Stefan Rahmstorf, seines Zeichens Klimafolgenforscher beim „Potsdam Institut für Klimafolgenforschung“ (PIK), hat im „Spiegel“ unfreiwillig eingeräumt, daß er von seltener Auffassungsgabe ist. Ertappt von …
Max Erdinger
Für den „Spiegel“ verfasste der weltberühmte Klimafolgenforscher Prof. Rahmstorf, Stefan einen der üblichen Volksbelehrungsartikel als Gastbeitrag und hat sich gewaltig ins eigene Knie geschossen damit. Man mag gar nicht hinschauen. Schreckliche Wunde.
„Was der neue Bericht des Weltklimarates für uns bedeutet„, titelte Rahmstorf. Unklar ist, wen er mit „uns“ meinte. Schellnhuber und sich? Sich, seine Frau, die Schwiegermutter und die Kinder? Mich kann er mit „uns“ nicht gemeint haben, weil ich schon weiß, was der Bericht des Weltklimarates bedeuten soll: Apokalypse, drohende. Wie schon seit Jahren. Und von Jahr zu Jahr glaube ich´s immer weniger. Seltsamer Verein, dieser Weltklimarat. Eigentlich sollte es ihm doch gelingen, mich von seiner Darstellung der Dinge zu überzeugen. Ich bin die personifizierte Aufgeschlossenheit für Belehrungen durch die versammelte Weisheit. Ehrlich.
Zitat Hiasl Obermeyer (75), Gleihintertupfing: „Arschknapp jedoch wollt´es dem Rat nicht gelingen, mit der Weisheit bis zu mir durchzudringen.“ – Ist das nicht merkwürdig, daß der Obermeyer dieselben Erfahrungen hat wie ich?
Tja, und dann das. Rahmstorf: „Der neue IPCC-Bericht folgert, dass es seit mindestens 2000 Jahren keinen vergleichbaren Temperaturanstieg gegeben hat – und dass die Temperaturen heute bereits höher liegen dürften als in der wärmsten Phase des Holozäns vor 6000 Jahren. Nach Stand der Daten muss man rund 125.000 Jahre zurückgehen, bis in die Eem-Warmzeit vor der letzten Eiszeit, um global ähnlich hohe Temperaturen zu finden. Die beste Abschätzung der globalen Erwärmung von 1,1 Grad seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu den Jahren 2011 bis 2020 deckt sich mit der besten Abschätzung der vom Menschen verursachten Erwärmung. Anders gesagt: Die Erderhitzung seit dem 19. Jahrhundert ist praktisch komplett vom Menschen verursacht. Ich halte das übrigens für eine gute Nachricht, denn so sind wir nicht hilflos ausgeliefert, sondern können etwas dagegen unternehmen.“ – Finde den Fehler.
Abgesehen davon, daß mir Genosse Rahmstorf mit seinem „wir“ und seinem „uns“ samt seiner Volkspädagogenattitüde gewaltig auf den Keks geht: Seine Kenngrößen sind eine einzige Lächerlichkeit. Seit 2000 Jahren kein vergleichbarer Temperaturanstieg mehr? – Ja und? Temperaturen dürften heute höher liegen als in der wärmsten Phase des Holozäns vor 6000 Jahren? – Ja und? Ähnlich hohe Temperaturen wie heute gab es zuletzt vor 125.000 Jahren? – Ja und?
Nicht, daß also ich etwas gäbe auf seine genannten Kenngrößen, – er selbst müsste es aber tun. Und wenn er das tut, dann beweist er im „Spiegel“ eine gottlob seltene Auffassungsgabe.
- Wenn die Temperaturen, zuletzt vor 125.000 Jahren so hoch gewesen sind, wie er behauptet: Wer war dann vor 125.000 Jahren dafür verantwortlich?
-
Wenn die heutigen Temperaturen über denen der wärmsten Phase des Holozäns vor 6.000 Jahre liegen dürften, vielleicht, möglicherweise vielleicht auch nicht: Wer wäre dann vor 6.000 Jahren dafür verantwortlich gewesen, daß sie nur knapp unter den heutigen gelegen haben?
-
Unterstellt, daß Rahmstorf Recht hat mit seinen Behauptungen über die Temperaturen vor 125.000 resp. 6.000 Jahren: Wie kommt er dann zu der Behauptung, von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu den Jahren 2011 bis 2020 sei es der Mensch gewesen, der den Temperaturanstieg verursacht? In welchem Kontext steht die von ihm behauptete „Menschengemachtheit“ der derzeitigen Klimaerwärmung dann – unterstellt, es gibt sie (Kachelmann bestreitet, daß es in den vergangenen Jahrzehnten wärmer geworden sei) – zu den von ihm zuvor genannten Kenngrößen? In gar keinem, oder? Er hätte die „Menschengemachtheit“ einfach so in seinen Gastbeitrag hineingeschrieben und mit ein paar Zahlen drapiert, die in keinem Zusammenhang damit stehen. Damit es ein bißchen nach Forschung und Seriosität aussieht, nehme ich an. Schmückendes Beiwerk. Die Petersilie auf der Kirschtorte.
Es geht nicht um den Klimawandel
Natürlich muß es Rahmstorf für eine gute Nachricht halten, daß die „Erderhitzung“ seit dem 19. Jahrhundert – wos a Hitz! – komplett vom Menschen verursacht ist. Wäre es anders, könnte er seine Klimafolgenforschung einstellen, weil sie eh niemandem etwas nützen würde. Es sei denn, die Klimafolgenforschung würde sich mit der Frage beschäftigen, wie der Mensch mit dem Unabänderlichen am besten zurecht kommt. Das wären dann eher technische Fragen, aber keine politischen. Von der Technik wurde aber noch kein Ideologe fett. Und von seinen Bütteln auch keiner.
Es geht nicht um Klimawandel und Folgenforschung, sondern um die „Menschengemachtheit“. Die ist die Voraussetzung überhaupt dafür, daß es eine politische Agenda geben muß. Keine Menschengemachtheit, keine Agenda. Jedenfalls keine, die sich ideologisch oder politisch ausschlachten ließe.
Zeiträume
Die Erde ist etwa 4,5 Milliarden Jahre alt. Um das krasser auszudrücken: Das sind 4.500 Millionen Jahre. Als ganze Zahl: 4.500.000.000 Jahre. Und die ganze Zeit über gab es Klimawandel, zum Teil extrem. Den Homo Sapiens gibt es seit etwa 300.000 Jahren. Das ist knapp eine Drittel Million. 4.449,7 Millionen Jahre lang gab es Klimawandel ohne Menschen. 4.449,7 von 4.500 möglichen bis heute! Den Klimawandel gab es aber die ganze Zeit. Anders ausgedrückt: Die Menschheit lebt vom ersten bis zum heutigen Menschen im bislang letzten 13.500stel (!) der gesamten Erdgeschichte mit ihrem permanenten Klimawandel. Und Rahmstorf will „uns“ allen Ernstes weismachen, daß 6.000, 2.000 oder 125.000 „Kenngrößen“ seien, die irgendeine Relevanz haben? Daß man mit solchen Zahlen auf „menschengemachte Erderhitzung“ schließen könne gar? Besser noch: Daß sich eine Anomalität erkennen ließe, wenn man einen Zeitraum von gut 100 Jahren beobachtet?
Die einzige Frage, die sich da noch stellt, ist die, ob Rahmstorf eventuell rechthaben könnte mit seinem Kalkül, daß diejenigen, denen er ganz offensichtlich eine solche haarsträubende Geschichte auftischen kann, so verblödet sind, daß sie sein Klein-Klein für relevant halten.
Das soll er mal erklären, der Herr Klimafolgenforscher, ohne sich lächerlich zu machen: Weshalb die Industrialisierung dafür verantwortlich sein soll, daß es heute so warm ist wie vor 125.000 Jahren ohne Industralisierung – damals obendrein noch mit nur einem winzigen Bruchteil der heutigen Weltbevölkerung.
Allerdings habe ich eine Vorstellung davon, warum sich heutige Menschen einen solchen hanebüchenen Schnack auftischen lassen: Weil er ihnen, wenn auch negativ konnotiert, die Allmacht attestiert, von der sie zutiefst überzeugt (worden) sind. Das ist die erste Voraussetzung für das Funktionieren des „Anthropogenschnacks“: Daß der Mensch „ganz, ganz feste“ daran glaubt, es läge in seiner Macht, das Weltklima zu beeinflußen. Und dann das noch: Mit dem Begriff „Schuld“ läßt sich prächtig hausieren gehen im vormals christlichen Abendlande.
Nein, es geht und ging nie um Klimawandel bei der entsprechenden „Forschung“, sondern es ging immer nur um die angebliche „Menschengemachtheit“. Und zwar aus sehr durchsichtigen Gründen. Nur einmal angenommen, es würde mit einer gewissen Regelmäßigkeit alle 125.000 Jahre so warm werden wie heute, dann wäre das vor dem ersten Menschen auf Gottes schönem Erdenrund – Adam vielleicht? – bereits rund 36.000 Mal passiert, – und sämtlichen Kimafolgenforschern wäre es jedes einzelne Mal völlig entgangen, weil es Potsdam noch nicht gegeben hat. Adam nicht gut? Meinetwegen, nehmen wir eben den zweiten Menschen: „Rippen-Eva“. Was ist anthropozentrische Beschränktheit?
Wenn stimmt, daß es heute so warm ist wie vor 125.000 Jahren, – was schließe ich dann daraus? Antwort: Daß es heute so warm ist wie vor 125.000 Jahren. Das war´s dann. Etwas anderes schließe ich daraus nicht. Wie würde ein weltberühmter AfD-Senior vermutlich sagen? – „125.000 Jahre sind doch nur ein Vogelschiss im Angesicht der gesamten Erdgeschichte“.