Der Rücktritt der ebenso farb- wie politisch geschlechtslos wirkenden Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow als Co-Vorsitzende der Linkspartei sorgt vor allem in den Senderfluren des „Mitteldeutschen Rundfunks“ (MDR) für arge Betrübnis – so sehr, dass man der skandalumwitterten, hochumstrittenen „Rampensau“ aus dem Thüringer Landesverband Bodo Ramelows mehr als nur eine Träne nachweint. In einem unterirdischen Kommentar hob MDR-Redakteur Guido Fischer die Zurückgetretene in einer unkritischen Eloge in den siebten Himmel.
„Hennig-Wellsow hat die Partei mit straffer Hand geführt”, so Fischer. Sie habe „schmerzhafte Kompromisse mit den viel kleineren Koalitionspartnern SPD und Grünen in Partei und Fraktion resolut durchgedrückt”. Mehr noch: „Dass die Linke in Thüringen regierungsfähig wurde und blieb, ist vor allem Hennig-Wellsows Werk.” Natürlich darf es da jetzt auch an Hochachtung für einen Rücktritt (offiziell aus „persönlichen Gründen„) nicht fehlen, der in Wahrheit wohl vor allem durch parteiinterne Querelen, die strukturelle Krise der Linkspartei und eine handfeste Sexismus-Affäre im hessischen Landesverband von Hennig-Wellsows Co-Chefin Janine Wissler verursacht wurde.
Eigentümliches Demokratieverständnis
Doch damit nicht genug: Der MDR offenbart außerdem auch ein eigentümliches Verständnis von Respekt und demokratischer Gesinnung, das bei der „Linken” zwar nicht weiter verwundert, für einen gebührenfinanzierten Staatssender jedoch absolut indiskutabel sein sollte: Ausgerechnet jene unverschämte und demokratieverachtende Aktion im Kontext der thüringischen Ministerpräsidentenwahl im Februar 2020, mit der Hennig-Wellsow am Vorabend der Corona-Pandemie im Erfurter Landtag von sich reden gemacht hatte, wird vom MDR erneut verherrlicht. Die damalige Fraktionschefin der Linkspartei hatte damals dem verfassungsmäßig und formaljuristisch einwandfrei von der Mehrheit des Landtags im dritten Wahlgang gewählten Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) den zur Gratulation bestimmten Blumenstrauß verächtlich vor die Füße geworfen und hatte ohne Gratulation kehrtgemacht – weil Kemmerich mit den Stimmen der AfD mitgewählt wurde.
Was „SHW’s” wohlinszenierter damaliger Affront in Wahrheit markierte, war fraglos ein absoluter Tiefpunkt des Parlamentarismus und des politischen Anstands in Deutschland – zumal dem Zwischenfall dann wenig spöter der nicht minder bodenlose Ukas Angela Merkels gefolgt war, das „unverzeihliche“ Wahlergebnis sei „unverzüglich rückgängig zu machen“ (woraufhin die FDP mit der „Faschismus-Steigbügelhalter“-Schuldzuweisung belegt und Kemmerich erfolgreich zum Rücktritt genötigt wurde). Bei der MDR-Hommage jedoch erscheint die Blumenstrauß-Rüpelei der Kampf-Linken Hennig-Wellsow rückschauend als heldenhafte Aktion: Der „Blumenstraußwurf machte sie bundesweit zur Ikone”, so MDR-Fischer – der außerdem von Hennig-Wellsows „fraglos größtem Moment” schreibt und gleich nochmals wiederholt: „Diese Geste der Verachtung machte sie bundesweit zur Ikone – nicht nur in ihrer Partei.” Demokratiemissachtung und würdeloses, pöbelndes Verhalten soll also ikonisch sein ? Damit wäre dann wohl alles zur politischen Kultur Deutschlands der 2020er Jahre gesagt.
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