Am Sonnabend gingen wieder fast 200.000 Franzosen auf die Straße, um gegen Macrons Covid-19 Politik zu protestieren. Allein in Paris versammelten sich bis zum frühen Abend knapp 15.000 Menschen.
Zum sechsten Mal in Folge demonstrierten rund 175.000 Menschen landesweit gegen die Corona-Politik ihrer Regierung, die das Land spaltet. Nur wer über den sogenannten Pass Sanitaire oder ein negatives Testergebnis verfügt, hat Zugang zu Einkaufszentren, Restaurants, Zügen, Veranstaltungen etc.
Das neue „Gesundheitspass“-System schränkt nach Meinung der Demonstranten die die Rechte von Ungeimpften ein.
Laut Innenministerium fanden landesweit 220 Demonstrationen statt, an denen sich rund 175.000 Menschen beteiligten, so France24. Laut Veranstaltern war die Zahl der Teilnehmer doppelt so hoch, wie von der Polizei angegeben.
An der Spitze des Pariser Marsches am frühen Nachmittag hielten einige Hundert Menschen Fahnen und Transparente mit der Aufschrift „Liberty“ hoch und riefen „Macron! Wir wollen Ihren Pass nicht!“.
Die Protestbewegung eint Menschen aus allen politischen Richtungen, die besorgt sind, dass das System eine Zweiklassengesellschaft schafft.
Florian Philippot, Gründer der Partei Les Patriotes und Ex-Front-Nationale-Mitglied, nahm an der Kundgebung in Paris teil. Er beschuldigte Präsident Emmanuel Macron, Frankreich in eine Diktatur verwandelt zu haben, und verglich den sogenannten Gesundheitspass mit der Apartheid.
Die Regierung besteht darauf, dass der Pass notwendig ist, um die Covid-19 Impfungen zu fördern und einen vierten Lockdown zu vermeiden. Millionen sollen sich seit der Einführung des Pass Sanitaire im Juli bereits um einen Impftermin bemüht haben, so France24.
Rund 47 Millionen Menschen haben mindestens eine Dosis erhalten, etwa 70 Prozent der Bevölkerung. Damit kann Frankreich eine höhere Impfrate als Deutschland und Italien aufweisen und liegt nur noch knapp hinter Großbritannien.
Die schwersten Covid-19-Hotpots finden sich in Frankreichs Überseegebieten wie den karibischen Inseln Martinique und Guadeloupe sowie auf den pazifischen Inseln Französisch-Polynesiens, wo die angeblich ansteckendere Delta-Variante vorherrscht. Die polynesischen Behörden gaben am Samstag bekannt, dass Schulen, Restaurants und Bars für zwei Wochen geschlossen werden, während eine nächtliche Ausgangssperre um eine Stunde auf 20 Uhr vorverlegt wird. Touristen wurden angewiesen, in ihren Hotels auf den Inseln zu bleiben, auf denen die Zahl der Infektionen innerhalb von zwei Wochen um ein Vielfaches von 14 gestiegen ist, so Inselchef Edouard Fritch.
Unterdessen haben laut Morgenpost französische Gerichte die Pflicht zum Vorzeigen des Gesundheitspasses vor dem Besuch großer Einkaufszentren in drei Regionen gekippt. Der Zugang zur Grundversorgung wie dem Lebensmittelhandel werde dadurch behindert, befanden die Richter in ihrer Begründung. (MS)