Horst D. Deckert

Künftig nur noch politisch korrektes Buchstabieren?

Die bekannte von Verwaltung und Wirtschaft genutzte Buchstabiertafel soll künftig Orts- anstatt Männernamen umfassen. Die Buchstabiertafel wird auch von Begriffen gereinigt, die einen NS-Bezug haben sollen. Das verwundert, war die Buchstabiertafel bislang nicht dafür bekannt, Nutzer zu politischen Extremisten zu erziehen. Aber sicher ist sicher, oder?

Von Achim Baumann

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  • Das Deutsche Institut für Normung (DIN) arbeitet an einer neuen Fassung der Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung mit Orts- statt Vornamen
  • Moniert: zu viele Männernamen, zu wenige Frauennamen
  • Antisemitismusbeauftragter sieht sogar NS-Bezüge
  • Nur „Eszett“ und „Ypsilon“ bleiben erhalten

Buchstabieren ist nicht schwer, oder? Jeder Schüler lernt als erstes das richtige Buchstabieren von Wörtern, so erlernt man eben die eigene Sprache am besten. Wenn man erwachsen ist, buchstabiert man in der Regel seltener. Aber es kommt vor, wenn man beispielsweise schwerverständliche Wörter, Fachbegriffe oder oft Namen buchstabieren muss, meist am Telefon oder gegenüber Dritten. Dies geschieht durch Verwendung von bekannten Wörtern mit dem entsprechenden Anfangsbuchstaben. Dazu legen Buchstabiertafeln für die jeweilige Sprache oder international für jeden Buchstaben das zu verwendende Wort fest. Wer kennt nicht „Dora“ für „D“, „Emil“ für „E“ oder „Nordpol“ für „N“?

Zu wenige Frauennamen

So regelt die DIN 5009 des Deutschen Instituts für Normung seit langem unverändert mit welchen Worten beim Diktieren Buchstaben verdeutlicht werden. Diese Buchstabiertafel wird vor allem in Wirtschaft und Verwaltung genutzt, ist allgemein aber ebenfalls sehr verbreitet. So arbeitet nahezu jedes Call-Center mit der bekannten Diktierhilfe. Aber nun muss sich der Kunde, der Mandant oder Nachfragende künftig auf andere Begriffe als „Dora“, „Emil“ oder „Nordpol“ einstellen. Denn bislang waren 16 Männer- und nur sechs Frauennamen Bestandteil der Liste. „Das entspricht nicht der heutigen Lebensrealität“, meint das Institut politisch korrekt und begründet seinen Entwurf, der ab Mitte 2022 gelten soll. Künftig wird dann ganz auf Personennamen verzichtet werden. Dafür sollen es in Zukunft Ortsnamen sein, mit deren Hilfe buchstabiert wird. Und natürlich gibt es genauso viele westdeutsche Ortsnamen wie ost- und mitteldeutsche. Es muss ja alles überaus gerecht sein!

Reform mit erheblichen Neuerungen

Das wird kompliziert: Die Umlaute heißen künftig nicht mehr „Ärger“, „Ökonom“ und „Übermut“, sondern Umlaut-A, Umlaut-O und Umlaut-U. Bei „Eszett“ (scharfes S) und „Ypsilon“ bleibt es dagegen bei der bisherigen Bezeichnung der Buchstaben, da man keine passenden Orte dazu finden konnte. Das „C“ soll künftig mit „Cottbus“ erklärt werden, das „Sch“ mit „Schwerin“ und das „B“ mit „Berlin“.

Diktiertafel NS-Relikt?

Die letzte große Veränderung gab es 1934. Damals wurden die jüdisch klingenden Namen „Nathan“ für „N“, „David“ für „D“ und „Samuel“ für „S“ aus der Liste gestrichen. Auch nach einigen kleinen Überarbeitungen nach 1945 fanden die jüdischen Namen nicht mehr zurück auf die Liste. Das brachte Michael Blume (CDU) auf die Palme: Den Antisemitismusbeauftragten von Baden-Württemberg störte das doch sehr. Er sah in der bisherigen Diktiertafel „Relikte aus dem Nationalsozialismus“. Und so etwas muss nach Ansicht des auch ansonsten sehr umtriebigen Antisemitismusbeauftragten geändert werden. So soll das „C“ künftig mit „Chemnitz“ und das „N“ mit „Nürnberg“ buchstabiert werden. Da hat der politisch überaus korrekte Michael Blume dem überall lauernden Antisemitismus ein echtes Schnippchen geschlagen, oder?

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