Horst D. Deckert

Jetzt werden sogar der WHO die Reisebeschränkungen zu bunt

Im Nirwana der Hochrisikogebiete: Endlose Reiseschikanen in Coronazeiten (Symbolbild:Imago)

Der ganze Planet ein Flickenteppich von Hochrisikogebieten, gegängelte Reisende und erschwerter Grenzverkehr überall: Das kann so nicht mehr lange gutgehen. In einer aktualisierten Stellungnahme hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezüglich internationaler Reisen empfohlen, auf Grenzschließungen und sogar auf das Verlangen von Impfnachweisen zu verzichten. Grenzschließungen würden für „keinen zusätzlichen Nutzen sorgen”, so die UN-Behörde, die sich damit gegen die vor allem auch von Deutschland betriebene Reiseverhinderungsmanie stemmt – und gegen eine Politik der selektiven Mobilitätseinschränkungen, die Tourismus und Berufsreiseverkehr maximal behindert, während die illegale Migation natürlich ungebrochen weiterlaufen kann (und von den pandemiegetriebenen Abschottungen praktisch unberührt bleibt).

Das freilich ist nicht der Grund für die WHO-Kritik – sondern eher die empirische Einsicht, dass sich „…die Eindämmung der Omikron-Variante des Covis-19-Virus durch Reisebeschränkungen als ineffektiv erwiesen” habe. Statt einer Infektionsreduktion – die bei der milden und praktisch ohne Krankheitswert expandierenden Mutante ohnehin keinen Sinn macht –  würden solche Maßnahmen vornehmlich zum „wirtschaftlichen und sozialen Stress” der jeweiligen Staaten beitragen – was die Corona-Politik insgesamt noch kontraproduktiver mache.

Am besten nicht einmal mehr Impfnachweis verlangen

Man solle auch darauf verzichten, empfiehlt die WHO, den Reisenden die „finanzielle Last” von Reisebeschränkungen aufzubürden. Staaten, die besonders vom Tourismus abhängig sind, rät die WHO sogar, nicht einmal einen mehr einen Impfnachweis von den Reisenden zu verlangen – was sie mit der derzeit frappierend ungleichen globalen Verteilung der Impfstoffe begründet.

Stattdessen sollten die betreffenden Länder besser einen eher „risikobasierten Ansatz“ zur Erleichterung internationaler Reisen anwenden – etwa durch entsprechende Modifizierung von Test- und Quarantänemaßnahmen. Die Schweiz geht hier bereits wenigstens teilweise mit gutem Beispiel voran, und verzichtet seit dem heutigen Samstag darauf, dass einreisende Geimpfte oder Genesene auch noch einen Test vorzeigen müssen.

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