Vor zwei Wochen sorgte die Entscheidung des Stadtrates von Münster für Aufsehen, den Neubau freistehender Einfamilienhäuser drastisch zu beschränken. Wie nicht anders zu erwarten, soll daraus nun offenbar ein bundesweiter Trend werden. Dies vermeldete die „ARD-Tagesschau” am Sonntagabend ähnlich triumphierend, wie dies der zu ihr gehörende „Westdeutsche Rundfunk” nach dem Beschluss von Münster getan hatte.
De facto wird dies auf ein weitgehendes Verbot dieser mit weitem Abstand beliebtesten Wohnform der Deutschen hinauslaufen – auch wenn dies offiziell noch abgestritten wird. Die dabei verbreitete Propaganda war ebenfalls identisch. Der Bau von Einfamilienhäusern würde zu viel Platz verbrauchen, aber nur relativ wenigen Menschen Wohnraum bieten. In Hamburg-Nord, frohlockt die ARD, sei diese Wohnform schon seit 2020 verboten, weitere Städte könnten nachziehen.
Nur noch Wohnblocks für Deutsche?
Zur Unterstützung holte man sich als „Experten” den Stadtplaner Dietmar Strick, der den angeblich übergroßen Flächenverbrauch kritisierte, weil Neubaugebiete fast immer für Einfamilienhäuser konzipiert würde. Die dafür erforderlichen Flächen seien schlichtweg nicht vorhanden. Laut Umweltministerium von Nordrhein-Westfalen sei bereits ein Viertel der Fläche mit Wohnhäusern, Straßen und Industrie zubetoniert. Jeden Tag würden weitere acht Hektar erschlossen – eine Fläche von mehr als elf Fußballfeldern. Deswegen, so Strick, könne man die Neubaugebiete mit Mehrfamilienhäusern einfach effizienter nutzen.
Man brauche nicht nur weniger Fläche, sondern auch weniger Ressourcen und Energie und habe natürlich auch geringere Baukosten, so der von der Tagesschau zitierte „Experte“. Diese Verherrlichung und Scheinbegründung einer weiteren grünen Verbots- und Einschränkungs-Agenda fällt nun auch bei Kommunalvertretern auf fruchtbaren Boden. Noch spricht sich zwar Gerd Landsberg, der Vorsitzende des Städte- und Gemeindebundes, gegen ein generelles Verbot von Einfamilienhäusern aus, im Grundsatz aber bereitet er diesem schon den mentalen Boden, indem er die Argumente der Klima-Dirigisten nachbetet und bestätigt, dass die Flächennutzung „ökologisch vernünftig geplant” werden müsse.
Was Deutsche wollen, ist Öffentlich-Rechtlichen egal
Von Eigentümerverbänden hingegen kam Kritik an diesem neuen Eingriff in die persönliche Lebensführung der Menschen. Werner Fliescher vom Verband „Haus & Grund Rheinland“ gab zu bedenken, dass Einfamilienhäuser nicht gebaut würden, um die Umwelt zu bestrafen, sondern weil die Menschen so leben wollten, weil es ein großes Bedürfnis sei und weil der Platzbedarf in engen Städten von der Wohnungsgröße gar nicht da sei.
Mit verächtlichem Unterton ist in der „Tagesschau“ davon die Rede, dass ein Einfamilienhaus mit Garten, viel Privatsphäre und noch mehr Platz „in Deutschland ein regelrechtes Sehnsuchtsobjekt“ sei, das seit der Corona-Pandemie von immer mehr Menschen gewünscht werde. 16 Millionen Einfamilienhäuser seien bereits eine Rekordzahl. Der Beitrag zeigt dann auch eine Familie, die noch das Glück hat, ein Einfamilienhaus in Münster bewohnen zu können.
Great Reset in vollem Gange
Der Reiz daran sei ganz eindeutig, dass man sich individuell ausleben könne, erklärt der interviewte Hausbesitzer und Familienvater. Damit spricht er genau das aus, was den links-grünen Klima-Kollektivisten besonders verhasst ist. Generationen von Deutschen wurde das Bausparen fürs eigene Heim als ideales Lebensmodell vermittelt. Im Namen der Klima-Hysterie soll nun auch noch diese Bastion individueller Lebensgestaltung geschleift werden.
Und natürlich wirft der Gegenentwurf bereits seine Schatten voraus. Wie immer im Sozialismus jeglicher Prägung ist das Vegetieren in großen, einheitlichen Wohnblöcken die von den Machthabern gewünschte Lebensform. Am besten great-reset-konform in sogenannten 15-Minuten-Städten, wo alles so organisiert ist, dass man seine Unterkunft, geschweige denn seine Stadt gar nicht mehr verlassen muss – weil alles, was der Staat als lebenswichtig definiert, im allernächsten Umkreis liegt.
Am Ende steht dann der total-überwachte, klima-neutrale, eingepferchte Mensch der Zukunft, dem Individualität und Freiheit endgültig ausgetrieben wurden.
Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“
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