Horst D. Deckert

Jetzt auch Drogen-Labore: Wird die Ukraine bald zum Rauschgift-Drehkreuz Europas?

Als ob die Entscheidung, der Ukraine den Beitritt zur EU in Aussicht zu stellen, nicht schon grundsätzlich fragwürdig genug ist, warnen nun auch noch die Vereinten Nationen davor, dass das Land zu einem Zentrum der Drogenproduktion werden könnte. Das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien weist in seinem Jahresbericht darauf hin, dass solche Konfliktregionen wie ein „Magnet” für die Herstellung synthetischer Drogen wirken würden. Je länger der Krieg andauere, desto größer könne die Zahl der Drogenlabore in der Ukraine werden.

Rekordzahlen bei Drogen-Laboren in der Ukraine

Dieser Effekt könne sich sogar noch gravierender auswirken, „wenn sich die Konfliktregion in der Nähe großer Verbrauchermärkte befindet.” UNODC-Expertin Angela Me sagte dazu: „Es gibt keine Polizei, die patrouilliert und Labore stoppt.“ Die Zahl der in der Ukraine von den Behörden aufgelösten Drogenlabore zur (Meth-)Amphetamin-Herstellung war von 17 im Jahr 2019 auf die weltweit höchste Zahl von 79 im Jahr 2020 gestiegen.

Harte und weiche Drogenpolitik wechselten sich ab

Das Drogenproblem begleitet die Ukraine seit Jahrzehnten. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der nationalen Unabhängigkeit wurde in den 1990er Jahren mit strengsten Gesetzen schon gegen den Besitz von Kleinstmengen vorgegangen, für den man im Gefängnis landete. Dadurch stieg auch die Zahl der HIV-Infektionen massiv an, weil die Betroffenen von medizinischer und sozialer Unterstützung abgeschnitten waren.

Nach einigen Jahren schlug man einen wesentlich liberaleren Kurs ein. Man setzte auf “Safer Use” (ein Euphemismus für von Sozialarbeitern überwachten Drogenkonsum) und bessere Gesundheitsversorgung. Das verbesserte zwar die gesundheitliche Gesamtsituation der Konsumenten. Das generelle Drogenproblem im Land bekämpfte es aber nicht. In den von russischen Volksrepubliken kontrollierten Oblasten Lugansk und Donezk begann man dann 2014 rigoros gegen Dealer und Drogensüchtige vorzugehen.

Westliche Medien unterstellten den neuen Machthabern daraufhin, diese körperlich zu misshandeln und zur “Zwangsarbeit” heranzuziehen. Das neuerliche Vorgehen mit eiserner Hand führte anfänglich dazu, den sichtbaren Drogenhandel aus vielen Stadtbildern verschwinden zu lassen. Inzwischen sollen sich aber auch dort trotz der scharfen Maßnahmen neue, äußerst mächtige Dealer etabliert haben.

Ukraine könnte globaler Drogen-Hotspot werden

In der übrigen Ukraine blieb das Problem durchgängig virulent. Mit Beginn der Corona-Krise stiegen die Gewalttaten gegen Frauen im Drogenmilieu um etwa 30 Prozent. Ein Beobachter beschrieb die Situation damals so: “Oft schicken die Männer ihre Frauen auf den Strich, damit sie Geld für Drogen herbei schaffen. Während der Lockdowns war die Sexarbeit eingestellt. Es gab daher kein Geld.”

Vor dem Hintergrund der Verwerfungen des Krieges ist nun zu befürchten, dass das Land sich wieder zu einem europäischen oder sogar globalen Hotspot für Drogenherstellung und -konsum entwickelt. Neben der allgegenwärtigen Korruption im Land, käme damit ein weiteres massives Problem auf die EU zu, wenn die Ukraine tatsächlich beiträte.

Sogar beim ukrainischen Präsidenten wiederholen sich regelmäßige Gerüchte, wonach dieser mit Rauschgift hantiere:

Schmuggel hängt auch von Afghanistan ab

Die Ukraine ist nicht der einzige unklare Faktor. Denn es sei möglich, so der Bericht weiter, auch möglich, dass der Krieg dazu führe, dass Drogenschmuggel-Routen gestört oder verschoben würden. Beim UNODC schätzt man, dass die Marktentwicklung des für auf Opium basierenden Drogen wie Heroin nach von der Lage in Afghanistan abhängt. Dort wurden im vergangenen Jahr 86 Prozent des weltweiten Opiums produziert.

Eine humanitäre Krise in Afghanistan könne zu einem verstärkten Mohn-Anbau führen, selbst wenn die herrschenden Taliban den Anbau im April verboten hatten. „Änderungen in der Opium-Produktion in Afghanistan werden Auswirkungen auf Opiate-Märkte in allen Regionen der Welt haben”, führt der Bericht weiter aus.

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