Bernd Schoepe plädiert hier für eine pädagogische Aufarbeitung der Covid-19-Krise. Viele Lehrer, Erzieher und ihre Verbände hätten „es in der Corona-Krise versäumt, sich vor die ihnen zum Schutz anvertrauten Kinder und Jugendliche zu stellen“. Viele Schulen und Lehrer seien vielmehr – wieder – der schwarzen Pädagogik anheimgefallen. „Doch während wir erleben, wie das offizielle Corona-Narrativ tagtäglich mehr (…) zusammenbricht, erkennt die besonders ´systemrelevante´ Berufsgruppe der Pädagogen die Zeichen der Zeit immer noch nicht“. Noch immer bleibe „auch meine Gewerkschaft auf Diffamierungskurs gegen Andersdenkende“. Zu einer gelingenden Aufarbeitung gehöre „unbedingt dazu, dass gründliche Untersuchungen über die Frage angestellt werden müssen, wie es wieder dazu kommen konnte, dass sich die Pädagogik so widerstandslos für Maßnahmen empfänglich zeigte“. Wir haben hierzu interessante Zuschriften erhalten. Danke dafür. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe. Für Sie zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Liebe Redaktion der Nachdenkseiten,
den umfangreichen Artikel von Herrn Schoepe möchte ich vor dem Hintergrund der allseits angemahnten Aufarbeitung der Corona-Plandemie nur mit einer kurzen Anmerkung versehen.
Dieser Artikel sollte allen Lehrern, Erziehern und vor allem den Vorgesetzten derselben zur Pflichtlektüre gemacht werden. Danach kann man ja einmal darüber diskutieren. Aber ich fürchte, die wollen lieber gar nicht darüber reden.
Mit freundlichen Grüßen
Björn Ehrlich
2. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist sehr wichtig, dieses Thema ausführlich zu behandeln. Herrn Schoepe gebührt Dank, dass er das mit einem generalisierenden Ansatz versucht hat. Er stellt die Situation richtig dar, auch wenn er mit der Bezeichnung „schwarze Pädagogik“ schon sehr weit geht. Es ist meiner Meinung nach auch eine unbewiesene Behauptung, dass die Erzieher und/oder Lehrer entlassen wurden, die die Maßnahmen nicht umgesetzt haben. Ein wichtiger Punkt in seinem Text ist die Rolle der GEW. Diese selbsternannte „Bildungs“- Gewerkschaft hat (in Baden-Württemberg) den Schutz der Lehrer vor einer grotesk übertrieben dargestellten „Gefahr“ als einziges Ziel verfolgt. Die Schüler waren egal. Meine persönliche Konsequenz daraus war, dass ich nach vielen Jahren Mitgliedschaft aus der GEW ausgetreten bin.
Ich habe auch lange über die Ursache für das millionenfache persönliche und institutionelle Versagen während Corona nachgedacht. Ich meine, es liegt daran, dass wir unterschiedlich mutig sind. Die weniger Mutigen unter uns machen halt im Zweifel das, was der Chef sagt oder das, was die anderen machen. Wenn sie etwas entscheiden müssen, dann gehen sie den Weg des geringsten Widerstands oder verstecken sich hinter externen Experten oder Beratern. So schaffen es einige an die Spitze von Regierungen, Gewerkschaften, Schulen usw. Genau die haben von sich selbst aber wahrscheinlich ein anderes Bild, denn sie haben ja Verantwortung übernommen, und heute sagen sie, sie hätten damals so entscheiden müssen.
Die restlichen weniger Mutigen (dazu zähle ich mich) entscheiden sich dagegen, institutionelle Verantwortung zu übernehmen und versuchen, in ihrem persönlichen Umfeld wenigstens so zu handeln, dass die Folgen der schlechten von oben kommenden Entscheidungen abgemildert werden.
Was wir bräuchten, damit so etwas nicht mehr passiert, das wären mutige Menschen, die laut für ihre Ideale einstehen. Die kann es auch im Neoliberalismus geben. Ein möglicher Anfang wäre es, wenn sich ein paar davon zusammentun und eine richtige „Bildungs“-Gewerkschaft als Alternative zur GEW gründen. Ich wäre dabei.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Beuter
3. Leserbrief
Danke für diese gründliche Darstellung des Versagens von Lehrern und Erziehern allgemein und der GEW im Besonderen.
Mir fehlen die bewundernswerte Kraft und Hartnäckigkeit des Autors, mit der er um Selbstreflexion und Dialogbereitschaft (auch) innerhalb der GEW wirbt. Mit dem Hinweis auf das für mich unfassbare Versagen gegenüber den schutzbefohlenen Kindern und Jugendlichen habe ich nach mehr als 50jähriger Mitgliedschaft 2021 meinen Austritt aus der GEW erklärt.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Jansen
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Schoepe,
obwohl ich selbst seit nunmehr vierzig Jahren als Pädagogin tätig bin und mich nach Ihren ausführlichen und auch anklagenden Zeilen angegriffen fühlen müsste, bedanke ich mich sehr herzlich für Ihre tiefgreifende Analyse. Es ist alles richtig, was Sie schreiben. Dennoch benennen Sie ausschließlich die Extreme: die Angepassten und die Gegner der Corona-Maßnahmen im Bildungswesen. Aus meiner Perspektive als Schulleiterin im Land Brandenburg gab es dazwischen noch viele andere Fassetten des Umgangs mit den staatlich angeordneten Regeln in der Pandemiezeit, die unerwähnt blieben.
Wer bedingungslos allen Maßnahmen gefolgt ist und sich obendrein von der allgemeinen Angst anstecken ließ, hat als Pädagoge eine Mitverantwortung an den daraus entstandenen Problemen der Kinder und Jugendlichen. Wer sich aber öffentlich und lautstark dagegengestellt hat, musste mit dienstrechtlichen Konsequenzen rechnen. Mit dem letztgenannten Verhalten ist möglicherweise ein noch größerer Schaden für die Schutzbefohlenen und das Bildungssystem entstanden. Denn diese Pädagogen mit einer eigenen Meinung und viel Mut sind nun nicht mehr für die Jugend da, um ihnen als Vorbild dienen zu können. Ist dieser Preis es wert?
In einem hierarchischen System sind die Zwänge allgegenwärtig. Sich dagegen aufzulehnen, ist nur mit Verbündeten gemeinsam möglich. Das könnte ein Verband oder eine Gewerkschaft sein, die die Beschäftigten und die Kinder im Blick haben sollte. Bei der von Ihnen genannten GEW vermisse ich diesen Beistand bis heute, im Gegenteil: In der Mitgliederzeitung der GEW Brandenburg war im April 2020 folgender Absatz (E & W plus, Ausgabe 4 von 2020, Seite 3) zu lesen:
„Wer in einer Zeit, in der die Bundesregierung, die Landesregierung und das Robert-Koch-Institut zu einer konsequenten Reduktion und Vermeidung von sozialen Kontakten auffordern, Präsenzzeiten, Lehrerkonferenzen und andere Fachkonferenzen anordnet, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Man kann es auch noch deutlicher formulieren: An diesen Stellen ist man seiner Verantwortung für die Beschäftigten und für das Gemeinwesen nicht gerecht geworden, sondern hat grob fahrlässig gegen die übertragene Fürsorgepflicht und Verantwortung verstoßen. In diesen Fällen ist deutlich geworden, dass man für die übertragene Funktion ungeeignet ist. Man sollte diese Kolleginnen und Kollegen von der ihnen übertragenen Verantwortung entbinden!“
Selbstverständlich hatten die Schulleitungen ohne vorbereiteten Plan den Distanzunterricht zu organisieren, Ängste der Lehrkräfte und Eltern wahrzunehmen und nach Möglichkeit zu reduzieren, Beschwerden von Eltern zu bearbeiten und auch Fördermöglichkeiten für einzelne Kinder aufzubauen und anzubieten. Und selbstverständlich hatten Schulleitungen täglich in der Schule zu sein – egal in welchem Alter – und das Chaos zu verwalten. Und ebenso selbstverständlich mussten diese auf jede Frage sofort eine Antwort haben, auch wenn die Antworten der politisch Verantwortlichen stets erst zeitversetzt gegeben wurden. Durch die noch fehlende digitale Infrastruktur in der Schule und auch bei den Lehrkräften mussten Absprachen zum Distanz- und Förderunterricht in kleinen Gruppen notwendigerweise im Schulhaus getätigt werden. Schulleitungen, die so agiert hatten, wurden von einigen überängstlichen Lehrkräften aus dem eigenen Haus und der Gewerkschaft gleichzeitig dafür attackiert. Unterstützungen gab es keine, Entschuldigungen sind ebenso Fehlanzeige.
Als die Masken- und Impfflicht hinzukamen, habe ich lange Gespräche mit besorgten Eltern geführt. Ich fand es wichtig, ihre Sorgen ernst zu nehmen. Manche Familien schrieben danach an unser zuständiges Bildungsministerium oder an Landtagsabgeordnete. Jedes Mal war die Antwort ernüchternd.
Eine einzelne Lehrkraft oder eine einzelne Schulleitung können die politischen Prämissen nicht verändern. Das können Gewerkschaften, Verbände und Parteien. Deshalb halte ich eine Generalverurteilung der Lehrerinnen und Lehrer während der Schulschließungen in der Pandemie für nicht geeignet, zumal genau diese jetzt die psychischen Folgen aller Maßnahmen direkt erleben und zu minimieren versuchen. Ich bin fest davon überzeugt, dass an vielen Schulen wie an meiner versucht wurde, den schulischen Alltag trotz widriger Umstände so einfach, unterstützend und lernmotivierend wie nur möglich für alle Kinder und Jugendlichen zu gestalten. Obwohl Ängste und Denunziantentum in den Lockdown-Zeiten Hochkonjunktur hatten, war dennoch die Schule für viele Kinder ein auch mitunter digitaler Anker für Struktur, Gemeinschaft und Geborgenheit.
Herzliche Grüße,
Katharina Schlumm
5. Leserbrief
Sehr geehrtes NDS-Team,
ich würde Ihnen gern meine Sicht der Corona-Situation schildern. Ich muss Ihnen leider zustimmen, dass wir uns wieder in der “schwarzen Pädagogik” befinden!
Kurz zu mir: Ich arbeite als Erzieher an einer Ganztagsschule in BS. Ich habe diese Arbeit im November 2019 angefangen und betreute bis Sommer 2020 eine 5./dann: 6. Klasse als Bezugserzieher. Seitdem bin ich ein “Springer” dieser Schule.
Ich bin immer mit dem guten Gefühl herangegangen, dass ich als Erzieher einen ehrbaren Beruf gewählt habe. Ich habe grundsätzlich eine gute Einstellung zu den Kindern, was sie mir jeden Tag in ihren Worten und Taten zurückgeben… und dann kam Corona und seine schrecklichen Folgen (die Maßnahmen der Coronapolitik bezeichne ich hier als “schreckliche Folgen” und nicht den Virus an sich, der sicherlich auch negative Folgen für die Betroffenen hat(te)).
Mein Bauchgefühl “sagte” mir, dass hier etwas nicht stimmt, wischte diese Zweifel erst einmal weg, da ich aufgrund einer Vorerkrankung meiner Freundin schon Bedenken hatte. Ich rief sogar bei der Corona-Hotline an, um mich darüber zu informieren.
Für mich persönlich stufte ich diesen Virus als schwere Grippe ein, der auch für einige Menschen tödlich bzw. sehr schädigend sein kann. Deswegen trieben mich die Sorgen um meine Freundin.
Als dann die Maßnahmen wie Masken- und Testpflicht in den Schulen eingeführt wurde, habe ich diese Maßnahmen die ersten Wochen mitgetragen. JA… ICH HABE MITGEMACHT!!! Seitdem plagt mich mein Gewissen! Ich konnte mich nicht so schützend vor den Kindern stellen (Meine Versuche erläutere ich im Anschluss.), dass ich das Leid, welches ich bei den Kindern beobachtet habe, verhindert bzw. lindern konnte.
Was ich tun konnte, war, den Kindern NICHT zu sagen, dass sie die Masken aufsetzen oder “richtig” aufsetzen müssen. Ich sagte aber NICHT: “Ihr könnt sie abnehmen!” Trotzdem trugen viele Kinder die Masken, weil ihre Eltern oder Lehrer “Recht” hatten!
Ich konnte die regelmäßige Testung nicht verhindern! Wenn ein Kind zu spät war oder der Test beschädigt und die Testung im Nebenraum durchgeführt werden musste, habe ich die Flüssigkeit, die zum Test gehört, einfach raufgeträufelt, ohne dass sich das Kind das Teststäbchen in die Nase stecken musste. Das waren nur kleine Dinge, die – gefühlt – nichts gebracht haben.
Mit Kollegen habe ich darüber gesprochen, wie sie diese Maßnahmen empfinden. Zwei Kollegen waren gegen diese Maßnahmen… einer davon war ich. Ich war extrem erschrocken darüber, dass die Corona-Maßnahmen von 95% der Kollegen einfach akzeptiert und knallhart durchgezogen wurde. Ich stellte die Nützlichkeit der Masken infrage, dass kaum einen interessiert hat. Auch die Testung war mir ein Dorn im Auge… gehört – oder nicht – und weiter geht es! Wenn ich mit den Kindern alleine war, habe ich ihnen die freie Wahl, was Masken und Testung betrifft, gelassen. Bei meinen Kollegen war es anders. Die Schüler*innen zogen die Masken reflexartig über die Nase, sobald sie einen Lehrer oder Erzieher begegneten. Ich konnte den Schaden bei den Kindern nur etwas mildern, aber konnte sie NICHT SCHÜTZEN! Ich selbst habe die Maske selten “richtig” getragen und wurde auch dafür schon angezählt, was mir egal war. Die Maske war trotzdem unten… am Kinn! bei meiner eigenen Testung (außer als Ungeimpfter im Testzentrum) konnte ich mal ein bisschen “schummeln”. All diese “Zwangsmaßnahmen” und ihrer rigorosen Durchsetzung brachten mich einige Monate später dazu, mich krankschreiben zu lassen (5 Wochen). Ich war kurz davor, meinen Kolleg*innen, wenn sie nochmal einmal “Maske hoch!” oder – vor dem “Guten Morgen” – “Wo ist Deine Maske?” rufen, eine Ohrfeige zu geben. Ich konnte nicht mehr!
Der Lockdown hat die Schüler*innen sehr hart getroffen! Ich war über mein Diensthandy und den “Lernraum” (Onlineunterricht) in Kontakt mit “meinen” Schülern. Es wurde von ihnen so viel verlangt, online alles abzuwickeln, dass uns der Blick für das Wohl der Kinder zeitweise verloren ging… auch mir. Die Leistungen mussten erbracht werden… Punkt! (Dieser “Fehler” passierte mir leider auch bei meiner Stieftochter. Sie hat am Onlineunterricht nicht teilgenommen, bis der Klassenlehrer DAS beim Jugendamt meldete, was wir bei einem Besuch des JA zu Hause entspannt klären konnten.) Noch nie hörte ich so viele Kinder sagen, dass sie wieder in die Schule möchten! Der geteilte Unterricht war zwar entspannt, da sich die Klassengröße halbiert hat. Gut… ich konnte mich jetzt intensiver um meine Schüler*innen kümmern und die Gewaltmeldungen in der Schule gingen im Eiltempo Richtung Null, da die Pausen auch gestaffelt wurden, aber war das die Lösung? NEIN! Nebenbei hat sich dann aber auch das Hinterfragen unseres Schulsystems entwickelt. Ich erlebte gute Ansätze.
Bei der Corona-Impfung war bei mir sofort Schluss! Wie kann es sein, dass in so einer kurzen Zeit ein Impfstoff entwickelt wurde, der so eine hohe Wirksamkeit hat? Da stimmte etwas gewaltig nicht und eine neue Art der Impfung? Gentherapie? Ab dann wusste ich, dass böse Menschen am Werk sind! Ich hatte monatelang einen so heftigen Kampf mit meiner Freundin und ihrer jüngsten Tochter (13), dass sie sich nicht impfen lassen (5/6 Piekser konnte ich bei den beiden verhindern… den ersten hat sich meine Freundin geben lassen).
Zum Schluss möchte ich hier nochmals betonen: Wir haben als Pädagogen, die dem Wohl des Kindes verpflichtet sind – moralisch wie gesetzlich – nicht nur versagt, sondern auch mitgemacht!
Dieses Thema um Corona und dessen Folgen wird auch bei mir in der Schule totgeschwiegen. Kaum einer meiner Kolleg*innen ist an einer Aufarbeitung interessiert! Ich bin gespannt, wie es dann bei der frühkindlichen Sexualerziehung aussieht. Ich habe kein gutes Gefühl dabei! Wie kann ich die Kinder schützen? Ich fühle mich allein auf Arbeit! Ich will den moralischen Stein wieder ins Rollen bringen! Nur wie, wenn keiner mitmacht?
Mit freundlichen Grüßen
M. H.
6.Leserbrief
Sehr geehrte NDS, sehr geehrter Herr Schoepe,
so sehr Sie im Prinzip Recht haben, so sehr muss ich Ihnen auch widersprechen: Nicht DIE LEHRER… haben versagt, sondern nur einige.
Außerdem: Dem Wahnsinn konnte man sich nicht wirksam entgegenstellen. Eltern haben sich über mich beschwert, weil ich versucht habe, den Kindern (Gymnasium ab Kl. 7) die Angst zu nehmen. Eine Diskussion im Kollegium war nicht möglich – und wäre auch gefährlich gewesen.
Die Jugendlichen selbst spielten sich als Kontrolleure auf: “Sind Sie schon geimpft?” Mein Versuch, mit Abiturienten(!) neutral über widersprüchliche Studien zu sprechen, hat dazu geführt, dass einer von diesen sich schriftlich beim Schulleiter – natürlich anonym – über mich beschwert hat.
Interessant war, dass es starke kulturelle Unterschiede nach Herkunft gab.
Ich denke, Sie überfordern die Institution Schule hier. Schule ist ein Teil der Gesellschaft und diese ist m. E. “psychisch krank”. Denken Sie nur an Kinderarmut, Kinder als Zielgruppe etc.
Die Aufgaben, die die Gesellschaft der Institution zuweist, sind m. E. überwiegend nicht an den Interessen der Kinder ausgerichtet. Sehen sie sich bitte einmal an, was “Kompetenzen” und “Standards” (seit ~2005) faktisch für die Schüler bedeuten. Und: Wie passen diese zu einer angenommenen x-Stunden-Arbeitswoche der Kinder? Wo bleibt seit 20 Jahren der Elternprotest dagegen?
Ich bitte darum, nicht immer wohlfeil den Lehrkräften die Lösungsverantwortung für die gesellschaftlichen Verwerfungen zuzuschieben! Aber ja: Viele Lehrer sind m. E. gerne Untertanen.
Ach ja: Warum schafft man es eigentlich seit 2019 nicht, meine Arbeitszeit zu erfassen? Das hat der EUGH damals vorgeschrieben. Jeder Kleinbetrieb kann das. Ein Schelm, wer an die Konsequenzen denken würde.
Aber es ist doch ein “so schöner Beruf”.
Beste Grüße
7. Leserbrief
Liebes Nachdenkseiten-Team,
lieber Herr Schoepe,
mit großem Interesse (und mit Beklemmung) habe ich Ihren ausführlichen Text gelesen. Natürlich wusste ich (überwiegend durch die Medien) schon einiges über die verfassungswidrigen repressiven Akte im Bereich Schule während des “Corona-Regimes”, aber das nochmal in geballter Form vor Augen geführt zu bekommen, hat mich als ehemaligen Lehrer doch sehr aufgewühlt. Aufgrund meines Jahrgangs 1951 konnte ich schon Anfang 2017 aus dem System “Schule” ausscheiden. Damit ist mir gottseidank der ganze Corona Terror erspart geblieben, dem meine jüngeren Kollegen ausgesetzt waren oder an dem sie selbst mitgewirkt haben. (Vom ersten Tag meines Ruhestands an habe ich keinerlei Kontakt zu meinen Ex-Kollegen mehr; ich wohne auch 50 km entfernt von meiner ehemaligen Arbeitsstätte.)
Obwohl ich natürlich dazu viel zu sagen hätte, beschränke ich mich auf einen Aspekt: Ihre GEW-Mitgliedschaft (immer noch??) und Ihre Frustration über das Verhalten “Ihrer” Gewerkschaft, gleichgerichtet mit dem Verhalten der Schulbehörden, Parteien, Stadtregierung in Hamburg, der Hochburrg des “Coronismus” (schöne Wortschöpfung).
Sie fordern “kritische, kämpferische Gewerkschaften”, gar “linke Politik”. Glauben Sie, das könnte dieser (überwiegende) Beamten-Verein leisten? Sie haben es doch erlebt. Beamte sind nun mal Teil des staatlichen Herrschaftsapparates – auch wenn die “linken” unter ihnen sich gerne Illusionen darüber machen. Auch vor Neoliberalismus und “Corona” war Schule nicht menschenfreundlich, sondern hat zur Anpassung, Konformität und ja – Gehorsam erzogen, direkt oder indirekt. Daran kann auch die ach so progressive GEW nichts ändern; sind ja deren Spitzenfunktionäre (Ihr Landesverband) schon immer verbandelt, verfilzt mit den herrschenden Parteien und der entsprechenden Bürokratie. “Man kann vom Ochs nicht mehr als Rindfleisch verlangen”, sagte meine Tante immer. Übrigens war ich selbst, schon als Student in den 70ern, Mitglied in diesem Verein. Erst in meinen letzten Berufsjahren bin ich ausgetreten, schon deswegen, weil mich der hohe Mitgliedsbeitrag gereut hat.
Ich finde, Sie sollten zum massenhaften Austritt aufrufen. Die moralischen Appelle zur Selbstkritik oder Entschuldigung werden m. E. verpuffen bei der großen Mehrheit der Staatsbediensteten.
Man sollte sich auf das konzentrieren, was justiziabel ist: Die Rehabilitierung der verfassungswidrig behandelten Lehrer, Schüler, Eltern. Prozesse führen, bis der Arzt kommt.
Und natürlich die Herrschenden und ihre Frechheiten und Dummheiten öffentlich bloßstellen, delegitimieren, so gut es geht.
An Sie, lieber Herr Schoepe, habe ich die Fragen:
Sind Sie aus der GEW ausgetreten? Sind Sie noch im Schuldienst? Und (wenn ich fragen darf) was tun Sie gegenwärtig? Hoffentlich sind Sie nicht krank geworden bei all dem Ärger!
Herzliche Grüße!
Björn Scherer-Mohr
PS: Kennen Sie das Buch von dem Lehrer (ich glaube Albtraumjob oder Traumberuf),
der sich ent-beamten ließ?
Oder kennen Sie Gunnar Kaiser (auch einst Lehrer)?
8. Leserbrief
Lieber Herr Schoepe, liebes Team der Nachdenkseiten,
vielen Dank für den engagierten Artikel.
Auch eine meiner Töchter wurde Opfer dieser schwarzen Pädagogik. Die damals Zehnjährige hatte unter der Maske mit Atemnot und Panikattacken zu kämpfen und durfte trotzdem nicht zum Durchatmen ans offene Fenster gehen – stattdessen musste sie mit Maske auf ihrem Platz sitzen bleiben und wurde von ihrer Klassenlehrerin vor der ganzen Klasse bloßgestellt. Meine Versuche, mit der Lehrerin oder der Schulleitung zu einem vernünftigen Gespräch zu kommen, wurden abgebügelt, und leider hat sogar die Kinderärztin, die meine Tochter seit ihrer Geburt betreut, sie sofort als Simulantin abgestempelt und neben einer Untersuchung der Atemwege (“zu gefährlich, und da ist eh nix”) sogar eine Überweisung zum Lungenarzt verweigert (“die haben im Moment besseres zu tun”).
Nach langer Wartezeit auf einen in Eigeninitiative vereinbarten Termin hat der Lungenarzt Asthma diagnostiziert.
Wir hatten sehr viel Glück: Wir hatten zwischenzeitlich eine verständnisvolle Therapeutin gefunden, die das Kind gegenüber der Schule unterstützt hat. Die Therapie war trotz der eigentlich körperlichen Ursache aufgrund der Traumatisierung inzwischen notwendig geworden.
Heute betrachte ich die vorläufige Bilanz von drei Coronajahren. Mindestens ein halbes Dutzend Kinder aus der Klasse meiner Tochter ist oder war in psychologischer Behandlung – das sind nur diejenigen, von denen sie mir erzählt hat. Meine Tochter ist offenbar der leichteste Fall – keine Esstörungen, keine Klinikaufenthalte, keine dauerhafte Schulverweigerung, keine Suizidversuche wie die anderen betroffenen Kinder, die teilweise familiär wenig Unterstützung erfahren haben. Der härteste Fall wartet gerade trotz mehrfacher Selbstmordversuche auf einen Therapieplatz, wird zwischen Klinik, zerrütteter Familie und Wohngruppe hin- und hergereicht und rutscht darüber in den Alkohol- und Drogenkonsum.
Die Lehrer beschweren sich derweil über Konzentrationsstörungen und schwache Leistungen – einige besitzen immerhin genug klaren Verstand, diese Defizite mit den Coronajahren in Verbindung zu bringen. Der Schulleiter äußert sich bedauernd darüber, dass die Kinder in dieser Zeit gelitten haben, ohne jedoch jemals die eigene Rolle dabei zu hinterfragen oder sich gar zu entschuldigen – dabei war er die treibende Kraft hinter Aussagen à la “wenn ihr euch nicht testen lasst, seid ihr schuld, wenn die Oma eures Sitznachbarn stirbt” und hat damit die Lehrerinnen befeuert, die täglich Todesstatistiken verlesen haben oder durch die Reihen gegangen sind, um zu kontrollieren, dass die Masken auch wirklich eng sitzen.
In einer Hinsicht kann ich Herrn Schoepe übrigens nicht zustimmen: Der Rückfall in die schwarze Pädagogik war an unserer Schule kein Phänomen der jüngeren Lehrergeneration; viele derjenigen, die eine abartige Lust an autoritären Methoden entwickelt haben, kannten Bologna und Pisa aus ihrer Ausbildung noch vom Geographieunterricht. Es war mit Ausnahme des Schulleiters ein überwiegend weibliches Phänomen, was ich mir als Frau nicht wirklich erklären kann (vielleicht ist Bravheit und Angepasstheit unter Frauen ja verbreiteter als unter Männern, aber andererseits gelten Frauen auch als empathischer und hätten von daher eher die Partei der Kinder ergreifen müssen).
Ich teile allerdings das Gefühl, dass sich der Typ “Lehrer” – sofern es so etwas gibt – seit meiner Schulzeit verändert hat. Damals war offene Kritik durch Lehrer am Bildungssystem, auch vor den Schülern, nicht ungewöhnlich, und als unsinnig empfundene Regeln wurden auch mal ignoriert. Heute verhalten sich die meisten Lehrkräfte nach außen hin zutiefst autoritätshörig und befolgen die absurdesten Regeln dogmatisch – während der Coronazeit hatte ich den Eindruck, dass manche im vorauseilenden Gehorsam die Vorgaben noch übertreffen wollten. Wie auch immer die Atmosphäre innerhalb des Kollegiums ist, nach außen wirkt sie auf kritische Menschen abschreckend und hält eventuell auch einige geeignete Bewerber ab, den Lehrerberuf zu ergreifen. Für mich wäre das heute jedenfalls undenkbar, und ich würde inzwischen auch meinen Kindern dringend davon abraten.
Falls Sie diesen nun doch sehr lang gewordenen Leserbrief veröffentlichen wollen, bitte ich Sie zum Schutz meiner Kinder um Anonymität.
Viele Grüße
N.N.
9. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Bernd Schoepe,
“Als Schwarze Pädagogik der übelsten Sorte lassen sich auch nur der z.T. stark von Lehrern und Schulleitungen ausgeübte Impfdruck und die Ausgrenzung und Diskriminierung maskenbefreiter und nicht geimpfter Kinder bezeichnen.”
Da kann ich Ihnen leider nur 100prozentig zustimmen.
Ein Land der Denker und Dichter, wer daran noch glaubt, der muss von einem anderen Stern sein. – Denn, von nun an gings berg ab – und das schon seit vielen Jahren.
Ich glaube, dass man die miese Rolle der GEW, während Corona, nicht stark genug hervorheben kann und muss.
Und nicht nur der in Hamburg.
Sie hat sich während Corona als reine Standesvertretung für Lehrer erwiesen.
Die Interessen und das Wohl der Kinder gingen ihr während Corona komplett am Hintern vorbei.
Sie hat NUR, und wirklich NUR, die vermeintlichen Interessen der Lehrer vertreten.
Sie war mit der Forderung nach Schulschließungen und Impf- und Maskenpflicht für Kinder in erster Reihe.
Offene Fenster im Winter gehörten, glaube ich, auch dazu.
Ich glaube nicht mal, dass alle Lehrer damit einverstanden waren, aber eben die meisten.
Die dagegen waren wurden eben gefeuert.
Das kommt mir alles irgendwie bekannt vor.
Liegt nur ein paar Jahrzehnte zurück.
Die GEW kann man aber in eine Reihe mit der ehemaligen Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und ehemalige Bürgermeisterin von Berlin, – Franziska Giffey – stellen.
Diese hatte in einem Interview, auf die Frage, warum sie nicht Mitglied des “Kleinen Corona-Kabinetts” ist, geantwortet, dass ihre Interessen durch die anderen Minister und Ministerinen (- der Verteidigung, – der Finanzen, – des Inneres, – des Auswärtiges, – für Gesundheit) mit vertreten werden.
Na klasse, das waren genau die richtigen Vertreter für Kinderinteressen.
Leider finde ich diese Dokumentation (da ging es auch um – das Wohl der Kinder -, deshalb habe ich mich ja so aufgeregt) nicht mehr im Internet.
Das ist das heutige politische Spitzenpersonal Deutschlands.
“Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft”.
Da kann ich nur noch lachen.
Sie ist und war bei Corona eindeutig — NUR — eine Standesvertretung für Lehrer.
Sie sollte sich umbenennen in: Corona Standesvertretung für Lehrer (CSfL)
Wer weiterhin, nach Corona und der weiteren Verweigerung der Aufarbeitung, noch Mitglied dieser Gewerkschaft bleibt, muss das mit seinem Gewissen vereinbaren können.
Als langjähriges Gewerkschaftsmitglied (Postgewerkschaft und dann verdi) kann ich mich für die Rolle dieser Gewerkschaft während Corona nur in Grund und Boden schämen.
Wobei aich alle anderen Gewerkschaften, während Corona, auch nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben.
Was – das Wohl der Kinder – deutschen Politikern wert ist, kann man an der aktuellen Politik verfolgen.
100 Milliarden für Aufrüstung wurden in zehn Minuten im Bundestag durchgewunken.
Bei Kindern ist leider kein Geld vorhanden.
Was mich aber am meisten erstaunt:
Haben die Frauen (Politikerinnen), die oft auch Mütter sind, mit Beginn der politischen Laufbahn, das Kindeswohl an der Garderobe abgegeben???
Oder sind sie mit einem Kindermädchen (goldenen Löffel) aufgewachsen???
MfG
Klaus Korcz
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