In diesem Artikel kommentiert Tobias Riegel die Instrumentalisierung des Begriffes „Linksliberal“. Beispielhaft für viele andere Beiträge zum Thema wird u.a. an einem aktuellen Gastbeitrag in der „Zeit“ auf Probleme der aktuellen politischen Kommunikation hingewiesen – etwa die Begriffsumdeutung von „rechts“ und „links“. Hinterfragt wird dabei auch, was an der aktuellen Wirtschaftspolitik „links“ sein soll, denn „der hierzulande durch Wirtschaftskrieg, Aufrüstung, US-Unterwerfung und ´Klimapolitik´ abfließende Wohlstand geht ja nicht zu den Bedürftigen dieser Welt“, sondern fließe zu internationalen Konzernen. Als abschließendes Fazit wird gefordert: „Wir müssen uns unsere Begriffe zurückerobern. Oder wir müssen neue finden.“ Danke für die interessanten Leserbriefe. Hier nun eine Auswahl, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.
1. Leserbrief
Hallo,
“Das „linksliberale“ Milieu ist weder links noch liberal”
“Fazit: Wir müssen uns unsere Begriffe zurückerobern. … ”
So ist es, wenn auch schwierig (Vernunft ist immer schwierig,).
Als seit rd. 60 Jahren praktizierender und sturmerprobter Linksliberaler (ohne Anführungszeichen) habe ich den Beitrag mit Vergnügen und Zustimmung gelesen; Eine verdienstvolle Recherche. Noch eine Anmerkung: Wagenknecht ist in diesem Zusammenhang hoch anzurechnen, dass sie sich in der Diskussion um ihre Lifestyle-Linken beharrlich der Anstrengung unterzieht, genau darauf hinzuweisen: Die haben nichts mit Linksliberalismus zu tun.
Jürgen Kunze
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
Sie möchten gern die Begriffshoheit zurück erobern?
Dann wäre es hilfreich zuallererst einmal die Bedeutung der von ihnen eingeforderten Begriffe zu verstehen, und anschließend richtig zu kommunizieren.
Sie selbst haben schon erkannt, dass die „echten“ „traditionellen Liberalen“ begriffe verwenden um deren bzw. andere Bedeutungen von Begriffen zu verdecken und verschleiern. Zumindest schreiben sie das in ihrem Artikel.
Ist ihnen je der Gedanke gekommen, dass der Begriff „Liberal“ genau für diese Verschleierung als Ursprung herausgesucht und benutzt wird? (von Sklavenhaltern/Herrenmenschen)
Liberal = Freiheit = Naiv (moderne Auffassung)
Deshalb funktioniert die Reaktionäre Gegenrevolution der Aufklärung so gut, diese Leute sind Meister in dieser Umkehrung und Verdeckung, und der Zerstörung des allgemeinen Bildungssystems, denn Bildung ist nur Sache der Auserwählten Elite.
Ich hatte vor kurzem eine E-Mail mit einer Buchempfehlung an die NDS geschrieben, hiermit wiederhole ich die Empfehlung: Losurdo, Domenico: Freiheit als Privileg
Vielleicht hilft es ja zu Verstehen was Liberal bzw. Liberalismus wirklich bedeutet.
Denn der Liberalismus steht dem „Links-sein“ Diametral entgegen.
Denn alleine die universale Anerkennung das alle Menschen auch Menschen sind und zur Familie der Menschen gehören, also die Gleichwertigkeit alles Menschlichen Lebens, wird von Liberalen und dem Liberalismus strikt abgelehnt.
Es gebe noch viele weitere solcher Beispiele.
Daraus folgt das, wer diese Anerkennung verweigert, kein Linker sein kann!
Und ein Linker der behauptet in der Tradition des Liberalismus zu stehen also Linksliberal zu sein ebenfalls kein Linker ist sondern nur Pseudolinks oder schlimmeres.
Vielleicht hilft es ja auch endlich mal die dinge beim richtigen Namen zu benennen, und die Herrenmenschen auch als solche kenntlich zu machen. Sonst werden wir noch viele weitere Herrenmenschengesetze wie die Gesetze der Agenda 2010 (SPD/Grüne) sehen, welche der Bevölkerung aufgezwungen werden.
Im Sinne der Aufklärung wünsche ich ihnen noch eine aktive Schaffenszeit als Kritischer Autor.
Mit freundlichen Grüßen
Rene S.
3. Leserbrief
Im Artikel heißt es: “dadurch steht er beispielhaft für eine weit verbreitete Medien-Marotte: Mit großer Sturheit wird auf falschen Annahmen beharrt” … Ach, das gibt es öfter, dass mit Sturheit etwas so lange erzählt wird, bis es stimmt … Zum Beispiel:
Warum heißen unsere abendländischen Werte “christlich”? Der erste Teil der Werte (nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen) ist doch VOR der Kirche entstanden, ist menschliche Urmoral, und der zweite Teil der Werte – auf den wir gerade so besonders stolz sind als europäische, abendländische Werte – konnte doch erst NACH der Kirche entstehen: Aufklärung, Meinungsfreiheit, Frauenrechte, Arbeiterrechte … Trotzdem kommt jeden Tag einer, der wieder die Denkschablone erzählt, unsere europäisch-abendländischen Werte seien christlich …
Zu der Wokerei: ich nenne das die “Tiger-Taktik”: überbetone unwichtige Kontraste (=Streifen im Tigerfell) und laß dafür die wichtigen Kontraste (=Silhouette des Tigers) verschwimmen!
Und der Tiger lacht, weil die woke Tigerstreifenstreiterei so gut klappt – und die Silhouette des Tigers, der einzig wirklich wichtige Konflikt (der zwischen Arm und Reich, wie Georg Schramm sagte) verwischt bleibt!
Drum glaube ich, die Wokerei befeuert sich aus 2 Quellen: 1) kapitalistische Drahtzieher, die die woke Strömung fördern, weil sie erkannt haben, dass sich der Kapitalismus so schön progressiv schminken kann, und 2) psychologische Eitelkeit Einzelner, die sich darin sonnen, der “guteste” Mensch zu sein und sich so zu zeigen … (und die deshalb den woken Wahnsinn auch immer höher schrauben müssen, weil: wenn die andern im Gutsein nachgezogen haben, muss ich mir ja was Neues einfallen lassen, um weiter als “Gutester” hervorzustechen) …
Martin (der sich fragt, ob wir uns dem Ende nähern, oder ob es ein Danach geben wird, wo Historiker schmunzeln, weil sie mithilfe von Gendersternchen Texte sehr leicht auf die Zeitperiode um die Jahrtausendwende datieren können)
4. Leserbrief
Hallo liebes NDS-Team,
kurz und bündig meine spontanen Gedanken zum Kommentar von Herrn Riegel.
Man muss sich nicht wundern, dass sich die „Zeit“ des Themas annimmt.
Für mich gehört das in die Rubrik „Wagenknecht Bashing“. In Ihrem Buch „die Selbstgerechten“ beschreibt sie sehr gut und schlüssig den neuen Linksliberalismus.
Und da muss Mainstream doch etwas dagegen haben.
Vielen Dank für Eure unermüdliche Arbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Obel
5. Leserbrief
Lieber Tobias Riedel,
Sie schreiben als Fazit:
“Wir müssen uns unsere Begriffe zurückerobern. Oder wir müssen neue finden. Denn es ist gelungen, die politische Kommunikation durch Umdeutungen in ein verwirrendes Labyrinth und einen hysterischen Zirkus zu verwandeln.”
Ich will versuchen, hierzu einen kleinen Beitrag zu leisten. Sehen Sie bitte im Anhang meine Schaubilder (zuvor auf “Bearbeitung aktivieren” klicken). Sie zeigen zunächst die politischen Grundorientierungen von sozial, liberal, konservativ und progressiv. Als Mischungen daraus entstehen vier Quadranten, die die Grundorientierungen in der Politik kennzeichnen. Mehr Positionen gibt es meiner Meinung nach nicht.
Wir haben in der Bundesrepublik, aber auch im gesamten Westen, eine Phase des “Neoliberalismus” erlebt und befinden uns inzwischen in einer Phase, die ich als “Kulturliberalismus” bezeichnen würde. Das ist das, was Die Zeit als “linksliberal” bezeichnen würde. Es ist aber weder links noch liberal, da bin ich mit Ihnen einig.
Das Erstaunliche ist, daß die alten Neoliberalisten, die es immer noch gibt und die im Hintergrund sogar tonangebend sind, mit den neuen Kulturliberalisten Hand in Hand zusammenarbeiten. Und das hat seine besonderen Gründe:
Die eigentliche Trägerschicht der Kulturliberalisten sind die Grünen. Sie entstammen privilegierten Elternhäusern, sind vom Wohlstand verwöhnt und in der Erziehung mehr oder weniger verwahrlost. Sie haben aber oft durch ihre Eltern einen sozialen Hintergrund, den sie in ihrer Motivation mitbringen. Sie wollen die “Guten sein. Durch ihre Wohlstandsverwahrlosung gehören sie jedoch keiner benachteiligten Klasse an, wie das früher der Fall bei sozial engagierten Politikern oder Journalisten der Fall war, die auch oft gewerkschaftlich eingebunden waren. Ihre mangelhafte Erziehung hat auch dazu geführt, daß sie sich nicht mit dem notwendigen Ernst und der erforderlichen Disziplin um Kompetenzen gekümmert haben. Es sind abgebrochene Studierende, ohne Berufsabschluß oder zumindest ohne längere Erfahrung mit einem Beruf im normalen Leben.
Die Grünen wollen also einerseits besonders gute Menschen sein (das verbindet sie mit ihrem sozialen Hintergrund), haben aber andererseits keinerlei Sachkompetenz. In dieser Situation setzen sie auf Moral, weil sie nichts anderes anbieten können. Eine solche reine Gesinnungsethik führt natürlich zu verrückten politischen Plänen. Hinzu kommt, daß die Grünen aufgrund ihrer Inkompetenz auf sachliche Kritik nicht eingehen können und wie trotzige Kinder reagieren.
Normalerweise hätten solche Personen im öffentlichen Leben keine Chance. Sie bekommen diese Chance durch die Neoliberalen, also durch steinreiche Oligarchen und deren Stiftungen und NGOs, die sie aus dem Hintergrund als nützliche Idioten benutzen. Auch die Medien dienen diesen Oligarchen. Das Ziel ist der totale Umbau unserer Gesellschaft (Great Reset), und die Grünen werden dafür als Ideologen gebraucht. Für diesen gutbezahlten Dienst haben sie sich korrumpieren lassen.
Der eigentliche Gegner der Kulturliberalisten sind die Konservativen, die völlig zu Unrecht als “Rechts” diffamiert werden. Rechts ist heute alles, was nicht Grün ist. Und der andere Gegner sind die echten Linken, aber das ist eigentlich nur noch die Gruppe um Sarah Wagenknecht.
Die ganze Entwicklung wird gern als “progressiv” verkauft. Aber es ist ein Progressismus ohne Fundament. Die Gefahr ist ein aufkommender Faschismus. Wir haben faschistoide Verhältnisse, die sich ständig verschärfen werden. Faschismus heißt Gesinnungsstaat, Gleichschaltung der Medien, Abschaffung der Gewaltenteilung und Terror der Staatsorgane, denen die Justiz nicht Einhalt gebietet. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, daß wir auf diesem Weg in der Corona-Zeit weit vorangekommen sind. Die Grünen haben sich zu einer gefährlichen Sekte entwickelt, und die Linkspartei, die SPD und die Merkel-CDU bewegen sich in ihrem Fahrwasser. Wir sollten den Mut haben, diese Entwicklung auch als “aufkommenden grünen Faschismus” zu bezeichnen.
Beste Grüsse
Rolf Freitag
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