Horst D. Deckert

Kanadas Trucker bringen Trudeaus Impf-Regime ins Wanken

Kanadische Trucker auf dem Weg zum Parliament Hill in Ottawa (Foto:Imago)

Seit dem 28. Januar – und damit bereits mehr als drei Tage in Folge und anhaltend – erlebt die Welt derzeit die bislang wohl spektakulärsten Demonstrationen gegen die Covid-Maßnahmen einer Regierung: Seit Tagen protestieren zahllose LKW-Fahrer in der kanadischen Hauptstadt Ottawa gegen die Mitte Januar von Kanada und den USA praktisch gemeinsam eingeführte besondere Impfpflicht, derzufolge ungeimpfte kanadische Trucker bei der Rückkehr aus den USA in eine zweiwöchige Quarantäne müssen, während ungeimpfte Fahrer aus den USA erst gar nicht mehr beim nördlichen Nachbarn einreisen dürfen. Bei Verstößen drohen die USA mit einer dauerhaften Sperre, die einem Berufsverbot für die Truckfahrer gleichkommt. Die von der Biden-Administration in Washington sowie Linken-Ikone und Globalisten-Liebling Justin Trudeau verhängte Maßnahmenwillkür hat eine bereits bestehende Krise der Lieferketten noch weiter verstärkt und massiven Unmut in allen betroffenen Wirtschaftszweigen ausgelöst.

In der Folge formierte sich im westkanadischen Vancouver, an der Pazifikküste, bereits vorvergangenen Sonntag ein „Konvoi für die Freiheit” („Freedom Convoy”) und trat eine rund 4.400 Kilometer lange Reise bis in die Bundeshauptstadt Ottawa an – fast überall von der Bevölkerung frenetisch begrüßt und angefeuert. Unterwegs hatten sich immer mehr Trucker, aber auch private Bürger mit ihren Autos angeschlossen. Am vergangenen Freitag kam der Konvoi dann in Ottawa an, wo er von vielen tausend Sympathisanten empfangen wurde. Während Ottawa Downtown praktisch flächendeckend im „Gridlock“ versank, einem nie gesehen Megastau, versammelten sich am Parlamentssitz zahllose Demonstranten. Trotz aller angestauten Wut verlaufen die Proteste bislang weitestgehend friedlich.

Mediales Downsizing in Deutschland

Das hält deutsche Framing-Medien natürlich nicht ab, ihre exklusive Sicht der Dinge in der üblichen desinformativen Voreingenommenheit zu verbreiten: Was etwa die ARD-„Tagesschau“ über die spektakuläre Widerstandsaktion zu berichten hat, ist eine Mischung aus beleidigtem Unverständnis und Schuldzuweisungen an die Trucker, ganz im Stile der Stimmungsmache gegen die hiesigen Corona-Proteste. Die Zahl der Brummis in Ottawa gibt der deutsche Staatsfunk zunächst einmal absurderweise mit „hunderten Truckern” an (in anderen „Qualitätsmedien“ war gar von nur „Dutzenden” die Rede), auch Zeitungen wie die „Welt“ schlossen sich dieser Darstellung an – obwohl die Videoaufnahmen aus Ottawa eine ganz andere Dimension der Proteste zeigen und sogar die kanadische Hauptstadtpolizei von bis zu 2.700 Fahrzeugen und mindestens 10.000 Demonstranten ausging – Downsizing at its best. Auch geht die „Tagesschau“ selbstredend nicht auf die Position der Fahrer ein, sondern zitiert stattdessen ihren regierungsloyalen Dachverband Canadian Trucking Alliance, der die Proteste „verurteilt” und auf die bis zu 90-prozentige Impfquote unter seinen ca. 120.000 Fahrern verwiesen habe.

Allerdings – das blieb in der ARD leider unerwähnt – befürchtet die Vereinigung auch den Verlust von bis zu 16.000 Fahrern, sollte die Impfpflicht aufrechterhalten werden – was die Sicherstellung der Grundversorgung durch Logistikunterbrechungen akut gefährden dürfte, da in Kanada nahezu alle lebenswichtigen Güter des Landes auf LKWs transportiert werden. In der „Tagesschau“ folgt stattdessen die ARD-übliche Ergebenheitsadresse ans Corona- und Impfregime – ganz so wie auch bei der Berichterstattung über die „Spaziergänge“ hierzulande -, dass die angebliche „Mehrheit“ eben nicht auf der Seite der Proteste stehe: „Ein Großteil der kanadischen Bevölkerung unterstützt laut einer kürzlich veröffentlichen Umfrage die Pandemie-Maßnahmen.“ Ach, tatsächlich?

Es hat eher den Anschein, als würde vor allem ein beträchtlicher Teil der kanadischen Bevölkerung die Trucker unterstützen: Durch eine spontane Crowdfunding-Kampagne wurden binnen weniger Tage über 5 Millionen US-Dollar von fast 100.000 Spendern generiert. Öffentliche Unterstützung erhielten die kanadischen Trucker auch von prominenter Seite aus dem gesamten angelsächsischen Raum: Der britische Komiker Russell Brand bekundete etwa seine Solidarität, ebenso wie Tesla-Boss Elon Musk, Podcast-Moderator Joe Rogan und der bekannte Psychologe Jordan Peterson.

Von Helden zu Buhmännern

Die Genannten hatten sich bereits im Laufe der vergangenen Woche solidarisiert, als der Konvoi noch auf Ottawa zurollte. Brand etwa fragte öffentlich, wie es sein könne, dass Trucker einerseits ständig „Helden“ genannt würden, wenn sie lebenswichtige Güter in entlegene Landesteile lieferten, aber nun dafür verachtet würden, dass sie nicht vor dem Willen der Mächtigen kapitulierten und sich der Impfung verweigern (ein auch in Deutschland – hier im Zusammenhang mit dem von einer berufsgruppenbezogenen Impfpflicht bedrohten Pflegepersonal – zu Recht geäußerter Einwand). Rogan sagte, Kanada sei „in Aufruhr”, und verschaffte dem Truckerprotest via Podcasts weltweite Aufmerksamkeit. Und der insbesondere Kinderimpfungen ablehnende US-Schauspieler Rob Schneider, Vater der Sängerin Elle King, kommentierte ironisch, die Regierung müsse wohl neu definieren, was eine „kleine Minderheit” sei, wenn diese sich mittlerweile von Manitoba bis Ontario erstrecke.

Dass auch Ex-US-Präsident Donald Trump seine Sympathie für die Aktion bekundete, mochte einer der Hauptgründe sein, warum der scheinbar „seriös“ informierte denkbetreute ÖR-Nachrichtenkonsument in Deutschland eher nichts von der Giga-Kampagne in Kanada und ihrer breiten Unterstützungfront erfährt: Trump hatte auf einer Veranstaltung in Texas am Samstag gesagt, die die kanadischen Demonstranten hätten „weit mehr für die Verteidigung der amerikanischen Freiheit getan als unseren eigenen Führer”. Derlei Pathos und die theatralische Überhöhung der Proteste zum „Freiheitskampf“ einmal beiseite gelassen: Die eigentliche Wut der Fahrer richtet sich noch nicht einmal unbedingt gegen die  Freiheitseinschnitte und die Schikanen des Grenzverkehrs, sondern gegen drohende Berufsverbote und die politische Arroganz – insbesondere von Premierminister Justin Trudeau, der ausgerechnet sie, die infolge des Impfzwangs um ihre Existenz bangen müssen, zuletzt verächtlich als „kleine Randminderheit” tituliert hatte.

Die Konfrontation gescheut

Jetzt, da die Trucker dem Premierminister machtvoll das Gegenteil dieser Einschätzung demonstrieren, zog es der Salonlöwe und elitäre Dampfplauderer Trudeau prompt vor, das zu tun, was fast alle linken Rattenfänger tun, wenn es für sie eng wird: Er flüchtete sich an einen unbekannten, „sicheren Ort” –  angeblich, weil man „Ausschreitungen in der Stadt” befürchten müsse. Von dort aus wandte sich Trudeau gestern zwar zaghaft an die Demonstranten (wobei er sein Untertauchen als „selbstgewählte Isolation” verbrämte, als handele es sich um coronabedingte Quarantäne-Absonderung), doch er hält sich weiter peinlicherweise vor dem eigenen Volk versteckt.  Welch ein unwürdiges Verhalten; ein Politiker mit Rückgrat hätte die Konfrontation nicht gescheut und wäre mit den Truckern definitiv in Dialog getreten.

Die erbosten Fahrer jedenfalls wollen bis auf weiteres in Ottawa bleiben, und ihre Streitlust ist noch lange nicht erlahmt: Mittlerweile haben sie ihre Forderungen auf die Aufhebung jeglicher Art von Impfpflicht in ganz Kanada ausgeweitet. Einer der Protestierenden erklärte zu den Impfungen: „Sie sind nicht effektiv, sie wirken nicht. Es ändert gar nichts. Wir können so nicht weiterleben. Menschen verlieren ihre Arbeit, weil sie sich nicht impfen lassen wollen.“ Und der LKW-Fahrer und Unternehmer Harold Jonker sagt: „Wir wollen frei sein, wir wollen wieder die Wahl haben und wir wollen Hoffnung – und die Regierung hat uns das weggenommen!”. Die Absicht sei daher, so lange zu bleiben, bis der Impfzwang abgeschafft ist. Manche könnten eigentlich nur einen Tag bleiben, andere fünf Tage – aber alle Fahrer seien bereit, notfalls die ganze Woche in ihren Trucks zu kampieren. „Wir werden hier bleiben, bis wir ungehindert zurück an die Arbeit können.

 

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