Horst D. Deckert

Nach Afghanistan jetzt Mali: Erste westliche Staaten ziehen sich zurück

Die Bundeswehr bleibt erstmal noch: Deutsche Soldatin in Mali (Foto:Imago)

Das nächste Militärabenteuer der europäischen Demokratieheilsbringer geht seinem Ende entgegen. Gut ein halbes Jahr nach dem famosen Scheitern der Afghanistan-Expedition droht nun auch dem Einsatz im westafrikanischen Mali das letzte Stündlein: Als erste Länder kündigten nun Kanada, Frankreich und seine europäischen Partner den Rückzug ihrer Truppen aus dem islamischen Wüstenstaat an, ihre Beteiligung an den Task-Force-Militäroperationen „Barkhane” und „Takuba” soll enden. Die Rückholung der Truppen solle demnach „koordiniert” stattfinden. Deutschland mit seiner erbarmungswürdigen Bundeswehrmission, die dort mindestens ebenso wenig verloren hat wie einst in Afghanistan, will hingegen vorerst noch bleiben.

Hintergrund des Abzugs sind Spannungen mit der malischen Militärjunta, möglicherweise aber auch die gerüchteweise zunehmende Involvierung russischer Söldner in dem Konflikt. Mit tiefer Betroffenheit und Enttäuschung mussten die naiven Freiheitsexporteure dort jedenfalls dieselbe Erfahrung machen wie am Hindukusch – dass sich in unterentwickelten, korrupten islamischen Staaten mit gänzlich fehlender demokratischer Tradition nicht eben so westliche Standards importieren lassen – und vor allem die „Bekämpfung des Terrors”# in solchen Ländern eine aussichtslose Donquichotterie darstellt. Frankreich und Kanada tadeln die malischen Machthaber in ihrer Rückzugserklärung unter anderem dafür, dass die eigentlich für Februar 2022 geplanten Wahlen und die damit verbundene „Rückkehr zur Demokratie” erneut verschoben wurden.

Aussichtslose Donquichotterie

Na, sowas aber auch: „Aufgrund mehrfacher Behinderungen durch die malischen Behörden” sei man nun zu der Erkenntnis gelangt, dass die politischen, operativen und rechtlichen Voraussetzungen nicht mehr gegeben seien, um „das derzeitige militärische Engagement im Kampf gegen den Terrorismus vor Ort” wirksam fortzusetzen zu können. Welch reife Einsicht: Diese Voraussetzungen bestanden nie, seit sich der Westen vor über neun Jahren in den seit 2012 tobenden Konflikt im Norden Malis einklinkte.

Die magische EU-Ausbildungsmission EUTM vor Ort sowie der UN-Einsatz „Minusma“, bei denen Deutschland weiter völlig deplatziert mitmischt, sind von den Abzugsplänen nicht direkt betroffen, obwohl der Abzug der Verbündeten natürlich auch für diese Mandate direkte Folgen hat. Gut möglich, dass also auch ein baldiges Ende der aktuell rund 1.300 Bundeswehrsoldaten in Mali bevorsteht. Damit wäre, wie schon in Afghanistan, eine weitere von vornherein zum Scheitern verdammte Mission an ihrem Ende angelangt – die alleine den deutschen Steuerzahler rund zwei Milliarden Euro kostete und ein weiteres marodes Land in seinem exakten Ausgangszustand, wenn nicht schlimmer, zurücklässt. Das Modell „Entwicklungshilfe und Demokratieerziehung mit militärischer Beihilfe“ hat sich damit ein weiteres Mal als Rohrkrepierer erwiesen.

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