf die Karte zeigt jenseits davon auch die muslimisch geprägten Malaysia und Indonesien als wahrscheinliche Teilnehmer eines neuen von Peking angestoßenen Wettrüstens. Es wird spannend blieben, ob nicht eventuell sie als erste eine eigene Bombe präsentieren könnten, da die Beziehungen zum religiös ähnlich gestrickten Pakistan sicherlich mehr als nur sporadisch sind, während der arabische Golf noch immer über genug Geld verfügt und mit der Abwehr gegen den Iran, auch einen Grund, um Verbündeten zur Bombe zu verhelfen.

Indien

Ein regelrechter Atomwaffenweltkrieg lauert dabei in der Tatsache, dass Pakistan auf Seiten Chinas steht und Indonesien wie Malaysia auf beiden Seiten gleichzeitig aktiv werden müsste. Nichts gutes würde dies für Indien verheißen, dessen atomares Arsenal bislang hauptsächlich gegen China gerichetet ist, während sich Pakistan wegen der indischen Bombe zum Aufbau eines eigenen Arsenal gezwungen sah. In dirketer Konsequenz, die sich aus der atomaren Einkreisung ergibt, müsste sich Indien so weit aufrüsten, dass es Malaysia, Indonesien, Pakistan und China gleichzeitig vernichten könnte. Mit einem derartigen Arsenal jedoch müsste auch China weiter aufrüsten mit einer Zahl an Sprengköpfen auf beiden Seiten, die jener der USA und der UdSSR im Kalten Krieg entsprach.

Vietnam

Schließlich wird sogar Vietnam eine Reaktion zeigen müssen auf die Drohungen Chinas, das sich eine Einmischung in „innere Angelegenheiten“ verbittet, wenn es um Taiwan geht, da auch Vietnam sich mit China um Land streitet. Der Grund besteht darin, dass die neue Doktrin in Peking implizit auch den Einsatz von Atomwaffen gegen innere Ziele beinhaltet. Sieht sich China daher auf eigenem Territorium, wenn es sich mit Vietnam streitet, dann müsste auch Hanoi mit einem Atomwaffenarsenal eindecken. Hinzu kommt, dass auch Vietnam ein Küstenstaat ist, der sich im Einzugsgebiet eines chinesischen Tsunamibombenangriffs befände.

Weitere Länder

In letzter Konsequenz müssten am Ende auch Australien und Neuseeland über eigene Arsenale nachdenken, alleine um das regionale Machtgleichgewicht halten zu können. Da auch Frankreich und Großbritannien noch über pazifische Überseegebiete verfügen, könnte auch für sie eine weitere Aufrüstung notwendig sein, um eventuellen Übernahmeinteressen der Inseln durch regionale Spieler vorbeugen zu können. Der britische Premier Boris Johnson befahl kürzlich schon eine Aufrüstung des Arsenals, wobei dies nur der Auftakt für weitere Schritte in diese Richtung darstellen könnte.

Methode mit Wahnsinn

Die Auflistung betroffener Länder zeigt, in welche irren Gefilde sich die Machtelite in Peking mittlerweile verabschiedet hat. Besoffen von der neuen Macht und befeuert von ideologischen Größenwahn werden ohne Rücksicht auf Verluste Pflöcke eingeschlagen, deren Auswirkungen über den gesamten Planeten rollen. Es lässt dunkles ahnen für die weitere Zukunft, sollte die Machtfülle Rotchinas weiter steigen.

Das Giftfass potenzieller Szenarien ist wirklich erschreckend. Man stelle sich nur einmal vor, die Phantasien des Generals wären wahr und Südkorea wie Taiwan wären gefallen und die USA könnten erfolgreich aus der Region ferngehalten werden. Nächstes Angriffsziel wären die Reste des kaputtgeschwemmten Japan, das eine Stadt nach der anderen in Schutt und Asche gelegt bekommt.

Was, ist die Frage, macht den General und seine internen Mitdiskutanten so sicher, dass nicht auch Japan sich seiner alten Taten noch bewusst wäre und mit einer Kamikazeaktion die drohende Totalvernichtung abwenden wollen könnte. Denn paar gut platzierte Tsunamibomben in der Bucht von Bohai würde wohl auch Japan verheerend treffen. Doch es würde gleichzeitig ein Dutzend Großstädte mitsamt Moloch Peking wegreißen, so dass auch im Hauptquartier der PLA genauso viele Generalsleichen wie Fische schwimmen würden.

Der Eroberungsversuch von Taiwan würde für Peking mit dem ultimativen Schuss ins eigene Knie enden. Nichts wäre mehr übrig, alles wäre verseucht. Ostasien als Ort der Prosperität würde wahrscheinlich für immer der Vergangenheit angehören, wie es auch bei dem mythischen Atlantis widerfahren ist, das einer verhrenden Flut zum Opfer gefallen ist.

Russland als Zünglein an der globalen Waage

In Anbetracht dieser aggressiven Züge ist vor allem auch interessant, wie sich Russland gegenüber dem Land zukünftig verhalten wird. Wie in den beiden Videos deutlich wird, rechnen Chinas Militärplaner fest mit Russland an ihrer Seite. Russland dagegen hält weiterhin relativen Abstand zu Peking. Denn das Land ist genauso wie alle anderen von der strukturellen Unzuverlässigkeit bei der Berechnung der Interessen- und Machtgefüge der kommunistischen Nomenklatura betroffen und offenbar kaum in der Lage, eine realistische Abschätzung darüber zu treffen, was in China als nächstes geschehen könnte.

Mehr noch als andere Länder ist das ein Ausschlusskritirum für die strategische Planung in Russland, da sich das Land an den jahrzehntelangen Erfahrungen der UdSSR im Kalten Krieg orientiert. Damals war die gegenseitige Berechenbarkeit Trumpf, wobei jede Abweichung vom Gleichgewicht mit dem nachziehen der eigenen Position quittiert wurde. Dies zeigte sich in der Vergangenheit vielen Aspekten, wie etwa die Stationierung von Atomwaffen auf Kuba, die der Stationierung von NATO-Bomben in der Türkei folgte. Ebenso folgte auch in der UdSSR immer ein neuer Generalsekretär, dessen Fähigkeiten sich am US-Präsidenten orientierten. Bestes Beispiel ist Andopow, der sich seine Meriten analog zu seinem Amtskollegen Bush senior beim Geheimdienst erararbeitet hatte.

Fast mehr noch als damals versucht die russische Führung heute, ihre Positionen deutlich zu artikulieren und dann zu handeln, wenn sich eine äußere Änderung der strategischen Lage ergab. Beispiel wäre das Ende der Kooperation beim Verbot von Waffen im Weltraum durch Russland, nachdem die USA den ersten Schritt vollzogen haben, ein anderes die fast schon legendären Äußerungen Putins zur neuen Unberechenbarkeit der NATO (wie zu erwarten gibt die Suchmaschine keine passenden Links mehr aus; falls jemand weiß, was gemeint ist und einen Link hat, bitte zusenden).

In der Regel werden die russischen Anpassungen an das neue geostrategische Bild als Reaktion auf die USA und die NATO hingestellt. Leitmedial wird selbstverständlich stets Russland die aggressive Aktion zugeschrieben, doch das hält bekanntlich kaum stand. Was nie Erwähnung findet, ist die Möglichkeit, dass Russland heute nicht mehr auf die USA reagiert, sondern ähnlich wie auch die USA vor allem das kommunistische China im Auge hat.

Man kann es durchaus als auffällig bezeichnen, wie wenig Russland auf die Umarmungsversuche durch Peking reagiert. Alleine an den Rohstoffen in Sibirien könnte sich das Land reich stoßen, wenn es chinesische Investoren großflächig ins Land ließe. Dies ist offenbar nicht der Fall. Im Vergleich zu den Möglichkeiten drückt Russland weiterhin merklich auf die Bremse und verzichtet zugunsten einer umfassenden Kontrolle über die Großregion in allen Dimensionen auf sicherlich zahlreiche Gelegenheiten.

Aus diesen Umständen ergibt sich, dass neue Waffensysteme, wie etwa die (sic!) Tsunamitorpedobombe mit ihrem erschreckenden Zerstörungspotenzial möglicherweise nicht in erster Linie gegen die USA gerichtet sein könnte, sondern vor allem gegen das China der Zukunft. Das russische Kalkül bestünde darin, dass sich ein weltweites atomares Wettrüsten und der zwangsläufig folgende Krieg um Taiwan genau dann verhindern ließe, wenn Russland den beteiligten Ländern eine glaubwürdige Abschreckung zur Verfügung stellen kann.

Pekings Zeitplan für den Endsieg

Wie oben ausgeführt, läge der wichtigste Bruchpunkt für Peking vermutlich in einer Verheerung der industriellen Kernregion um die Bohaoi-Bucht herum – und zwar mit einer Tusnamibombe wie der russischen. Hieraus folgt für Peking als zwingende Voraussetzung einmal eine enge Einbindung Russlands in die eigenen Weltherrschaftspläne, während gleichzeitig Russland unwiderbringlich von seiner europäischen und damit westlichen Verankerung gelöst werden müsste.

Nur dann, wenn dies erreicht wird, kann Peking darauf hoffen, sich ohne die drohende Kettenreaktion zum unbestrittenen Herrscher über Ostasien und damit der Welt machen. Da diese Kalküle hinter den Kulissen sicherlich in zahlreichen Ländern diskutiert wird, ergibt sich daraus die ebenso zwingende Nebenbedingung, dass alles relativ zeitnah geschehen muss, damit kein Land rechtzeitig reagieren kann.

Ebenso Teil dieser Überlegung ist die Schwächung der USA, ohne das Land in einer Weise zu destabilisieren, dass sich die Planer der USA versucht sehen könnten, ausreichend große Teile des eigenen knapp 2.000 Sprengköpfe umfassenden Arsenals an Pekings Fressfeinde in der Region zu verteilen. So lange die letztinstanzliche Kontrolle bei den USA liegt, bleiben Japan, Südkorea und Taiwan ungeschützt und ihre einzige Hoffnung auf einen Schutz vor der ultima ratio besteht in einem strategisch autonom handelnden Russland.

Die erste der zwei zentralen Fragen lautet daher, ob und falls ja, wie lange der Aufbau eines Atomwaffenarsenals durch Japan, Südkorea und Taiwan benötigen würde. Je schneller es geht, desto kleiner wird das Zeitfenster für China. Daraus abgeleitet lautet die Frage, wie schnell die USA ihre intrinsische Stärke verlieren und ab welchem Punkt sie einen Teil ihrer atomaren Macht an beispielsweise über einen Verkauf von Atombomben komplett regionale Verbündete abgeben werden. Das Austarieren des optimalen Schwächepunkts wird in den Hinterzimmern Pekings mit Sicherheit intensiv diskutiert. Das Beispiel des Russland in den Jahren 1990 bis 1998 zeigt, dass es mit entsprechender Überwachung sehr lange sehr tief runtergehen kann, bevor der Kipppunkt erreicht wird.

Zweite Frage ist wiederum, ob sich Russland von China verleiten lassen wird, sei dies direkt über Verlockungen oder indirekt über Agenten im Westen, die in der Ukraine oder innerhalb der EU oder den NATO Strukturen einen entscheidenden Schwachpunkt finden, der zu einem direkten Krieg führt. Unter Präsident Putin ist dies eher unwahrscheinlich, da er in der Vergangenheit immer wieder seine Fähigkeit unter Beweis stellen konnte, begrenzte Risiken mit geringem Eskalationsrisiko zu gehen. Viel wichtiger im Zusammenhang wird es in mittlerer Zukunft sein, dass auch sein Nachfolger eine derartige Robustheit und Variabilität aufweist und beispielsweise auch das NATO-Mitglied Türkei im Zaum halten kann. Denn auch für Putin als weltweit respektierte (nicht geliebte) Autoritätsfigur wird nicht mehr ewig an der Macht bleiben können.

Alles in allem wird sich das aktuelle Hochrisikospiel für Rotchina nur in den kommenden 5-15 Jahren abspielen können. Sollte der Krieg zu früh losgehen, wären die USA weiterhin zu stark und Russland würde sich im Zweifelsfall nicht in der notwendigen Weise auf Pekings Seite stellen. Dauert wiederum es zu lange, dann wären zu viele Länder auf den Sturm vorbereitet, so dass sich selbst st eine Stahlwand aus 1,4 Milliarden hochgerüsteten und indoktrinierten Menschen kaum durchsetzen könnte, ohne sich dabei selbst zu vernichten.

Quelle Titelbild Bildschirmfoto

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