Horst D. Deckert

Leserbriefe zu „Rückschläge für die Russen erhöhen die Gefahr eines „großen Kriegs““

Tobias Riegel thematisiert in diesem Artikel die gegenwärtigen Erfolge der ukrainischen Armee. Diese würden die Gefahr einer Ausweitung des Konfliktes bergen. Die jetzige Freude bei vielen deutschen Politikern und Journalisten über die ukrainischen Erfolgsmeldungen sei „also bizarr und unverantwortlich“. Die deutsche Russlandpolitik sei „selbstzerstörerisch“ und die offiziell erklärten Ziele könnten damit nicht erreicht werden. Diese Politik könne also mit dem russischen Krieg nicht gerechtfertigt werden. Die jetzt wegen der ukrainischen Geländegewinne „massiv angefachte“ Debatte um deutsche Waffenlieferungen sei heuchlerisch. Damit könne der „Konflikt am Leben erhalten“ werden, „möglicherweise jahrelang“. Danke für die interessanten Zuschriften. Christian Reimann hat für Sie eine Auswahl der Leserbriefe zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

die ukrainische Armee mitsamt ihren rechten Milizen hat die letzten Rückeroberungen bisher russisch besetzter Gebiete nicht nur dank massiver westlicher Waffenlieferungen erreicht, sondern nicht zuletzt durch die Unterstützung eines Heeres von westlichen Beratern, Ausbildern und Geheimdiensten, wie man ganz ungeschminkt in den täglichen Nachrichten erfahren kann und wessen sich besonders die USA und Großbritannien rühmen. Ohne diese groß angelegte militärische Unterstützung hätte die Ukraine m.E. schon in den ersten Tagen des Krieges kapitulieren müssen, und viel Blutvergießen hätte vermieden werden können.

Einem einigermaßen vernunftbegabten Menschen müsste sich doch die Frage stellen, was die USA (in ihrem Fall 8000 km von ihrem Territorium entfernt)  und in sicherer Entfernung auch GB in der Ukraine zu suchen haben? Wenn die FAZ im Zusammenhang mit Russland wieder vom “Aggressor” schreibt, ohne zu erwähnen, dass die ukrainische Armee und ihre Milizen seit acht Jahren die Bevölkerung des Donbass mit 14.000 Toten beschießen, wobei die Opferzahl sich inzwischen drastisch erhöht haben dürfte, schreibt sie und ihre MSM-Kollegen nur die halbe Wahrheit.

Als Aggressor ist auch die NATO zu bezeichnen, die, wie wir alle wissen, nur der verlängerte Arm der USA ist, und die Russland trotz gegenteiliger Versprechen beim Fall des Eisernen Vorhangs ihre Mitglieder bis an die Grenzen von Russland stationiert hat, in ständiger Provokation an dessen Grenzen Manöver durchführt und Russlands Sicherheitsinteressen mit Füßen tritt. Das sollte man bedenken, wenn man von Russland als “Aggressor” spricht. Was würde passieren, wenn Russland Gleiches an der mexikanischen Grenze zu den USA, auf Kuba oder in Venezuela tun würde? Nicht auszudenken! Es ist stark zu vermuten, dass dann sofort der “große Krieg” ausbrechen würde.

Dieses Messen mit zweierlei Maß scheint hierzulande niemandem aufzufallen, oder man tut wenigstens so.
Die westlichen Staaten Europas tanzen in blindem Gehorsam auf einem Pulverfass und scheinen es nicht zu merken. Verantwortung für das eigene Volk? Fehlanzeige!

Gertrude Fernekes


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

bereits in den Wochen und Monaten vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte sich beim Blick in die hiesigen Medien zumindest bei mir der Eindruck aufgedrängt, dass zahlreiche Journalisten nach einem russischen Einmarsch geradezu lechzten. Bietet ihnen ein solcher Angriffskrieg doch die willkommene Gelegenheit, ihre seit vielen Jahren betriebene antirussische Berichterstattung (Michail Gorbatschow bereits im Jahre 2009 in einem DLF-Interview: “Die deutsche Presse ist die bösartigste überhaupt!”) weiter zu eskalieren. Oder, wie es Jens Berger am 24. Februar mit Blick auf die NATO und speziell die USA formuliert hat: 

“Bei aller notwendigen Kritik an Putins Kriegserklärung muss man auch feststellen, dass sie das vorläufige Ergebnis einer langen Reihe von Provokationen des Westens ist. Zynisch könnte man sagen, dass Putin nun über das Stöckchen gesprungen ist, das ihm die Falken der USA und der NATO vorgehalten haben.”

Und seit dem 24. Februar? “Putin schlagen” ist geradezu zu einer Obszession der Generalfeldmarschälle in Politik und Medien geworden. Gerade so, als ginge es darum, in einem Fußballspiel eine solche Mannschaft zu bezwingen, gegen die sich bei den Fußballfans stets heftige Negativ-Emotionen mobilisieren lassen. Ein Krieg ist jedoch kein Fußballspiel, sondern blutiger Ernst, der vor allem bei einem militärischen Konflikt zwischen Großmächten. Denn man darf sich nichts vormachen: Die ukrainische Regierung führt auch einen Stellvertreterkrieg für die USA, der schnell in einen dann möglicherweise atomar ausartenden Weltkrieg münden kann.

In der Medienberichterstattung wird die Vorgeschichte und damit die erhebliche Mitverantwortung der ukrainischen Regierung, der NATO und speziell der USA für den russischen Angriffskrieg verschwiegen. Putin wird auf eine Stufe mit Hitler und Stalin gestellt und als Inkarnation des Bösen schlechthin vermarktet. Das hier vom politischen und medialen Mainstream gezeichnete Bild kennt keine Grautöne, sondern nur die “Farben” Weiß und Schwarz.

Dabei wird verschwiegen, welche brutalen, mit Lügen gerechtfertigten und aus eigensüchtigen Motiven vom Zaun gebrochene Angriffskriege gerade auch die USA (lt. dem emeritierten MIT-Professor Noam Chomsky der “weltweit größte Schurkenstaat”) seit dem Zweiten Weltkrieg immer wieder betrieben haben. Erinnert sei hier beispielsweise an die US-Kriege gegen Vietnam, Laos und Irak, die vielen Millionen Zivilbürgern das Leben gekostet und zerstörte Länder zurückgelassen haben. Dass gerade die USA sich nun als Moralapostel gegenüber Russland aufspielen, und dies auch noch mit Unterstützung zahlreicher deutscher “Qualitätsmedien”, ist geradezu obszön. Dies bildet allerdings die propagandistische Grundlage dafür, Russland wegen dessen Ukraine-Angriffskrieg quasi zum Paria im Weltmaßstab abzustempeln, gegen den jedes noch so zweifelhafte Mittel gerechtfertigt erscheint.

Herr Riegel, ich teile Ihre Auffassung, dass über Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien (sinnvollerweise unter internationaler Vermittlung) ein möglichst schnelles Kriegsende herbeigeführt werden sollte. Selbst der jeglicher Sympathien für Russland völlig unverdächtige frühere Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sieht in einem aktuellen t-online-Interview (12.09.2022) eine weitere Kriegsverlängerung gerade auch aus deutscher Sicht kritisch:

“Vieles spricht dafür, dass der Krieg sich noch länger hinziehen dürfte, was unserer strategischen Interessenlage diametral widerspräche.”

Mit freundlichen Grüßen
Günter Kieren


3. Leserbrief

Hallo Herr Riegel,

Sie schreiben viel über Vermutungen, über aktuelle Meldungen unserer Medien. Es fehlen Vorschläge für praktikable Lösungen diese Konfliktes.

Was auch fehlt ist die Beschreibung, daß dies ein Krieg organisiert und angezettelt von der USA mit seinen Alliierten in Europa, der Nato, der EU und Deutschland gegen Russland ist. Der Krieg wurde und wird von Ramstein, von der USA betrieben und organisiert und Ramstein liegt nicht zufällig in Deutschland. Aber Deutschland hat über das was in Ramstein organisiert und und von dort aus gemacht wird keinen Einfluss. Mitmachen ist angesagt.

Russland kann (darf) und wird diesen Krieg nicht verlieren, denn bevor es dazu kommt werden Atomwaffen eingesetzt. Die einzigen, die dies verhindern und diesen Krieg vorzeitig beenden könnten, sind die Weltmachtbesessenen in der USA Administration.

So sehe ich das. Edgar Klein


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel, wertes Nachdenkseiten Team,

ich teile ihre Befürchtung. Welchen Grund die Russen für den Rückzug auch tatsächlich gehabt haben, es ist auf jeden Fall ein durchdachter Rückzug gewesen und mit dem der Amerikaner in Afghanistan nicht zu vergleichen.

Laut Anti Spiegel wurde es vielen Menschen in den Tagen vor dem Rückzug in den Gebieten die Möglichkeit einer Flucht geboten. Sogar Busse wurden zur Verfügung gestellt und auch die Verteilung und Weiterleitung in Russland war geregelt.

Die verbliebenen Einwohner werden jetzt durch die Ukrainischen “Befreier” und nicht von den Russen schikaniert gefoltert und wohl auch getötet. Darüber werden die Deutschen aber sicher nicht aus dem Mainstream oder gar durch einen “Brennpunkt” im Fernsehen informiert.

Es ist aber auf jeden Fall sehr wahrscheinlich, dass die Russen jetzt einen Gang höher und härter schalten. Und eines ist sicher: wenn auch nur eine Granate aus deutscher Lieferung in das Russische Stammgebiet einschlägt, könnte der Bundestag ein Testzielgebiet für Hyperschallraketen werden. Auch mit Russland haben wir, dank Ablehnung der Amerikaner, Engländer und Franzosen, keinen Friedensvertrag, sondern nur ein Waffenstillstandsvertrag. Die Amerikaner zeigen uns das täglich mit ihrer Präsenz und ihre Arroganz. Die Russen waren bisher noch “nett”. Sie könnten aber bei einer Verletzung des Waffenstillstandsvertrags durch die Deutschen theoretisch sofort militärisch eingreifen! Unsere Politikmarionetten haben schon längst die rote Linie überschritten. Wenn die Russen den Kanal voll haben, brauchen wir uns wenigstens über Gaslieferungen und Heizen keine Sorgen mehr machen. Es könnte einmal gaaanz heiß werden.

Viele Grüße
Volker Abel


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