Horst D. Deckert

Maskerade des Wahnsinns

Bedienung mit Maske (Symbolbild:Imago)

Heute Nachmittag besuchte ich ein nettes Café in der mainfränkischen Provinz, unweit von Würzburg, dessen Name ich an dieser Stelle unerwähnt lassen möchte. Aus dem Katalog der verfügbaren gastronomischen Diskriminierungsangebote hat man sich dort für die Variante „3G plus“ entschieden – hirnrissigerweise aber unter neuerlich strikter Maskenpflicht für alle. Warum, das erklärte ein schwungvoll handgeschriebener, geschmackvoller Aushang an der Tür: „Liebe Gäste! Wir müssen uns bei den aktuell hohen Corona-Fallzahlen unbedingt wieder gegenseitig schützen! Nehmen Sie daher bitte Rücksicht, halten Sie Abstand und tragen Sie Maske!

Das hatte ich beim Betreten jedoch übersehen. Noch während ich nach meiner Verabredung Ausschau hielt, wies mich plötzlich die sehr attraktive und sehr resolute Bedienung darauf hin, dass ich bitte die Maske aufziehen solle, bevor ich ihr meinem Impf- bzw. Genesenennachweis zeige.

Ich erlaubte mir den Scherz und entgegnete: „Nee, das muss ich nicht, Ich hab doch die App!“ Sie: „Wie, welche App?“ – „Na, die Masken-App! Gibt’s doch ganz neu jetzt.“ Sie zog die Brauen hoch und blickte mit großen Augen zu mir hoch: „Hä, echt jetzt? Das kenne ich noch gar nicht… gibt’s sowas echt?“ Ich, todernst: „Na klar! Kennste nicht? DIe ist superpraktisch! Einmal runterladen, und dann muss man nicht jedesmal die Maske aufsetzen, es reicht, wenn man ein Foto von sich mit Maske vorzeigt!“ – Sie daraufhin, in gänzlich ungespielter echter Begeisterung: „Echt? Hä…. wie krass ist das denn! Das ist ja super! Da muss ich gleich mal nachfragen, das kenne ich noch gar nicht!

Den Schalk im Nacken

Ich schüttelte den Schalk im Nacken ab, lachte los und und „löste auf“, bevor ich pflichtschuldig meine Maske herauskramte und aufsetzte. Weder wollte ich Ärger kriegen noch vertreten müssen, dass sie welchen bekommt. Die Kleine verharrte einen Moment lang verunsichert, fast so, als sei sie enttäuscht, nur veräppelt worden zu sein. Dann lachte sie mit. Ich checkte ein, ging drei Meter zu unserem Tisch, setzte mich und zog die Maske wieder ab. Denn auch in Bayern fliegen die Aerosole und Viren bekanntlich nur oberhalb von 1,5 Metern, für Sitzende sind sie unschädlich.

Was mich später wirklich nachdenklich machte: Ich bin mir sicher, die Bedienung hätte es mir abgekauft, wenn ich bei meiner Story geblieben wäre und den Bluff weiter durchgezogen hätte. Nicht, weil sie naiv oder doof wäre. Ich denke, die meisten Deutschen würden nach anderthalb Jahren Maßnahmen-Voodoo, nach willfähriger Teilnahme an diesem Squid-Game der pandemischen Idiotie auch die sinnfreiesten Regeln blindlings akzeptieren und befolgen. Die Versetzung selbst intelligenter Gehirne in den Werkszustand mit anschließender Neuaufspielung einer Testsoftware scheint rundum geglückt.

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