
Eigentlich sollte man in einer freiheitsliebenden Gesellschaft doch erwarten, dass eine Zustand, in sich Menschen nur mit hygienischem oder sterilem Mundschutz nahekommen und Gesichter im Alltag hinter medizinischen Masken verschwinden, als etwas zutiefst Unnatürliches, Verstörendes empfunden wird, als etwas das so schnell wie irgend möglich überwunden werden muss. Und gerade die, die diese sogenannte Pandemie für eine Menschheitsbedrohung halten und die vom medizinischen Nutzen der Mund-Nasen-Bedeckungen aller handelsüblichen Standards ernsthaft überzeugt sind ( und die Tatsache ignorieren, dass dessen wissenschaftliche Beurteilung ja nach Marktverfügbarkeit und Lieferstatus um 180 Grad variierte!), müssten ihre Abschaffung spätestens mit Beendigung der Krise ja eigentlich als erste herbeisehnen.
Doch so ist es in Deutschland nicht – im Gegenteil. Genau wie für viele Corona nur Mittel zum Zweck war, um antiliberale Reflexe ausleben zu können (und so wie staatliche Alltagskontrolle lieben gelernt wurde), so wollen etliche „haltungsstarke“ Deutsche vom ritualisierten Maskeraden nun gar nicht mehr ablassen. Was anfangs noch klang, als wolle man sich das scheinbar Unvermeidliche schönreden – etwa durch die permanente Wiederholung der Behauptung des irreführenden Mythos „in Asien tragen sie ja auch schon immer Masken“ -, ist nun der Gutheißung einer Gewohnheit gewichen.
Da verwundert es auch nicht weiter, dass die Medien nicht etwa die Rolle der kritischen Anmahner einer baldmöglichen Renormalisierung einnehmen, sondern im Gegenteil die krankhafte, wahrgewordene Dauer-Dystopie einfrieren und bewahren wollen. Sie artikulieren keine Ungeduld, kein Unbehagen oder Zweifel, sie fragen nicht, wieso die Politik keine Endtermine oder zumindest abstrakten Ziele mehr nennt, wann (und ob überhaupt) sie die Alltagsbeschränkungen inklusive Maske je aufzuheben gedenkt. Sondern sie versuchen uns die Zumutungen im Gegenteil schmackhaft zu machen.
Lobpreisung des Knebelinstruments
So klärt nun ausgerechnet der einst so antiautoritäre „Stern” seine Leser auf, dass die Maske ja auch ihre guten Seite habe und eigentlich etwas ganz Tolles sei. Manche empfänden die Gesichtsbedeckungen zwar als „lästig” oder „nervig”, konzediert das Blatt, jedoch – so das Hamburger Magazin – gebe es „auch Menschen, die gelernt haben, die Maske zu lieben… nicht nur, weil sie vor Corona schützt.” Als Beweis werden irre Kommentare in einem „Reddit”-Thread zitiert: „Ich habe eine Pollenallergie, die Maske hilft mir enorm”, schreibt da einer, und eine Asthma-Patientin schwurbelt: „Ich kann viel besser atmen, weil ich nicht mehr das Parfum von allen Menschen riechen muss.”
Alles ganz ausgezeichnete Gründe für die Maskenpflicht – fürwahr! Andere loben dort, dass es „wegen der Maske kaum noch Grippe” geben würde. Als sei das ein Argument: Wer nie das Haus verlässt, dem fällt auch kein Dachziegel auf den Kopf umkommen, und wer nicht Auto fährt, kann auch nicht im Straßenverkehr umkommen – deshalb Hausarrest und Fahrverbot für alle! Und wer sein Leben nur in einem aseptischen Hygienezelt für Allergiker aufhält, der wird auch nicht mehr krank. .
Hier werden in bewährter Manier unzählige schädliche Folgen der Maske ausgeblendet, die noch vor zwei Jahren wohl niemandem hätten argumentativ vorgehalten werden hätten müssen – weil damals kein normaltickender Mensch, es sei denn aus beruflichen Gründen, freiwillig ein solches Knebelinstrument aufgesetzt hätte. Die gesundheitlichen Gefahren, auf die vor Corona beim Kauf einer FFP-Maske im Baumarkt noch wie selbstverständlich aufmerksam gemacht wurde (und die erst kürzlich wieder in einem schockierenden Test der Stiftung Warentest nachgewiesen wurden); all die Atemprobleme, Risiken von Sauerstoffunterversorgung und Beklemmungsgefühlen, die noch gar nicht absehbaren Entwicklungsstörungen von Kindern, denen nonverbale Interaktion, Mimik und das „Lesen in Gesichtern“ nur mehr rudimentär vermittelt werden, bis hin zum sublim vermittelten Gefühl der sozialen Zwangskontrolle und Unfreiheit, sich „der Regel“ beugen und damit seine Unterwerfung bezeugen zu müssen, ob als Schüler im Klassenzimmer oder als Passagier im ÖPNV: Das alles fällt unter den Tisch.
Der tiefere Sinn
Dafür wird vom „Stern” – ganz im Orwell-Stil von „Freiheit ist Sklaverei” bzw. der Variierung „Maske macht frei” – der angebliche Nutzen hochgelobt; nicht, wohlgemerkt, um einem (ja jedem Vollopfer prinzipiell erlaubten) freiwilligen Maskentragen, sondern der weiteren Fortsetzung des Maskenzwangs das Wort zu reden. Hierzu wird, ausgehend von einem Bruchteil der Gesamtbevölkerung, die bei Erreger- oder Allergenexposition auch schon vor Corona extren gefährdet war, ein über die „Pandemie“ hinausreichender „tieferer“ Masken-Sinn behauptet. Das ist in etwa so, als würde man eine strikte staatliche Alkoholprävention damit rechtfertigen, dass selbst geringe Mengen von Bier oder Wein für manche schwere gesundheitliche Folgen haben könnten.
Doch es geht noch abartiger: Der „Stern” entblödet sich auch nicht, bizarre und scheinbare Komfort-Argumente pro Maske ins Feld zu führen. Manche sähen es „als Vorteil der Masken, dass sie einen Teil ihres Gesichts nicht mehr schminken müssten… ‚Man sieht meine Pickel nicht‘„, schreibt ausgerechnet das Magazin, das ansonsten gegen Body-Shaming und Verfemung unästhetischer Äußerlichkeiten regelrechte Kreuzzüge führt. Sie an: Wenn es der Maskenpropaganda dient, sollen sogar Menschen mit Akne, Schönheitsfehlern oder Entstellungen nicht mehr zu ihren Mäkeln stehen, sondern ihren Komplexen frönen, indem sie sich einfach maskieren. Geht es noch verlogener? Auch andere Beispiele für „einen ganz praktischen Nutzen” sind dem „Stern” nicht zu bescheuert: Er zitiert einen weiteren „Reddit„-Kommentator mit den Worten: „Ich kann Selbstgespräche führen, ohne dass jemand sieht, dass sich mein Mund bewegt!”. Und auch dem Magazin selbst fällt noch ein Grund ein: „Natürlich hält die Maske im Winter Mund und Nase schön warm.“
Ohne Frage: Es ist zu einem Gutteil genau elendiger Schmierenjournalismus dieser Art, der die „Pandemie“ immer weiter am Laufen hält und alles daran setzt, dass die neue Volksgemeinschaft, die Mehrheitsgesellschaft der „Vorsichtigen“, der „Solidarischen“ und „Vernünftigen“, ihre sichtbaren Unterwerfungssymbole nicht mehr aufgibt. So redet man die neue Sklaverei schön. Schande, Schande, Schande!