Horst D. Deckert

Neue Ausrede: Jetzt soll die Ukraine-Krise an der Inflation schuld sein

Inflation (Symbolbild:Shutterstock)

Für alles muss die Ukraine-Krise inzwischen herhalten; bloß ihr einziger heilsamer Effekt – dass die Deutschen nämlich endlich einmal aus ihrer Corona-Hypnose erwachen und lernen, dass es da draußen auch noch andere, sogar reale, Bedrohungen gibt als das Hirngespinst einer „Jahrhundertpandemie” (die dank Omikron inzwischen einen Bruchteil der Gefährlichkeit der früheren stinknormalen Allerweltsgrippe erreicht hat) – wird totgeschwiegen. Wie gerufen kommt die sicherheitspolitische Destabilisierung Europas hingegen den Märchenerzählern in Brüssel und Berlin, um einen neuen Vorwand für die galoppierende Inflation zu finden: So wie die Grünen sich nicht entblöden, die explodierenden Sprit- und Gaspreise neuerdings auf den Ukraine-Russland-Konflikt zu schieben (obwohl ihre klimaideologische Zerstörungspolitik dafür hauptverantwortlich ist!), so soll jetzt Putins Gebaren am ungebremsten Anstieg der Verbraucherpreise schuld sein.

Nicht also eine beispiellose Vernichtung von Volksvermögen und Steuergeldern durch eine erratische Corona-Politik, eine historische Staatsverschuldung für nichts und wieder nichts, auch keine unverantwortliche faktische EU-Schuldenunion zulasten Deutschlands durch Corona-Hilfspakete, keine kriminelle Nullzinspolitik bei Target-2-Zeitbomben für Deutschland sollen Schuld daran sein, dass die Währungsstabilität hierzulande so schlimm wie seit einem halben Jahrhundert nicht bedroht ist.

Ständig neue Ausreden

Sondern jetzt also die Situation in der Ostukraine. Zuvor waren bereits der Klimawandel, die Flüchtlingskrise, die coronabedingt unterbrochenen Handelsströme und vorübergehende Schwankungen der wiederanziehenden Konjunktur als Ausreden dafür genannt wurde, dass alle Preise stetig weiter anziehen.

Nun soll die nächste Schallmauer – die „offizielle” 6-Prozent-Schwelle – gerissen werden (offiziell insofern, als die „gefühlte“ Inflation schon jetzt fast doppelt so hoch wie statistisch ermittelt ist): Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe heute berichten, sehen im Falle von Engpässen bei Gaslieferungen aus Russland einen Anstieg noch in diesem Jahr auf über sechs Prozent. Fällt der bislang erwartete Rückgang der hohen Gaspreise wegen der Zuspitzung der Ukraine-Krise aus, würde in diesem Jahr die Inflationsrate immerhin um zusätzliche 0,7 Prozentpunkte steigen. Im kommenden Jahr würde die Teuerungsrate sogar um 2,3 Punkte höher ausfallen. Bislang nehmen Fachleute an, dass der Energieträger bis Ende 2022 ein Viertel weniger kostet als Ende vergangenen Jahres – ein reiner Zweckoptimismus, der auch schon ohne die gegenwärtig angespannte weltpolitische Situation durch nichts begründet war. Fakt ist: Was immer in Osteuropa geschieht und welche Sanktionsfolgen noch drohen – im worst case wird alles extrem teurer, im best case nur „normal teurer“.

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