Horst D. Deckert

„Killervirus im Wedding“: Drosten und die Supervirenforschung

Auch in Deutschland werden hochriskante Experimente an künstlich mutierten Coronaviren durchgeführt, sogar mitten in Berlin an der Charité des Prof. Christian Drosten. Der Deutsche Ethikrat kritisierte schon 2014 die Forschung mit »hochpathogenen Mikroorganismen und Toxinen«.

Die Enthüllungen in Sachen »Laborursprung« gehen weiter: Die G7-Staaten wollen nun die Herkunft des SARS-Cov-2 Virus untersuchen. Entgegen den Behauptungen der WHO und Peter Daszak vom EcoHealth Alliance hat  das Wuhan Institut für Virologie (WIV) lebende Fledermäuse zur Coronavirenforschung beherbergt, wie die australische Journalistin Sharri Markson anhand chinesischer Videoaufnahmen zeigt. Das WIV hat eine Virus-Datenbank aus 15.000 Fledermäusen unterhalten, diese aber im September 2019 kurz vor den ersten drei Corona-Fällen im Labor vom Internet gelöscht, wie Markson berichtet. Daszaks WHO-Delegation hat beim Besuch im WIV im Februar 2020 keine Einsicht in diese Virus-Datenbank verlangt.

Der deutsche »Corona-Papst« Prof. Christian Drosten, der mit Daszak am 17.2.2020 im führenden Medizinjournal The Lancet die Laborursprungstheorie als »Verschwörungstheorie« bezeichnete, schrieb bereits 2012 in der FAZ über die umstrittene  Forschung an genetisch veränderten Viren, die auch auf den Menschen übertragen werden können: »Wir plädieren für eine bewusste Debatte, die nicht reflexartig ein Risiko verbietet, sondern eine Gesellschaft so stärken kann, dass sie Risiken aushalten und von dem Nutzen profitieren kann.«

Damals ging es um die Veröffentlichung der Forschung von Ron Fouchier und Yoshihiro Kawaoka an Vogelgrippeviren H5N1 und H1N1, bei denen »auch eine effiziente Übertragung der Vogelgrippe von Mensch zu Mensch nicht ausgeschlossen werden kann.« Die US-Biosicherheitsbehörde NSABB riet von einer Veröffentlichung der Forschungsergebnisse ab, da sie auch militärisch oder terroristisch genutzt werden könnten – sog. »Dual Use« Forschung.

»Der Begriff Dual Use, also doppelte Verwendung, stammt aus der Zeit des Kalten Krieges und richtete sich auf Technologien und Forschungen, die sowohl im zivilen wie auch im militärischen Bereich Verwendung finden,« schrieb Drosten zusammen mit den Kollegen Petra Dickmann und Stephan Becker in der FAZ. Becker ist Direktor des Instituts für Virologie an der Philipps-Universität in Marburg, das eines der vier Hochsicherheitslabore (BSL4) in Deutschland betreibt, in dem gentechnisch veränderte hochpathogene Viren hergestellt werden.

»Wir halten Restriktionen für einen zu kurz gegriffenen Reflex auf eine wahrgenommene Bedrohung und möchten diese filigrane Militarisierung des öffentlichen Forschungssektors verhindern«, so Drosten und Kollegen. Hochpathogene Erreger könnten nicht ‚einfach entweichen’ (Biosafety) und sie könnten nicht ‚einfach entwendet’ (Biosecurity) werde, so die Forscher. Das Arbeiten in Laboren der Schutzstufe 3 und 4 schreibe physikalische, organisatorische und personelle Sicherheitsvorkehrungen vor, die auch unter Notfall-Bedingungen verhindern, dass Erreger in die Umwelt gelangen (Unterdruck in den Laboratorien, Schleusen, Schutzkleidung, etc.).

Dennoch seien Laborunfälle, die pathogene Erreger in die Umgebung freisetzen, reale Befürchtungen – »und deren Vermeidung Grundidee der unterschiedlichen Schutz- und Sicherheitsstufen, mit denen unterschiedlich pathogene Erreger in Laboren bearbeitet werden dürfen. Während die Anforderungen an die Laborsicherheit weltweit anerkannt sind, gibt es Unterschiede in den nationalen Ausgestaltungen der Sicherheitsqualität. Je nach epidemiologischer Lage können außerdem einzelne Erreger landesspezifisch in verschiedene Risikogruppen eingruppiert werden, z.B. je nach dem, ob auf dem Kontinent, in dem das Labor steht, ein bestimmter Erreger in der Natur vorkommt oder nicht.«

Zwischen 2014 und 2017 war die »Gain of Function« (Funktionsgewinn) Forschung, die die Übertragbarkeit tödlicher Viren auf den Menschen erlauben soll, in den USA untersagt. In dieser Zeit wurde die »Gain of Function« Forschung in das WIV ausgelagert, mit Finanzierung von mindestens 600.000¢ der NIAID des Dr. Anthony Fauci über die EcoHealth Alliance von Peter Daszak. Wie die Daily Mail meldet hat die US-Regierung die EcoHealth Alliance insgesamt mit bis zum 123 Millionen $ finanziert, darunter 39 Millionen $ vom US-Verteidigungsministerium. Die EU hat das Wuhan Institut für Virologie 2019 mit 88.436€ gefördert.

Das WIV ist das einzige Hochsicherheitslabor in China (Biosafety Level 4). Die Coronavirusforschung soll dort aber teilweise nur auf dem Biosafety Level 2, also mit Handschuhen und Mundschutz, ausgeführt worden sein. 2018 schickte das US-Außenministerium eine Expertendelegation nach Wuhan, die gravierende Sicherheitsmängel feststellte und eine Reihe von Empfehlungen aussprach.

In Deutschland gibt es vier Hochsicherheitslabore der Stufe BSL 4: Das Robert-Koch- Institut in Berlin, das Institut für Virologie an der Philipps-Universität in Marburg, das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg und das Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger (INNT) des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems nahe Rügen.

Das 170 Millionen Euro teure Hochsicherheitslabor des Robert Koch Instituts wurde 2015 von Angela Merkel eingeweiht, und liegt »mitten in der Bundeshauptstadt, unmittelbar angegliedert an die größte Isolierstation der Republik auf dem Virchow-Campus der Charité«,  wie die Süddeutsche Zeitung unter der Überschrift »Killerviren im Wedding« schrieb.

Forscher Andreas Kurth wollte nicht ausschließen, dass es auch in Berlin »Gain of Function«-Experimente geben werde. Derzeit stünden sie aber nicht auf der Agenda. Die »Gain of Function«-Experimente seien »zur Zeit heftig umstritten, nachdem Forscher mithilfe der Genetik extrem gefährliche Grippeviren im Labor erschaffen haben«, so die SZ.

Drosten selber experimentierte an der Charité u.a. an Coronaviren aus Dromedaren und Kamelen, wie der Tagesspiegel berichtet. Dabei werden etwa Genabschnitte aus einem Coronavirus-Typ entnommen und in ein menschliches MERS-Coronavirus eingesetzt. »Wir sehen dann, was das mit den Viren macht«, so Drosten zum Tagesspiegel, ob sie etwa menschliches Lungengewebe besser oder schlechter infizieren. »Gain of Function«-Experimente seien das aber laut Drosten nicht, da es »kein gezieltes Hinarbeiten auf höhere Übertragbarkeit« darstelle. Wir schreiben an Drosten und fragten, ob »Gain of Function« Forschung an der Charité unternommen wird, erhielten aber bis jetzt keine Antwort.

Der kürzlich verstorbene Prof. Hans-Dieter Klenk der Philipps-Universität Marburg nannte die Erforschung von hochansteckenden Virus-Mutationen jedoch »dringliche Aufgabe der Wissenschaft.« Dazu sei auch Gain-of-Function-Experimente nötig, die natürlich unter stringenten Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt werden müssten, so Klenk.

2013 gehörte Klenk zu den Unterzeichnern eines Briefs in Science, das »ein Ende des Moratoriums auf Übertragbarkeitsstudien der Vogelgrippe« ausrief.  »Wir nehmen zur Kenntnis, dass diese Art Forschung nicht ohne Risiken ist.« Dennoch überwögen die Nutzen, so die Unterzeichner, »da das Risiko besteht, dass sich ein auf Säugetiere übertragbares H5N1 Virus in der Natur entwickelt.«

In einem Artikel für die »American Society for Microbiology« im Oktober 2012 beschrieb Dr. Anthony Fauci das Szenario, dass »ein wichtiges Gain of Function Experiment an einem Virus mit ernsthafter Pandemiegefahr in einem gut gesicherten Labor von Weltrang durchgeführt wird« und dem »unwahrscheinlichen, aber möglichen Fall, dass ein Wissenschaftler dabei mit dem Virus infiziert wird, was zu einer weltweiten Pandemie führt.« In dem Aufsatz schrieb Fauci 2012, er glaube trotzdem, »dass die Vorteile solcher Experimente die Risiken überwiegen«, wie Sharri Markson auf The Australian berichtete.

Die »Deutsche Forschungsgemeinschaft« (DFG) veröffentlichte 2008 einen »Verhaltenskodex: Arbeit mit hochpathogenen Mikroorganismen und Toxinen«. Der  »Deutsche Ethikrat« (DER) kritisierte 2014, dass »die DFG ausdrücklich in dem Kodex niederlegt, dass sie weiterhin Forschungsarbeiten im Bereich der Arbeit mit hochpathogenen Mikroorganismen und Toxinen fördern wird«. Daher enthielten die Empfehlungen  »im Wesentlichen nur Verfahrensvorschläge für die Beurteilung der genannten Dual-Use-relevanten Forschung«, kritisiert der DER: „Auch die … Gain-of-Function-Experimente an Vogelgrippeviren, die darauf ausgerichtet sind, die Viren so zu verändern, dass diese durch Luft oder von Mensch zu Mensch übertragbar gemacht werden, wären nach diesem Kodex in Deutschland grundsätzlich zu fördern.«

Drostens Kollege Stephan Becker schrieb 2017, dass der »Deutsche Ethikrat« die »Notwendigkeit sehe, dass der Gesetzgeber die Forschung an möglicherweise Pandemie-auslösenden Krankheitserregern durch zusätzliche gesetzliche Maßnahmen, etwa Beratungspflichten, regelt.« Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und Leopoldina setzten dagegen »auf die Selbstregulierung und die Selbstreflexion der Wissenschaften.«

Lynn C. Klotz und Edward J. Sylvester nannten 2012 die Risiken einer menschengemachten Pandemie »inakzeptabel« und sprachen sich gegen weitere Experimente an »potenziell pandemischen Pathogenen« (PPPs) aus.

Harvard-Epidemiologe Marc Lipsitch schrieb 2018 in Springer Nature, dass der »einzigartige wissenschaftliche und volksgesundheitliche Nutzen der PPP-Forschung in keinem Verhältnis zu ihren einzigartigen Risiken steht, und dass Forscher gut beraten wären, ihre Talente Methodologien zuzuwenden, die sicherer und wissenschaftliche lohnender sind.«

Lipsitch hält es für zu riskant, solche potentiell pandemiefähigen Viren überhaupt entstehen zu lassen, selbst in Hochsicherheitslabors, wie der Tagesspriegel berichtet: »Die Historie von Laborunfällen und versehentlichen Infektionen in den sichersten und abgeschirmtesten Regierungslabors zeigt, dass solche Unfälle unvermeidlich sind.«

So entkamen etwa die damals in Europa schon ausgerotteten Pockenviren 1978 aus einem Labor in Birmingham, nur knapp konnte ein größerer Ausbruch verhindert werden, so der Tagesspiegel. »In Singapur infizierte sich 2003 ein Doktorand mit Sars-1-Viren, weil Proben mit West-Nil-Viren mit den Erregern verunreinigt waren.

Im gleichen Jahr infizierte sich ein Labormitarbeiter in Taiwan in einem Biosicherheitslabor der höchsten Stufe (BSL-4) mit dem Sars-1-Virus, weil er seinen Arbeitsplatz nicht vorschriftsmäßig gesäubert hatte. Ein Jahr später traf es zwei Laborangestellte in einem BSL-3-Labor in Peking – sie steckten sieben Menschen an. Im sibirischen Sicherheitslabor „Vektor“ steckten sich Forscher 1988, 1990 und 2004 mit Ebola- beziehungsweise Marburg-Viren an – nur einer überlebte.«

Zwischen 2002 und 2008 habe es allein in den USA »mindestens 13 Labor-Infektionen in BSL-3-Einrichtungen« gegeben, so Lipsitch. Lipsitch rechnet laut Tagesspiegel vor, dass Experimente mit krankheitsauslösenden Viren pro Laborjahr zwar nur mit einer geringen (0,01- bis 0,1-prozentigen) Wahrscheinlichkeit zu Unfällen führten, dass ein Entkommen eines pandemiefähigen Virus aber zu zwei Millionen bis 1,4 Milliarden Toten führen könne.

Zuerst veröffentlicht auf Freie Welt.

Sharri Markson: „Es war von Anfang an Chinesische Desinformation“ (Englisch)

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