HC Strache wurde zum Opfer krimineller Aktivitäten, die im Ibiza-Video ihren Höhepunkt fanden. Dass Strache bei vielen Patrioten nicht mehr gut angeschrieben ist, hat damit jedoch sehr wenig bis nichts zu tun. Seine Unbeliebtheit resultiert viel mehr aus den zahlreichen Distanzierungen und Anbiederungen während seiner Zeit als Vizekanzler. Anstatt seine Fehler einzusehen, dürfte Strache diesen Weg nun fortsetzen.
Ein Kommentar von Michael Scharfmüller
Am Rande einer Corona-Demonstration ließ sich FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz mit einem jungen Aktivisten fotografieren. Dabei zeigten beide das unter Tauchern beliebte „OK“-Zeichen, das laut selbsternannten „Rechtsextremismus-Experten“ ein „Hasszeichen“ darstelle. „Oe24“ titelte deshalb – ohne den Schwachsinn zu hinterfragen:
„FP-General zeigt bei Demo Terroristen-Gruß aus USA“
Während viele Patrioten über die absurde Schlagzeile lachten, teilte Ex-FPÖ-Chef HC Strache den „Oe24“-Artikel auf Facebook, um bei dieser Gelegenheit gegen seine alte Partei und ihre neue Führungsriege auszuteilen.
Straches Distanzierungsmarathon
Mit diesem Verhalten schließt Strache an seine Zeit als Vizekanzler an. Hier eine kleine Erinnerung ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Im Rahmen der Liederaffäre:
„Burschenschaften haben nichts mit der FPÖ zu tun“
In der Causa „Identitäre Bewegung“ (IB) distanzierte sich Strache mehrmals sehr wortreich. Hier nur ein Bespiel dafür:
„Identitäre sind eine Sekte“
(Im Info-DIREKT-Interview zur Wien-Wahl im Jahr 2020 wollte Strache von diesen völlig übertriebenen Distanzierungen übrigens nichts mehr wissen.)
Strache distanzierte sich jedoch nicht nur vom politischen Vorfeld seiner Partei, sondern auf Zuruf auch von seinen eigenen Parteikameraden. Beispielsweise von Wolfgang Zanger, der im Nationalrat Gewerkschafter als „Beidl“ bezeichnete:
„Strache will Parteifreund Zanger ‚Ordnungsruf‘ erteilen“
Anders als Strache distanzierte sich Herbert Kickl, damals Innenminister, nicht von Zanger,
Das Rattengedicht
Freilich, das mag eine Kleinigkeit sein. Keine Kleinigkeit war jedoch, als Strache und Haimbuchner (FPÖ-Oberösterreich) einen langjährigen FPÖ-Funktionär fallen ließen, weil ein Grüner ein harmloses Gedicht von diesem erfolgreich skandalisiert hatte. Bei einer Pressekonferenz meinte Strache damals dazu, dass der Dichter „in den politischen Müll gegriffen“ hätte und, dass der Text
„mit den Grundsätzen der Freiheitlichen Partei nicht vereinbar“
sei. Hier ein Ausschnitt aus Straches Stellungnahme:
Hier ein Info-DIREKT-Interview mit dem Verfasser des harmlosen Rattengedichts.
Absurde Fotoklage trug zur Kriminalisierung bei
Die peinlichste Distanzierung lieferte Strache jedoch im Februar 2019 vor Gericht. Damals hatte er einen Polit-Clown geklagt, weil dieser ein Foto veröffentlicht hatte, auf dem Strache mit Identitären-Aktivisten zu sehen war. Strache behauptete, dass sein Gesicht in das Foto „hineinmontiert“ worden wäre, wodurch er einen immateriellen Schaden wegen „empfindlicher Kränkung“ erlitten hätte. Vor Gericht musste er dann aber eingestehen, dass das Foto doch keine Fälschung, sondern echt war. Mit dieser absurden Klage trug Strache damals viel zur grundlosen Kriminalisierung der „Identitären Bewegung“ bei.
Straches Zeit als Vizekanzler ist ein Lehrbeispiel für den Merksatz „Wer sich distanziert, verliert“. Mit seinem gegen Schnedlitz und Kickl gerichteten Facebook-Posting schlägt Strache also nun wieder jenen Weg ein, den er kurz bevor er Vizekanzler wurde, begonnen hat.
Bei eigener Frau weniger kritisch
Nur von einer Person hat sich Strache bisher nicht distanziert: Von seiner Frau Philippa Strache. Und das obwohl sie am 20. Jänner 2022 als fraktionslose Abgeordnete im Nationalrat für die Einführung der Corona-Impfpflicht stimmte. HC Strache meinte in Interviews damals dazu, dass seine Frau eben eine starke, emanzipierte Persönlichkeit sei, die eigene Entscheidungen treffe.
Philippa Straches politischer Werdegang ist übrigens interessant. Im Kurier vom Juni 2019 ist dazu zu lesen:
„Zuerst dockte sie als Parlamentsmitarbeiterin bei Josef Cap in der SPÖ an.“
Zwischen 2012 und 2013 soll sie dann Pressesprecherin der Partei „Team Stronach“ gewesen sein. Über Fellners „oe24.tv“ und „FPÖ TV“ soll sie dann den Weg in die FPÖ gefunden haben.
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